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Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
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Schild mit der Aufschrift TEELA’S SCHATZTRUHE -zeigte eine verwirrende Vielfalt von ungewöhnlichen und schönen Artikeln, wobei echte Kostbarkeiten und billiger Tand bunt gemischt schienen. Ein Fächer aus fremdartig anmutenden, in metallischen Farben changierenden Federn lag neben einer Tiara aus Plastiksteinen. Ein wirrer Wust goldener, grünlich angelaufener Halsketten ringelte sich nachlässig auf einem gebundenen Buch, das eindeutig alt aussah und vielleicht in ein Museum gehörte. Billige Plastikschüsseln drängten sich um eine Vase aus edlem, handbemaltem Porzellan.
    Fasziniert trat Priscilla näher an das Schaufenster heran, um weitere Einzelheiten zu erkennen. Vor ihren Augen entfaltete sich ein wahrhaft erstaunliches Sammelsurium an Objekten. Eine wunderschöne Schatulle aus einem seltenen Holz – leider war ein Scharnier geborsten; ein Paar antiker Augengläser. Dann erspähte sie etwas, das sie veranlasste, den Atem anzuhalten. Auf einem Stapel nachlässig aufeinander getürmter Teller mit unterschiedlichen Blumenmustern balancierte eine Figur aus mundgeblasenem Kristall – ein Triglant, vom Künstler in einer Pose des Nachsinnens festgehalten. Die Schwingen waren halb zusammengerollt, der Schwanz war eng um die Vordertatzen gewickelt. Ein entzückendes Kunstwerk – und es gehörte ihr!
    Dieser gläserne Triglant war ihr Eigentum! Von den wenigen Dingen, die sie von Sintia hatte retten können, war er ihr Lieblingsstück gewesen. Sie hatte die Arbeit bei dem Glaskünstler in Auftrag gegeben und ihn mit ihrem eigenen, schwer verdienten Geld bezahlt.
    Sie hatte das mit Samt ausgekleidete Kästchen angefertigt, in dem der Triglant liebevoll ausgestellt war.
    Das Kästchen war nirgends zu sehen; wahrscheinlich hatte der Dieb es für wertlos gehalten und. weggeworfen.
    Mit hölzernen Bewegungen stakste Priscilla in den Laden, mit der Faust den Zweibit umklammernd. Fünfzehn Minuten später kam sie wieder heraus, die in Papier eingewickelte Figur sorgfältig in ihrer Tasche verstaut. Jetzt bin ich endgültig pleite, dachte sie bei sich und versuchte, ein Gefühl der Angst heraufzubeschwören.
    Doch alles, was sie empfinden konnte, war Zufriedenheit. Sie hatte den Triglant. Sie hatte Arbeit auf der Passage. Und wenn sie in Solcintra einliefen, war sie im Besitz eines Zehntel-Cantras. Das genügte ihr. Sie hatte eine Freundin – vielleicht konnte sie sogar drei Personen als ihre Freunde bezeichnen. Alles in allem fühlte sie sich so reich beschenkt, dass es ihr nichts ausmachte, ihre restliche Habe in Teela’s Schatztruhe zurückgelassen zu haben.
    Sie nahm die erste Abkürzung, die zum Hafen führte; um die Zeit wettzumachen, die sie im Laden vertrödelt hatte, legte sie Tempo zu. Zu ihrer Rechten bewegte sich ein Schatten. Sie wirbelte herum.
    »Hallo, Prissy«, tönte Dagmar und grinste breit. Mit zwei langen Schritten schloss sie zu ihr auf.
    Große Göttin, steh mir bei … »Lass mich in Ruhe, Dagmar!«, zischte sie mit zusammengebissenen Zähnen und versuchte sich vorbeizudrängen.
    Doch die viel größere Frau versperrte ihr den Weg. Ihr hämisches Grinsen zog sich in die Breite. »Na, na, Schätzchen, das bisschen Kopfschmerzen trägst du mir doch nicht nach, oder? Ich habe nichts weiter getan, als einen direkten Befehl von ganz oben zu befolgen, Prissy. Und ich bin echt froh, dich wiederzusehen.«
    »Wir haben uns nichts zu sagen, Dagmar. Schieß in den Wind.« Sie wandte sich ab.
    Dagmar packte sie beim Arm und zerrte sie nach vorn; gleichzeitig legte sie ihre freie Hand auf Priscillas Brust und drückte schmerzhaft zu.
    Priscilla holte Schwung und rammte ihre Faust mitten in Dagmars lüstern grinsende Visage; eine schnelle Drehung, und sie hatte sich aus dem Klammergriff befreit.
    Doch so schnell gab der Zweite Maat nicht auf; die Zähne wütend gefletscht, schnellte Dagmar vor und griff mit beiden Händen nach Priscilla. Die wich geschickt aus, und die andere Frau bekam nur ein Stück von ihrem Hemdstoff zu fassen. Das Gewebe riss, Dagmar taumelte nach hinten und ruderte Halt suchend mit den Armen durch die Luft.
    Priscilla hätte die Gunst des Augenblicks nutzen und weglaufen müssen.
    Stattdessen griff sie an.
    Sie befand sich eindeutig im Vorteil.
    Dagmar war größer als sie – und zweifelsohne viel stärker. Und ganz sicher hatte sie sich in ihrem Leben schon öfter herumgeprügelt als Priscilla.
    Aber sie war langsam.
    Nun bestimmte Priscilla die Spielregeln. Sie beherrschte die

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