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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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den
ramponierten falschen Wimpern, während sie den Besucher begutachtete.
„Ich würde dir ja einen Snack anbieten“, bemerkte Rhen.
„Tut mir leid, Schätzchen“, antwortete Elmer, als hätte die Prostituierte ihm
dieses Angebot gemacht. „Nimm´s nicht persönlich.“
„Verschwinde!“ Rhens kalt über die Schulter geworfene Anweisung ließ das
professionelle Lächeln verblassen. Die Frau trollte sich schmollend. Nicht ohne
den Männern einen ausgiebigen Blick auf ihre unbedeckte Kehrseite zu gönnen,
bevor sie die Tür hinter sich ins Schloss zog.
    „Du bist und
bleibst ein Rüpel“, spottete Elmer.
Rhen zuckte ungerührt die Schultern.
„Nur zu deiner Information, es ist erst Samstag!“
Rhen kniff irritiert die Augen zusammen. Wann hatte er noch mal darum gebeten,
nach drei Tagen in die Realität zurückgeholt zu werden?
„Ich hätte dich normalerweise noch vierundzwanzig Stunden in Ruhe gelassen.“
Rhen atmete tief ein. Die Abstände zwischen seinen Absackern wurden kürzer. Elmer
musste das bemerken. Aber er würde es niemals zur Sprache bringen. Und auf
keinen Fall würde er versuchen, Rhen von seinem selbstzerstörerischen Verhalten
abzubringen. Es sei denn, etwas wirklich Schwerwiegendes war vorgefallen.
„Spuck´s einfach aus!“, forderte Rhen.
„Wir haben Paolo gefunden.“
„Er ist tot?“ Rhen wusste kaum, warum er fragte. Wäre es anders, würde Elmer
ihn nicht damit belästigen.
„Zwei der Jungs haben seine Leiche ein paar Hundert Meter vom Caven entfernt in einem Lichtschacht entdeckt. Er wurde enthauptet und sein Körper
ist praktisch blutleer.“

 
     
12
    Es war
stockdunkel, als Tony von einem Besuch bei Samantha zurückkehrte und die Garage
erreichte. Lukas Jeep parkte bereits auf seinem angestammten Platz neben dem
ihren. Ihre Stimmung hob sich schlagartig. Sie verließ das Parkhaus und schlug
den längeren, aber hell erleuchteten und belebten Weg ein. Sie hätte sich auf
der vertrauten Abkürzung durch Hinterhöfe und schmale Gassen nicht unsicherer
gefühlt. Doch sie befolgte Lukas Bitte, kein Risiko einzugehen. Es war fünf Tage
her, seit er sich zuletzt genährt hatte. Tief in ihrer Brust schien ein
Gummiband verankert, das sie unwiderstehlich zu ihm zog. Alles, woran sie
denken konnte, war er. Sein Gewicht und seine Hände auf ihrem Körper, seine
Zähne in ihrer Kehle.
    Tony sprang
beschwingt auf den schmalen Steg, der zum Podest vor der Eingangstür ihres
Kahns führte. Gewohnt sicher balancierte sie über die Planke, die nur auf einer
Seite ein Geländer aufwies, den Schlüssel in der Hand. Sie sah, wie der
Türknauf sich drehte.
Gewiss erwartete Lukas sie bereits und hatte ihr Näherkommen bemerkt. Das
Lächeln auf ihren Lippen verbreiterte sich. Gleich würde ihr Gefährte sie in
die Arme schließen und ungeduldig in die Zweisamkeit ihres Zuhauses ziehen.
Die Tür öffnete sich einen Spalt. Der Ärmel einer hellbraunen Jacke wurde
sichtbar. Wildleder? Sie hatte dieses Kleidungsstück nie zuvor gesehen. Es
passte nicht zu Lukas.
Verunsichert streckte Tony den Arm nach dem Metallgeländer aus, das die
Eingangsplattform umgab. Die Tür ging ganz auf. Der Mann drehte den Kopf, sah
Tony direkt an. Er hatte dunkle Augen und blau-schwarz schimmerndes Haar. Rhen
O´Toole!
Was machte er hier? Lauerte er ihr auf? Hatte er Lukas etwas angetan?
Panik verwandelte ihre Knie in Pudding. Sie grapschte nach dem Geländer - und
verfehlte es.
    Rhen öffnete die
Tür und trat auf den Steg vor Lukas Hausboot. Das erste, was er erblickte, war
Lukas Gefährtin, die auf ihn zu kam. Oder vielmehr auf die Tür, in der er
stand.
Er wusste genau, in welchem Bruchteil der Sekunde Tony ihn erkannte. Eben noch
eilte sie den Steg entlang. Dann trafen sich ihre Blicke. Freudige Erwartung
kippte um zu schriller Panik. Sie erstarrte - und tat einen unwillkürlichen Schritt
rückwärts. Ihr Fuß verpasste die Planke, ihre umhertastende Hand das Geländer.
Automatisch trat Rhen zwei Schritte vor. Viel zu schnell natürlich, dabei war
die Gracht an diesem milden Abend voller Menschen.
„Tony!“
Lukas drängte durch die Tür, doch er wäre nicht rasch genug an Rhen
vorbeigekommen. Der Warlock erwischte Lukas Gefährtin am Arm. Auch den
Schlüssel, den sie fallen ließ, fing er mühelos auf, bevor er im Wasser
landete.
Wachsam musterte er die Passanten. Einige mussten den Vorfall gesehen haben.
Dennoch machte sich kaum jemand Gedanken über diesen Mann, der sich für eine
knappe Sekunden bewegt hatte

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