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Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
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auszufragen, Priscilla. Es sollte wirklich nur ein Scherz sein. Sie sahen aus, als hätten Sie ein wenig Aufheiterung nötig.« Er lächelte traurig. »Mein loses Mundwerk ging wieder mal mit mir durch.«
    Sie war nahe daran, sein Lächeln zu erwidern. »Botschafterin Grittle …«
    »Man kann nur staunen, wie die Dame zu diesem Posten gekommen ist. Was glauben Sie – hat sie jemanden meuchlings ermorden lassen?«
    Nun lächelte sie tatsächlich. »Ich halte es zumindest nicht für ausgeschlossen, dass Botschafterin Grittle eines Tages ermordet wird.«
    Shan lachte. »Dann besteht also noch Hoffnung.« Er seufzte. »Von mir wird erwartet, dass ich zum Fest zurückkehre. Werden Sie mit mir kommen? Oder möchten Sie sich lieber zurückziehen?«
    Sie entzog ihm ihre Hand, doch ihr Lächeln blieb. »Ich denke, ich bleibe noch einen Augenblick hier, ehe ich mich wieder unter die Gäste mische.«
    »In Ordnung«, erwiderte er und zog sich zögernd von ihr zurück. An der Ecke des Korridors drehte er sich noch einmal um. »Priscilla?«
    »Ja, Captain?«
    Ein Schatten huschte über sein Gesicht, doch der Ausdruck verschwand, ehe sie ihn zu deuten vermochte. Er verbeugte sich leicht. »Schon gut. Nichts. Wir sehen uns dann später.« Er ging weiter, und sie war allein.
    Sie lehnte sich gegen die Wand, schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Atemtechnik, die man jeder Initiatin beibrachte; bei jedem Luftholen nahm man heitere Gelassenheit in sich auf, und bei jedem Ausatmen blies man verwirrende Gedanken nach draußen. Man musste Kraft ein- und Schwäche ausatmen; Hoffnung schöpfen und Verzweiflung verbannen.
    Nach einer Weile öffnete sie die Augen, stieß sich von der Wand ab und begab sich wieder in den Festsaal.

Schiffsjahr 65, Reisetag 155, Erste Schicht, 4.00 Uhr

     
     
    S han ächzte und rollte sich auf die Seite. Ohne hinzusehen, streckte er seinen langen Arm aus und traf mit traumwandlerischer Sicherheit einen Schalter. Wie von ihm gewünscht, ging in der Kabine das Licht an, und es ertönte Musik. Laute Musik.
    »Bitte etwas mehr Rücksicht«, murmelte er, während er sich hinsetzte und sich mit den Fingern durch das Haar fuhr. Die Musik erklang nun gedämpfter, eine Wohltat für seinen schmerzenden Kopf. »Verfluchtes Zeug! Zuerst schwebt man wie auf Wolken, und hinterher brummt einem der Schädel, als hätte man einen Schlag mit einem Stein abgekriegt. Wie kommt jemand überhaupt dazu, diesen Mist zu rauchen?«
    Der Raum gab ihm keine Antwort.
    In der vergangenen Woche hatte der Handel geblüht und einen ordentlichen Profit abgeworfen. Es schien, als seien die Arsdredi erpicht darauf, jeden Cantra, den sie durch die Handelsblockade der Passage verloren hatten, wieder hereinzuholen. Beide Parteien – die Passage sowie die Arsdredi – hatten schließlich lukrative Geschäfte gemacht. Es war nur ein Jammer, dass eine satte Rendite kein Kopfweh kurierte.
    Shan stöhnte wieder, und indem die Erinnerung allmählich zurückkehrte, verstärkte sich auch das Hämmern in seinen Schläfen. Mr. dea’Gauss hatte darum gebeten, an diesem Morgen mit seiner Lordschaft ein Gespräch führen zu dürfen; es ginge um die geschäftlichen Belange des Korval-Clans. Entzückend!
    Shan setzte seine Füße auf den Boden und hievte sich von der Bettkante hoch; frustriert verzog er das Gesicht. Vielleicht war es noch nicht zu spät, auf seinen Titel als Lord zu verzichten. Doch dies war reine Gedankenspielerei. Sein Bruder und seine Schwestern brauchten ihn, und es lag nicht in Shans Charakter, sich vor Verantwortung zu drücken.
    »Eine ausgiebige Dusche«, sagte er zu sich selbst. »Dann Frühstück. Kaffee. Herrlicher, heißer Kaffee.«
    Nach dem Frühstück fühlte er sich schon viel besser. Der Kaffee weckte seine Lebensgeister. Ausgerüstet mit einem dampfenden Becher, begab Shan sich in sein Büro; die Crewmitglieder, die er unterwegs traf, begrüßte er mit einem Kopfnicken und ein paar freundlichen Worten, die genauso herzlich erwidert wurden.
    Während er seine Hand auf den Öffnungsmechanismus der Tür legte, tröstete er sich mit dem Gedanken, dass seine Unterredung mit Korvals geschäftlichem Berater notwendigerweise sehr kurz ausfallen musste. Denn die Passage hatte die Erlaubnis erhalten, binnen einer Stunde Schiffszeit den Orbit von Arsdred zu verlassen.
    Getrübt wurde diese Vorstellung allerdings von dem Wissen, dass Mr. dea’Gauss im Zeitraum von einer Stunde mehr moralische Ermahnungen von sich geben

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