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Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
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seinen Eigensinn, der vielleicht ausgeprägteste Charakterzug, der sämtlichen Mitgliedern des Klans Korval anhaftete. In einer Hinsicht war es jedoch von Vorteil, wenn er sich derartig unzugänglich gab; denn wenn er eine innere Barriere aufbaute, beraubte er sich gleichzeitig der Möglichkeit, sie, Lina, mental auszuloten.
    Sie ließ sich seine letzte Bemerkung durch den Kopf gehen. Jeder Heiler neigte dazu, sich mit der Person, die er behandelte, auf die eine oder andere Weise einzulassen. Und mit Priscilla hatte es eine ganz besondere Bewandtnis. Vielleicht hatte er davon Abstand genommen, sich ihr als Heiler zu nähern, weil er befürchtete, von ihr beeinflusst zu werden. Er musste ihre innere Stärke gespürt haben, denn trotz des großen Leids, das sie erduldet hatte, war sie keineswegs eine schwache Frau.
    »Was wollen Sie von Priscilla, mein Freund?«, fragte sie rundheraus.
    Er bewegte sich auf seinem Stuhl. »Ich möchte ihr Freund sein.«
    Aha. »Und ihr Liebhaber!« Sie schlug einen betont scharfen Ton an. Wenn er bis jetzt noch keine Ahnung hatte …
    »Ich bin nicht aus Stein«, erwiderte Shan ruhig. »Das dürften Sie bemerkt haben.«
    »Dann wäre es besser gewesen, Sie hätten selbst versucht, Priscilla zu heilen, anstatt mir die Behandlung zu überlassen! Zwischen Ihnen beiden bestand von Anfang an eine innere Bindung! Und wenn ein Heiler mit seinem Schützling sexuell aktiv wird, beschleunigt dies den Genesungsprozess, das wissen Sie sehr wohl! Warum …«
    »Sollte Priscilla denken, ich hätte sie eingestellt, um sie in mein Bett zu kriegen? Als billige Hure des Captains? Nein, danke!« In Shans Stimme schwang der für die Korvals typische eiskalte Unterton mit.
    Lisa blinzelte und musste all ihr Selbstbewusstsein aufbieten, um sich nicht angegriffen zu fühlen. »Aus welchem Grund hätte sie so denken sollen, mein Freund?«
    Shan seufzte. »Priscilla wandte sich an mich – an den Captain –, weil sie Schutz und Hilfe brauchte. Ein Liaden hatte ihr bereits ihren Status als Person geraubt. Wie hätte sie reagiert, wenn der nächste Liaden versucht hätte, sie auszunutzen …« Ungeduldig rutschte er auf dem Stuhl hin und her. »Priscilla ist Terranerin, Lina. Sie wurde nicht in einem kulturellen Umfeld groß, in dem man den Begriff Melant’i kennt. Damit weiß sie vermutlich nichts anzufangen. Für Priscilla bin ich der Captain – in jeder Situation. Jedenfalls glaubt sie, dass dem so ist. Hätte ich mit ihr geschlafen, wäre das einer Vergewaltigung gleichgekommen, zumindest einem ganz massiven Vertrauensbruch …« Er atmete tief durch und fuhr sich mit den Fingern durch das Haar, das wirr nach allen Seiten abstand. »Ich hatte mich geirrt, meine Freundin. Ich betätige mich in dieser Angelegenheit als Heiler, obwohl dies nie meine Absicht war.«
    »Ich bin eine Liaden«, wandte Lina ein. »Und ich bin ihre Vorgesetzte.«
    »Aber ihr seid auch Freundinnen. Und ich denke mir, dass eine Chefbibliothekarin auf ihre Untergebenen weniger Einfluss ausüben kann als ein Captain auf seine Crew.«
    Das Schweigen, das nach dieser Bemerkung eintrat, zog sich in die Länge. Schließlich beugte Shan sich vor und nahm Linas Hände in die seinen.
    »Ich möchte, dass es Priscilla gut geht. Sie soll neuen Lebensmut fassen und sich wohl fühlen. Ich gebe zu, ich suche ihre Freundschaft, aber ich werde mich ihr niemals aufdrängen. Ein Paar Ohrringe? Fassen Sie es als Wiedergutmachung für einen Teil des Unrechts auf, das Händler Olanek ihr angetan hat, Lina. Wenn Ihnen diese Erklärung genügt, wäre ich erleichtert …«
    »Sie sagten bereits, bei diesen Ohrringen handele es sich um ein persönliches Geschenk von Ihnen«, erinnerte sie ihn. »Trotzdem denke ich, dass dadurch noch kein großer Schaden angerichtet wurde.« Sie lächelte herzlich. »Es ist schön, Freunde zu haben.«
    »Das finde ich auch.« Er lehnte sich zurück. »Das Heilen überlasse ich Ihnen. In dieser Hinsicht soll es keine Einmischung oder Störung meinerseits mehr geben. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
    »Dann wäre das also geklärt«, schloss sie zufrieden. Plötzlich tippte sie sich an die Schläfe. »Beinahe hätte ich es vergessen. Als Priscilla Sie mit überschwänglichen Worten begrüßte und Ihnen sagte, wie überglücklich Sie sei, Sie zu sehen, war es nicht so gemeint, wie ein Liaden es auffassen würde. Ich habe ihr erläutert, was es mit dieser Formulierung auf sich hat, und sie wird diese Redewendung nie wieder

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