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Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
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Schirm. »Wurde der Göttin anvertraut«? Sie war tot? Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er sich vorstellte, Priscilla sei gestorben. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Sei kein Idiot, Shan!«
    Er schloss das Fenster und rief Priscillas Personaldaten auf; dazu ließ er sich die Informationen geben, die bei der terranischen Zensusbehörde gespeichert waren, ein an sich völlig sinnloser bürokratischer Akt.
    Die Daten erschienen nebeneinander auf dem Schirm; Netzhautmuster, Fingerabdrücke, Blutgruppe, genetische ID-Karte.
    Die Frau, die sich Priscilla Delacroix y Mendoza nannte, war Priscilla Delacroix y Mendoza, und zwar mit fast hundertprozentiger Sicherheit.
    Eine Mendoza von Sintia … Er erinnerte sich an die kalte Woge der Verzweiflung, die über Priscilla hinwegschwappte, an ihr blasses Gesicht, an die matte Handbewegung, mit der sie ihn fortschickte. Sie wollte keine Fragen …
    Aber Mr. dea’Gauss hatte gefragt, verdammt möge er sein, und die Antwort, die er erhielt, war schlimmer als gar keine Information.
    Am liebsten hätte er die Mitteilung gelöscht. Aber er wusste, dass dieser Impuls kindisch war – und völlig nutzlos. Wenn nach Ablauf einer bestimmten Frist keine Botschaft von Sintia einträfe, würde Mr. dea’Gauss seine Anfrage einfach wiederholen.
    Nun ja, für eine tote Frau war Priscilla sehr aktiv. Schlückchenweise den Kaffee trinkend, starrte er blicklos in die Ferne.
    »Was, um des Universums willen, könnte sie getan haben?«
    Er seufzte und trank seinen Kaffee aus.
    Die einfachste Erklärung wäre, dass sie weggelaufen war. Er konnte es sich vorstellen, dass Priscilla in einer rigiden Gesellschaft, in der alle Macht in den Händen einer Priesterkaste lag, nicht leben konnte. Möglicherweise war sie frühzeitig desillusioniert worden und hatte sich schlicht und einfach abgesetzt.
    Es war plausibel. Die junge Priscilla verlässt ihre Heimatwelt, und um der Ehre Genüge zu tun, lässt ihre Familie sie für tot erklären. Vielleicht blieb ihnen gar keine andere Wahl. Und die lokalen Ämter registrieren sie als verstorben.
    Aber bei der terranischen Zensusbehörde, einer Institution, die der regionalen Politik übergeordnet war, wurde immer noch eine Priscilla Delacroix y Mendoza geführt – und das hieß, dass sie dort nicht als verschieden galt.
    Also hatte man ihren – vorgeblichen – Tod nicht gemeldet. Das bedeutete, dass sie offiziell lebte.
    Irgendetwas stimmte hier ganz entschieden nicht.
    »Sie könnte eine Kriminelle sein«, sagte er laut. »Nur kann ich das nicht glauben. Lina würde es auch nicht glauben. Und Mr. dea’Gauss, der nicht die Spur eines Empathen an sich hat, würde es auch nicht für möglich halten. Ah, zur Hölle …«
    Auf den unterschiedlichen Welten herrschten voneinander abweichende Wertvorstellungen und Rechtsnormen. Was irgendwo als Kapitalverbrechen galt, löste andernorts nicht mal ein Schulterzucken aus. Jeder, der durch die Galaxis reiste, konnte dies bestätigen.
    Möglicherweise hatte Priscilla ihre Heimat gar nicht freiwillig verlassen, sondern man hatte sie verbannt. Ein Verbrechen, welches mit Exil geahndet wurde, musste allerdings sehr schwerwiegend sein.
    Von Planet zu Planet gab es zwar Abweichungen, aber gewisse Delikte galten fast überall als extreme Verfehlungen. Die Tötung eines Blutsverwandten; Vergewaltigung; Kindesentführung; Mord; Bewusstseinsmanipulation; Sklaverei; Blasphemie.
    Mord? Sie wäre tatsächlich imstande gewesen, mit Sav Rid Olanek kurzen Prozess zu machen. Er erinnerte sich noch sehr lebhaft an diese Begegnung, als Priscilla ein Bündel aus Wut, Angst und Erschöpfung gewesen war. Mord wäre eine Möglichkeit.
    Tötung eines Blutsverwandten?
    Kindesentführung?
    Bewusstseinsmanipulation? Sklaverei? Sie war eine Empathin – und eine sehr mächtige obendrein. Auch diese Vergehen schloss er nicht aus.
    Blasphemie?
    Er seufzte. Ein seltsames Wort, Blasphemie. Es konnte alles Mögliche bedeuten.
    Er musste genau wissen, was man ihr vorwarf, auch um des Clans willen. Korval hatte Priscilla viel zu verdanken; der Clan stand tief in ihrer Schuld, aber er musste sich Klarheit verschaffen.
    An Bord der Dutiful Passage hatte Priscilla Mendoza bewiesen, dass ihr Melant’i sowohl stark ausgeprägt als auch voller Anstand und Würde war. Aber sie existierte nicht erst seit zwei Monaten, so sehr er sich dies auch wünschen mochte, sie hatte ein Vorleben. Der Captain der Passage konnte die erforderlichen Aktionen in die Wege

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