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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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Badewanne
eingeschlafen.“
Lukas winkte. „Jetzt komm schon, Tony. Du bist in Klarenberg geboren. Du weißt,
wo wir hier sind. Diese alten Schauergeschichten musst du doch mit der
Muttermilch eingesogen haben.“
     
    „Du kannst ganz
beruhigt sein. Hier unten ist absolut nichts, wovor du Angst haben müsstest.“
Tony zog die Geheimtür hinter sich zu und hoffte inständig, dass Lukas wusste,
wie er sie wieder auf bekam. Sie konnte auch auf dieser Seite keinen
Öffnungsmechanismus entdecken. Besorgt musterte sie die von Fackelruß
geschwärzte Decke, während sie hinter ihrem Gefährten her trottete. Ihre Stimme
zitterte leicht.
„Solange nichts runterkommt.“
„Das Gerücht über die Einsturzgefahr hat schon mein Großvater aufgebracht.“
Lukas grinste. „Als Gegengewicht zu den Vampirlegenden. Johann tut sein Bestes,
es aufrechtzuerhalten.“
Verblüfft vergaß Tony ihre Furcht, verschüttet zu werden. „Zu Hause wurde
darüber niemals gesprochen. Meine Mutter hätte nicht zugelassen, dass wir uns
mit Spukgeschichten beschäftigen. Von den Tunneln hab ich erst in der Schule
gehört. Aber ich dachte nicht, dass die Vampirgeschichten so alt sind.“
„In Klarenberg hat es immer Bluttrinker gegeben. Die ältesten Hohlräume sind
sogar wesentlich älter als die Stadt selbst. Um die zweitausend Jahre, schätzt
Johann.“
Tony schluckte. Für Menschen ein unvorstellbarer Zeitraum. Sie begann grade
erst zu begreifen, dass Bluttrinker in anderen Dimensionen dachten.
„Dabei sind die wenigsten Tunnel den Sterblichen bekannt. Die Stadtverwaltung
weiß nur von den Gängen, die einige der älteren Fachwerkhäuser miteinander
verbinden. Es gibt Tunnel, die bis zur Ruine Klarenfels hinaufführen. Johann
hat jedes der neueren Häuser, die ihm oder Nora gehören, anschließen lassen.“
„Ich kann das gar nicht glauben! Wie lange ist es her, dass hier unten
tatsächlich jemand gelebt hat?“
Lukas brummte nachdenklich. „Das kommt drauf an, was du darunter verstehst.
Soweit ich weiß, hat Johann hier unten die Tage verbracht, bis er mit Nora
zusammenkam. Er hat die Villa bauen lassen, damit sie nicht unter der Erde
leben muss. Sein Arbeitszimmer hat er noch lange hier unten gehabt.“ Er
bemerkte Tonys Blick. „Du musst bedenken, die Fensterscheiben mit
UV-Beschichtung hat Nora erst kurz vor meiner Geburt einbauen lassen. Und diese
superdichten Rollos werden auch noch nicht ewig hergestellt.“
Tony nickte langsam. Natürlich! Man vergaß das alles so leicht.
„Und was machen wir hier unten?“, fragte Tony, während sie ihre Jacke
überstreifte.
„Ich will dir was zeigen.“
     
    Tony hätte den
schmalen, abzweigenden Korridor bestimmt übersehen. Er sah nicht anders aus als
ein Dutzend weiterer dunkler Nischen, an denen sie vorbeigekommen waren.
„Hier haben meine Großeltern gelebt.“ Lukas klang ein wenig aufgekratzt. „Das
ist natürlich eine Ewigkeit her. Gerwulf muss ein oder zwei Jahrhunderte vor
Christus geboren worden sein. Das hat Johann jedenfalls recherchiert. Hier in
der Gegend haben damals irgendwelche keltischen Stämme gesiedelt. Mein
Großvater war so eine Art Magier oder Druide für sie. Verrückt, was?“
    Der Gang
erweiterte sich zu einem lang gestreckten Raum, von dem mehrere Durchgänge
abzweigten. Einige waren mit gewebten Stoffen verhängt, die im schwachen Schein
der Fackel in tiefen, intensiven Farben leuchteten. Lukas schob eine dieser
Stoffbahnen zur Seite und bedeutete Tony hindurchzugehen. Der Vorhang knisterte
wie Pergament.
„Das Zeug ist uralt. Eigentlich ein Jammer, dass es hier unten vergammelt.“
Tony blieb nach ein paar Schritten unsicher stehen. Der Raum war zu groß, um
von einer einzigen Fackel erhellt zu werden.
„Warte einen Augenblick!“
Tony spürte den Luftzug, als Lukas an ihr vorbeiging. Dann flammten an der
gegenüberliegenden Wand zwei weitere Fackeln auf. Ein paar altmodische Öllampen
und Kerzen folgten. Zuletzt sah sie Lukas vor dem Kamin knien, wie er das darin
aufgeschichtete Holz entzündete.
„Heller wird es hier drinnen nicht. Heute wäre es natürlich kein Problem, Elektrizität
hier rein zu legen. Aber so wie jetzt ist es auch im Mittelalter gewesen.“
Er erhob sich und sah sich mit einem faszinierten Leuchten in den Augen um.
    Ein riesiges
Bett, oder vielmehr ein mit Tierfellen und grob gewebten Decken überladenes
Holzpodest, beherrschte die der Tür gegenübergelegene Seite. Zur Linken
flackerte der Kamin. Schräg davor stand ein Schreibtisch

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