Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2
Schiffsakten findet sich ein Vermerk, dass ein Angehöriger des Plemia-Clans, Sav Rid Olanek, ihr Unrecht getan hat oder seine Untergebenen dazu anstiftete, besagter Dame Schaden zuzufügen. Nach rechtsgültigen Beweisen wird derzeit geforscht. Ich bin jedoch sicher, dass die Aufzeichnungen der Dutiful Passage der Wahrheit entsprechen.« Er hielt inne.
Delm Plemia neigte sein Haupt, sehr zu Novas Wohlgefallen. Ein schwächerer Charakter hätte nach Mr. dea’Gauss’ Ausführungen mit einer Floskel wie »Davon bin ich überzeugt« geantwortet. Plemia hingegen wartete stumm weitere Erklärungen ab.
Die wurden auch prompt geliefert. »Anscheinend geht es unter anderem um Melant’i. Lady Mendoza ist Terranerin; aus diesem Grund mag es eine Weile dauern, bis die Sache allgemein verständlich wird. An das Haus Mendoza erging eine Nachricht, um die Familie über die Situation und den derzeitigen Stand der Dinge zu informieren. Eine Antwort hat mich noch nicht erreicht. Bis auf weiteres ist Lady Mendoza damit einverstanden, sich den Entscheidungen Korvals anzuschließen, deshalb spreche ich auch in ihrem Namen.«
»Aber wie ist ihre exakte Position?«, hakte Olanek nach. »Ein wenig Melant’i dürfte doch wohl offensichtlich sein. Zum Beispiel heißt es hier, sie diene auf dem Schiff, hätte aber einen persönlichen Vertrag abgeschlossen. Soll das heißen, dass Captain yos’Galan den Schutz des gesamten Korval-Clans einer billigen Liebschaft, einem Lustmädchen, angedeihen lässt?«
Eine berechtigte Frage, fand Nova, wenn jemand nicht Shans Gewohnheit kannte, jeden lahmen Hund und jede ausgesetzte Katze in der gesamten Galaxis zu retten. Auf keinen Fall war sie so abwegig, dass Mr. dea’Gauss konkreten Anlass gehabt hätte, die Schultern zu straffen und scharf den Atem einzuziehen.
»Als ich die Dutiful Passage verließ«, kanzelte er den Vertreter des Plemia-Clans in eisigem Tonfall ab, »diente Lady Mendoza dort als auszubildender Zweiter Maat und Pilotin Zweiter Klasse. Sie steuerte die Passage, als das Schiff unter Feuer genommen wurde, und nur ihrem beherzten Eingreifen ist es zu verdanken, dass das Schiff nicht beschädigt wurde und es keine Opfer zu beklagen gab. Dass Lady Mendoza Captain yos’Galan die Ehre ihrer Freundschaft erweist, lässt sich nicht abstreiten. Lady Faaldom genießt das gleiche Privileg. Die Person, von der hier die Rede ist, würde sich niemals zu einer ehrlosen Gunstbezeugung herablassen.«
Große Götter, was für ein Lobgesang! Beinahe hätte sich Nova vergessen und den geschäftlichen Berater des Korval-Clans aus großen Augen angestarrt.
Taam Olanek winkte mit einer versöhnlichen Geste ab, und das Licht fiel auf die glänzende Emaillearbeit seines Clan-Rings. »Nichts lag mir ferner, als die Seriosität des Captains oder der Lady anzuzweifeln, Sir. Aber um den Sachverhalt zu klären, musste ich diese Frage stellen. Sie selbst erwähnten, dass Melant’i Anlass zu Komplikationen geben könnte.«
Mr. dea’Gauss neigte sein Haupt. »Melant’i hat viele Gesichter, Sir. Gewiss wird die Antwort aus dem Hause Mendoza ein wenig mehr Licht ins Dunkel bringen. Gibt es noch irgendwelche Fragen, die Sie gern beantwortet hätten? Kann ich Ihnen in irgendeiner Art und Weise dienlich sein?«
Olanek löschte das Bild auf seinem Monitor und seufzte. »Ich denke, die nächsten Fragen sollte ich an meine Anverwandten richten. Eldema, ich werde mich auf die Daxflan begeben und mich davon überzeugen, was tatsächlich vorgefallen ist. Im Interesse beider beteiligten Parteien, Korval und Plemia, bitte ich, Mr. dea’Gauss die Erlaubnis zu erteilen, mich begleiten zu dürfen.«
»Ich bin derjenige, der für den Korval-Clan Augen und Ohren offen hält«, murmelte der ältere Gentleman.
»Aus exakt diesem Grund hätte ich Sie gern bei mir, Sir. Sie genießen den Ruf, über Weitblick zu verfügen und ein kluger Ratgeber zu sein. In einer derart verzwickten Situation wie dieser bedarf Plemia beider Eigenschaften.«
»Korval«, mischte sich Nova ruhig ein, »hat keinerlei Einwände.«
Mr. dea’Gauss tauschte mit ihr einen flüchtigen Blick. Fast schien es, als ob er lächelte. Er beugte sein Haupt vor Olanek und signalisierte auf diese Weise seine Bereitschaft, ihm zu dienen. »Ich bin zur Abreise bereit, wann immer Plemia mich dazu auffordert.«
Schiffsjahr 65, Reisetag 171, Dritte Schicht, 14.00 Uhr
P riscilla kam zu ihm mit der Geschmeidigkeit einer Pilotin, eine schmale Hand
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