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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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nichts
anderes übrig bleibt, als mich zu verdächtigen. Um dafür zu sorgen, dass du
deine Zeit nicht verschwendest und dich so schnell wie möglich der Suche nach
dem Täter zuwendest, bin ich bereit, mich einem telepathischen Verhör zu
unterziehen.“
Arne gelang es, seine Verblüffung fast vollständig zu verbergen. Lukas, der
noch immer im Hintergrund an der Wand lehnte, sog überrascht die Luft ein. Rhen
war der Letzte, von dem er geglaubt hätte, dass er sein Innenleben freiwillig
einem Jäger preisgeben würde.
„Wenn du bestehst“, bestätigte Arne, „würde das allerdings jeden Verdacht
ausräumen.“
„Ich tue es unter einer Bedingung: Lukas soll das Verhör führen!“

 
13
    Thomas füllte ein
breites Glas mit gestoßenem Eis. Auf dem Barhocker direkt vor ihm hatte sich
eine junge Frau niedergelassen. Ihre Brüste befanden sich in permanenter
Gefahr, aus dem eng geschnürten Bustier herauszuplatzen. Zweifellos kam sie
sich herrlich verrucht vor, im Raven , der verrufenen Vampirdisco ,
zu sitzen und eine Grüne Eisfee zu bestellen. Einen Cocktail, der eine
ordentliche Portion Absinth enthielt.
Es war Donnerstag, zwei Uhr früh, und der Klub gut besucht. Mit den Wochenenden
ließ sich das Geschäft allerdings kaum vergleichen. Jedenfalls nicht hier
draußen. Den Bluttrinkern, die sich in die hinteren Zimmer zurückgezogen hatten
- der eigentlichen Blutbar, für die das hopsende Jungvolk lediglich die Tarnung
lieferte - war der Wochentag gleichgültig. Vampire gingen selten Bürojobs nach.
Das Raven hatte einen zweifelhaften und daher dem Geschäft sehr
zuträglichen Ruf. Es gab nicht wenige Sterbliche, die in den plüschigen Nischen
oder abgeschirmten Ecken zur Sache kamen. Auf den Toiletten, die wohlweislich
großzügig bemessen wurden, war ohnehin die Hölle los. Dass die Putzkolonne am
Ende der Nacht gebrauchte Kondome und verlorene Unterwäsche einsammelte,
gehörte zum festen Programm.
    Thomas übergoss das
Eis mit sorgfältig abgemessenem Zitronensaft und Absinth. Die junge Frau
beobachtete gespannt, wie er Zucker unterrührte und ihr den Cocktail zuschob.
Dann wandte er sich einem, nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten, wesentlich
vielversprechenderen Besucher zu.
Anton Weißhaupt war ein Stammgast. Auf dem Weg von der Tür zur Bar hatte er
sich, unter dem halben Dutzend ausgesucht hübscher Mädchen, die sich ihm dezent
anboten, bereits für Sue Lee entschieden. Für sie hegte er eine gewisse
Vorliebe.
Die chinesischstämmige Amerikanerin war vermutlich die einzige Frau, die es
schaffte, auf einem Barhocker den Eindruck zu erwecken, sie würde sich wie eine
Katze zusammenrollen.
Der Barkeeper neigte vor dem Bluttrinker, der hinter ihrem Hocker stehen blieb,
den Kopf. Thomas gab ihm damit zu verstehen, dass er wusste, wen er vor sich
hatte. Der Mann war reich, an Geld wie an Einfluss, und alt genug, um eine
Behandlung, welche seiner Bedeutung Rechnung trug, zu schätzen.
    „Was darf es
sein?“ Thomas sprach Sue an, als wäre die junge Frau ihm gänzlich unbekannt.
„Ich möchte nicht zu viel durcheinandertrinken“, sie blickte sich, um Erlaubnis
heischend, nach dem Vampir um. „Einen Champagnercocktail, bitte!“
Thomas wartete Antons Zustimmung ab, bevor er einen Sektkelch ergriff, einen
Zuckerwürfel hineingab und diesen in Angostura tränkte.
    Wie aus dem
Nichts tauchte Etienne auf. Er neigte den Kopf tief genug, um den Gast seinen
dunklen, exakten Scheitel sehen zu lassen. „Die Suite steht zu deiner
Verfügung, Anton“, erklärte er dienstbeflissen. „Wie üblich.“
Das bedeutete, in der Luxussuite lief klassische Musik und eine Flasche teuren
Champagners wartete auf Sue.
Etienne zog sich diskret zurück, blieb jedoch nah genug, um sofort zur Stelle
zu sein, sollte Anton suchend den Blick heben. Sue sah Etienne nicht an. Ihr
Blick hing an Thomas geschickten Händen. Sie beobachtete, wie er ihr Glas mit
Champagner auffüllte und ein Stück Zitronenschale hineinfallen ließ, als würde
dieses Schauspiel sie völlig in seinen Bann ziehen. Nicht zum ersten Mal fragte
Thomas sich, ob es die Perspektive hinter der Bar war, die ihn so viel mehr
sehen ließ.
    Er bediente
weitere Gäste, während Sue ihren Cocktail schlürfte. Mit halbem Ohr lauschte er
der leichten, angeregten Konversation, die der gebildete Bluttrinker ohne Zweifel
genoss. Sue war eine hochintelligente junge Frau, die sich bei vollem Bewusstsein
mit ihm einließ. Dafür bezahlte der Vampir regelmäßig, ein bis zwei Mal

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