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Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
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und in den Speichern liegt keine unerledigte Post. Der Erste Maat …« Die schmalen Schultern zuckten heftig auf und ab. »Nun ja, mit ihr ist nicht immer leicht auszukommen. Sie kann mitunter ziemlich launisch sein … das Beste ist, Sie machen sich nichts draus. Gehen Sie einfach darüber hinweg.«
    Abermals klopfte der Funker Priscilla leicht auf die Schulter und wieselte zu seiner ramponierten Konsole zurück. Priscilla war wieder sich selbst überlassen; sie verdrängte ihre Betroffenheit über Kayzin Ne’Zames Ausbruch, der sie mehr erschüttert hatte, als sie zugeben wollte, und widmete sich erneut ihren Aufgaben.

Schiffsjahr 65, Reisetag 137, Erste Schicht, 1.30 Uhr

     
     
    P riscilla wirbelte herum … und erstarrte. In der Gasse hinter ihr drängten sich Männer und Frauen, die Fäuste bedrohlich geballt, während sich in ihren grimmigen Mienen ein Ausdruck gnadenlose Selbstgerechtigkeit spiegelte. Sie zögerte, die Gefahr, die ihr von einer anderen Seite drohte, momentan vergessend …
    Bis ihr mit einem jähen Ruck die kostbare Tasche aus der Hand gerissen wurde und sie einen heftigen Schlag zwischen die Schulterblätter erhielt, der sie in die Knie gehen ließ.
    Wie der Blitz sprang sie wieder hoch und fauchte Dagmar wütend an. »Die Tasche gehört mir! Gib sie sofort zurück!«
    »Ach, sie ist dein Eigentum?«, höhnte die Frau, derweil Pimm tel’Jadis lachend zu ihr aufschloss. »Da habe ich aber etwas ganz anderes gehört, Prissy.« Sie riss die Tasche auf und wühlte wild darin herum. Mit einem Triumphschrei wurde sie fündig und reckte eine Hand in die Höhe, von der sieben silberne Armreifen eines Zirkels der Jungfrauen baumelten.
    Der Pöbel, der sich in der Gasse ballte, fing an zu kreischen.
    Der erste Stein traf Priscilla am Schenkel, während Dagmar ihr einen Fausthieb ins Gesicht verpasste.
    Der zweite Brocken, der angeflogen kam, prallte gegen ihren Oberarm; der Knochen splitterte mit einem deutlich vernehmbaren Knacken.
    Unter der Wucht des dritten geschleuderten Steins brach eine Rippe; schreiend wälzte sie sich im Dreck, krümmte sich zusammen und versuchte, ihren Kopf mit den Händen zu schützen. Ein Steinhagel prasselte auf sie nieder, und dazu skandierte der Mob: »Lügnerin! Feigling! Miststück!«
    »Priscilla!«
    Sie spürte, wie Hände nach ihr griffen, und sie wehrte sich.
    »Priscilla! Denubia … Liebste, du darfst nicht …« Die Stimme klang vertraut, besorgt.
    »Lina?« Stocksteif lag sie da, wagte kaum es zu glauben.
    »Natürlich, Lina. Wer sonst?« Sanft strichen die Hände über ihr Gesicht, ihr Haar. »Öffne die Augen, Denubia. Hast du Angst, mich anzusehen?«
    »Nein, ich …« Sie machte die Augen auf und blickte in das ernste Antlitz ihrer Freundin. »Es tut mir leid, Lina.«
    »Du warst in Panik, mein Herz. Was war los?« Die freundlichen Hände fuhren fort, sie zu liebkosen; sie fühlte sich von einer tröstlichen Aura, einer heilenden Wärme umhüllt. Nachdem sie sich ein wenig entspannt hatte, seufzte sie tief auf und schüttelte den Kopf.
    »Ach, nichts. Ich hatte einen Alptraum.«
    »Wirklich?« Behutsam fuhr Lina mit den Fingerspitzen Priscillas Wangen und den schlanken Hals entlang, dann legte sie ihre Handfläche zwischen die rosigen Knospen der Brüste. »Der Traum muss schrecklich gewesen sein. Dein Herz rast ja.«
    »In dem Traum wurde ich gesteinigt.« Ein Schauer durchlief sie; sie holte tief Luft und bemühte sich, ihre Gelassenheit wiederzufinden.
    »Gesteinigt?« Lina runzelte die Stirn. »Darunter kann ich mir nichts vorstellen …«
    »Auf meiner … auf der Welt, von der ich stamme, herrscht der Brauch, Steine auf eine Verbrecherin zu werfen, bis sie tot ist.«
    »Qua’lechi!« Erschrocken richtete die zierliche Liadenfrau sich auf und streichelte mit einer Hand Priscillas Stirn. »Kein Wunder, dass du so außer dir warst.« Sie legte den Kopf schräg. »Aber in Wirklichkeit hast du eine solche Tortur niemals erlebt, oder?«
    Priscilla rang sich ein Lächeln ab. »Nein, natürlich nicht.« Endlich kehrte ihr inneres Gleichgewicht zurück, und sie fühlte, wie ihre Beklemmung verflog. »Ich bin halt nicht sehr tapfer«, bekannte sie.
    Nachdem Priscilla die Augen wieder zugefallen waren, sie tief und ruhig atmete, sah Lina stirnrunzelnd auf ihre Freundin hinab. Vorsichtig streckte die Liadenfrau einen mentalen Fühler aus, in der Art, wie eine Heilerin mit einer anderen Heilerin Kontakt aufnehmen würde, und tastete sich an der am

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