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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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fieberhaft nach einem Zugang zum Verstand der Männer, die sich, seiner
unbeschwerten Haltung zum Trotz, drohend vor ihm aufbauten.
Noch warteten die Skins auf eine Reaktion ihres Anführers, der sich unerwartet
zurückhaltend verhielt. Was ausschließlich an Etiennes geistiger Intervention
lag.
Allerdings gelang es dem Bluttriker nicht, weitere der unwillkommenen Gäste
unter seine Kontrolle zu bringen. Sobald er sich auf die drei anderen
konzentrierte, drohten ihm die Gedanken des Anführers zu entgleiten. Und dabei
versuchte er nicht einmal, den Kerl zu beeinflussen. Er zwang ihn lediglich,
passiv zu bleiben. Etwas Vergleichbares hatte Etienne, der sich, ohne
Übertreibung, als starken Telepathen bezeichnen konnte, noch niemals erlebt.
    „Ich schlage vor,
ihr trinkt aus. Und dann seht ihr euch nach einem anderen Lokal um.“
Ein einzelner Schweißtropfen rann Etiennes Schläfe hinab, das einzige äußerliche
Zeichen der Anstrengung, welche der Bluttrinker sich abforderte. Es hatte
keinen Sinn! Er gab seine Versuche, alle vier Sterblichen beherrschen zu wollen
auf. Stattdessen konzentrierte er sich, neben dem Anführer, auf den Schläger,
der den aggressivsten Eindruck machte. Telepathisch rief er Jan zu Hilfe. Mehr
konnte er nicht tun, obgleich er am Erfolg zweifelte.
Wenn es ihm selbst nur mit äußerster Anstrengung gelang, zwei dieser Männer
gleichzeitig zu kontrollieren, würde Jan das kaum schaffen. Sein Partner besaß
viele Eigenschaften, die zur Führung ihres Geschäfts nützlich waren. Doch
verglichen mit ihm war er ein schwacher Telepath.
    Sobald Jan sich
anschickte, den Platz hinter dem Pult des Discjockeys zu verlassen, ließ Thomas
das Rührglas mit Gin und Eiswürfeln stehen.
„Entschuldigen Sie bitte“, wandte er sich flüchtig an den Gast und eilte Jan
entgegen. Während sie aneinander vorbeigingen, warf Thomas ihm einen besorgten
Blick zu, den Jan bewusst ignorierte.
    Jan beschlich ein
mieses Gefühl. Etienne hatte schon ganz andere Situationen gemeistert, ohne
seine Hilfe in Erwägung zu ziehen. Doch als er seine telepathischen Fühler nach
den Köpfen der Krawallmacher ausstreckte, begriff er schnell, was vorging.
    Natürlich wäre es
für ihn und Etienne ein Leichtes, diese vier Gestalten mittels körperlicher
Gewalt aus dem Klub zu befördern. Sterbliche hatten gegen Bluttrinker keine
Chance, wenn es um Kraft und Schnelligkeit ging. Aber das Auftreten der Kerle
hatte dafür gesorgt, dass sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen, wenn
die meisten der Gäste auch versuchten, es sich nicht anmerken zu lassen.
Ein Kampf barg ein erhebliches Risiko, sich als nicht menschlich zu outen. Sie
durften nicht mit voller Kraft zulangen. Ihre Zuschauer würden Bauklötze
staunen, wenn der schlanke Etienne und der allenfalls mittelgroße Jan diese
Preisboxer-Typen umnieteten.
Noch schlechter wäre es, wenn sie durch einen dummen Zufall verletzt würden.
Die Geschwindigkeit, in der ihre Verletzungen heilten, würde sie auf jeden Fall
verraten.
Sich deswegen von diesen Mistkerlen vermöbeln und die Gäste vergraulen zu
lassen kam allerdings auch nicht infrage.
    Jan, dem sofort
klar wurde, dass er keine Chance hatte, zwei der Männer zu kontrollieren,
stürzte sich, mit aller ihm zu Gebote stehenden geistigen Kraft, auf den
größeren der beiden noch unversorgten Skins. Er mochte kein begnadetes
Naturtalent sein, aber das hieß schließlich nicht, dass er in den Jahren in der
Burg nichts gelernt hätte.
„Was ist Sache, Alter?“, sprach der Kahlkopf gerade ratlos seinen Anführer an.
Dann hatte Jan ihn ruhiggestellt. Doch genug Konzentration abzuzweigen, um den
Vierten ebenfalls auszuschalten, war völlig illusorisch. Davon, die Männer
tatsächlich zu beherrschen, gar nicht zu reden.
Obwohl der ganze Auftritt bisher höchsten zwei oder drei Minuten dauerte, zog
der übrig gebliebene Skin misstrauisch die Stirn in Falten. Das konnte nicht
mehr lange gut gehen!
    In diesem
Augenblick löste sich eine breitschultrige Gestalt aus der Menge der Besucher.
Der fremde Bluttrinker hielt den vier unwillkommenen Gästen seine leere Hand
unter die Nase, wie ein Filmpolizist, der seine Marke zeigte.
„Drogenfahndung“, nuschelte er, gerade laut genug, damit die am nächsten
stehenden Zuschauer es mitbekamen. „Folgen Sie mir nach draußen!“
Er tat, als würde er seinen Ausweis wieder wegstecken und nutzte die Zeit, um
sich in den Verstand des letzten Schlägers einzuklinken. Dabei runzelte er
erstaunt die

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