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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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einem verschrammten Holzstuhl. Arne musterte ihn
kritisch.
Rhens Designerjackett aus feinstem Wildleder lag über dem wackeligen Tisch. Der
Brillant in seinem Ohrläppchen war für einen Mann eigentlich zu groß und in
Platin gefasst. Zusammen mit dem dazu passenden Ring, der Krawattennadel und
den Manschettenknöpfen war allein der Schmuck, den der junge Bluttrinker trug
ein Vermögen wert.
    „Das ist die
größte Scheiße, die ich je gehört habe“, behauptete Rhen. „Du kannst es als
Beweis nehmen, wie sehr ich dich respektiere, wenn ich dir auf diesen
Schwachsinn überhaupt antworte.“
„Gut!“, versetzte Arne. „Dann wird es dir nichts ausmachen, mir zu sagen, wie
lange Finn schon zu deiner Gang gehörte.“
Rhen schüttelte den Kopf. „Finn war kein Warlock! Sehe ich wie ein Idiot aus?
Er war noch keine sechzehn.“ Rhen beugte sich vor und grinste Arne
herausfordernd an. „Damit würde ich mich ja strafbar machen. Das solltest du
doch wirklich wissen, dass ich große Stücke auf das Gesetz halte.“
„Was war mit Paolo? Er war sechzehn. Und Stammgast in deinem Klub.“
„Das ist mehr als übertrieben. Er hatte Zutritt, weil Finn ihn eingeführt hat.
Ich vermute, das weißt du bereits.“
Arne verzog den Mund zu einem kalten Lächeln. „Die beiden gehörten in der Burg
zum selben Jahrgang. Finn wollte Paolo zu einem Fuß in deiner Tür verhelfen.
Und nicht lange nach Finns Tod verschwand Paolo spurlos.“
Rhen erwiderte Arnes falsches Grinsen. Sie glichen zwei Raubtieren, die
einander umkreisten und dem Gegner die Zähne zeigten.
„Richtig! Paolos letzte Lieferung war für deinen Sohn und seinen englischen
Kumpel bestimmt, nicht wahr? Das Blut ist im Gully gelandet. Ich schätze, wir
haben beide unsere Informationsquellen. - Ich bitte dich, Arne! Warum hätte ich
diesen Bordsteinschwalben die Kehlen durchschneiden sollen? Das ergibt doch
keinen Sinn.“
„Wenn es einen Sinn ergäbe, hätte ich nicht gewartet, bis du von selbst hier
rein spazierst!“
Lukas trat ein und ersparte es den beiden Männern, ihr fruchtloses Geplänkel
fortzusetzen.
„Wir haben ihn im Labor“, berichtete er.
Weder Arne noch Rhen entging die Blässe in seinem Gesicht. Dafür war nicht
allein sein akuter Durst verantwortlich. Der zweite kopflose Jugendliche
innerhalb kurzer Zeit setzte Lukas zu.
„Jamal sieht ihn sich grade an. Es wird noch einen Moment dauern, bis er
Genaueres sagen kann. Aber er ist sich jetzt schon sicher, dass Paolo auf
ähnliche Weise gestorben ist wie Finn. Er wurde ausgeblutet und erst
anschließend geköpft.“
„Wir werden die Leiche möglichst bald nach Frankfurt überführen“, bestimmte
Arne. „Jamal gibt sich alle Mühe, aber unsere Mittel hier sind begrenzt. - Wie
war das nun, mit Paolo Laurenzoni?“ wandte er sich erneut Rhen zu. „Hatte er
denn eine Chance, aufgenommen zu werden?“
Rhen lachte leise. „Ich kannte den Typ zwar nicht besonders gut, aber nein,
keine Chance. Unser Bedarf an Handlangern ist nicht sehr groß und zurzeit mehr
als gedeckt. Ich bezweifle, dass Finn seine Zusage an Paolo einhalten wollte.
Er hat das mir gegenüber mit keinem Wort erwähnt. Ich vermute, er wollte sich
Paolo vom Hals halten, bis er sein letztes Jahr in der Burg hinter sich hatte.“
Rhen zögerte kurz. „Finns Aufnahme als Warlock, an seinem sechzehnten
Geburtstag, war beschlossene Sache.“
Arne gab seinen Platz auf der Tischkante auf und ließ sich auf den zweiten
Stuhl sinken. „Da wir grade dabei sind ehrlich zu sein: Ich bin erstaunt.“
Rhen sah den Jäger fragend an.
„Ich hätte damit gerechnet, dass du deine Leute anweisen würdest, ein derart lästiges
Corpus Delicti verschwinden zu lassen. Keine Leiche, keine Probleme. Ich
scheine dich falsch eingeschätzt zu haben. Oder du hast einen guten Grund, mich
genau davon überzeugen zu wollen.“
Rhen runzelte die Stirn. „Ich habe einen verdammt guten Grund, zu wünschen,
dass ihr Finns Mörder findet“, erklärte er mit Nachdruck. „Dieser Paolo
interessiert mich nicht, aber Finn war ein Freund, ein Bruder. Mir war sofort
klar, dass beide den gleichen Tod gestorben sind.“
„Und sicher auch, dass wir zu dir kommen würden. Egal wo und wann Paolos Leiche
wieder aufgetaucht wäre“, ergänzte Arne.
Rhen nickte ungerührt. „Ja, das selbstverständlich auch. – Arne, ich habe kein
Interesse daran, von euch stundenlang verhört und womöglich monatelang
überwacht zu werden. Ich bin hergekommen, weil ich weiß, dass dir

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