Lebenssonden: Roman (German Edition)
anzukommen, wo unsere Instrumente sie beobachten können. Die Partikel, die die kürzeste Distanz zu überwinden haben, kommen zuerst an und diejenigen, die am weitesten weg sind, zuletzt. Deshalb hat es den Anschein, als ob die Quelle sich mit Lichtgeschwindigkeit vom Beobachter entfernt.«
»Dann ist dieses geheimnisvolle Schiff also von Procyon nach Sol gereist ?«
Papandreas nickte. »Und weil dies auch das Ziel der Pathfinder -Expedition des späten einundzwanzigsten Jahrhunderts war, wird gemutmaßt, dass die Expedition nun zum Sonnensystem zurückgekommen sei.«
»Wissen wir auch wo?«
»Wir haben den Punkt, wo das Schiff in den Normalraum zurückgefallen ist, sehr exakt bestimmt. Er ist sechs Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt. Wir haben das Schiff zu orten versucht, indem wir einen immer größeren Raumsektor um diesen Punkt abtasteten. Bis vor dreißig Minuten hatten wir keinen Erfolg gehabt. Ist natürlich auch kaum verwunderlich. Die Standardsuchtechniken beruhen darauf, dass unsere Schiffe unter Last ein Antriebsfeuer aussenden. Es ist eine logische Annahme, dass ein Schiff mit einem FTL-Antrieb ganz anderen Antriebsprinzipien unterliegt.«
Admiral Smithson rekelte sich auf dem Stuhl, strich sich über den silbernen Bart und betrachtete Papandreas mit dem Schielen von jemandem, der nicht über die volle Sehstärke verfügt. »Wenn sie heimkehrende Forscher sind, wieso haben sie sich dann nicht mit uns in Verbindung gesetzt?«
»Unbekannt«, sagte Papandreas. »Es wird auch gemutmaßt, dass das Sternenschiff mit den Außerirdischen bemannt sei, die zu finden die Pathfinder ausgezogen ist.«
»Und wieso haben sie dann so lange gebraucht?«, fragte Smithson. »Sie hätten vor über hundertfünfzig Jahren wieder zurück sein sollen.«
Der Astronom zuckte die Achseln. »Wer weiß? Vielleicht hatte die Expedition unterwegs ein Ausrüstungsversagen und wurde dadurch aufgehalten.«
Constance Okijimara runzelte die Stirn. »Ich halte diese Spekulationen für müßig. Immerhin ist das Schiff über sechs Milliarden Kilometer entfernt in den Normalraum zurückgefallen. Ob die Crew nun aus Menschen oder Aliens besteht – sie werden Monate zum inneren System unterwegs sein.«
»Ich glaube nicht, Connie«, murmelte Papandreas. Er bearbeitete eine Tastatur, und eine große dreidimensionale Grafik manifestierte sich einen Meter über dem Tisch. »Diese Daten stammen vom Gravitationsprojekt im Asteroiden Achilles. Leider hatte bei der ganzen Aufregung in den letzten Stunden niemand daran gedacht, die Gravtennen-Ausgaben zu überprüfen. Als man sich schließlich doch noch darum kümmerte, entdeckte man eine Hochfrequenzstörung, die das normale Hintergrundrauschen überlagerte. Ganz ehrlich, so etwas haben wir noch nie gesehen.«
Zwei schnelle Anschläge produzierten einen glühenden Pfeil, der an einer Achse des Hologramms schwebte. »Sie werden zum Beispiel bemerken, dass die Dopplerverschiebung in der sekundären Wellenform extrem hoch ist. Was auch immer diese seltsamen Gravitationswellen verursachte, hat sich bei der ersten Entdeckung mit hoher Geschwindigkeit bewegt – unsere Berechnungen ergeben kaum weniger als dreihunderttausend Kilometer pro Sekunde.«
»Lichtgeschwindigkeit!«
»Knapp darunter«, sagte Papandreas und bediente wieder den Computer. Eine neue Grafik ersetzte die erste. » Das hier beruht auf Daten, die sechs Stunden nach der ersten Sichtung gewonnen wurden. Beachten Sie, dass die sekundäre Phasenverschiebung stark reduziert ist. Die Quelle hat sich offensichtlich verlangsamt. Wo wir nun mit zwei Beobachtungspunkten arbeiten, vermögen wir die Antriebs-Kapazitäten unseres Eindringlings zu schätzen.« Eine Reihe von Gleichungen ersetzte die zwei Grafiken. Papandreas schaute flüchtig zu ihnen auf und nickte zufrieden.
»Es scheint, dass unser mysteriöser Besucher zu einer Beschleunigung von zehntausend Metern pro Sekundenquadrat imstande ist. Für die Geisteswissenschaftler unter Ihnen: Das ist das Tausendfache der Erdbeschleunigung!« Er wandte sich an Constance Okijimara. »Wenn es wirklich zur Erde will, müsste es bereits vor ein paar Stunden angekommen sein.«
Gegen Mitternacht hatte Kiral Papandreas fast jeden von der Richtigkeit seiner Zahlen überzeugt. Danach befassten sich die Gesprächsteilnehmer mit dem Problem, ein kleines Raumschiff in der immensen Schwärze des Sonnensystems zu finden. Nachdem ein paar andere Vorschläge unterbreitet worden waren,
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