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Leg dein Herz in meine Haende

Titel: Leg dein Herz in meine Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Garwood
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Schreibtisch. »Wo kommt der denn her?«
    Ryan antwortete: »Er lag unter dem Schreibtisch.«
    »Sie glauben, jemand hat ihn dort zurückgelassen?«
    »Das ist wohl ziemlich offensichtlich«, meinte Cole. »Wir wüssten gern, wem er gehört.«
    Sloans Augen funkelten. »Er muss hier am Tag des Überfalls vergessen worden sein, weil die Stewarts, die hier jeden Abend sauber machen, ihn gefunden hätten, wenn er dort vorher schon gelegen hätte. Sie hätten ihn in den Fundsachenkarton gelegt. Sie sind ehrliche Leute«, fügte er hinzu. »Sie glauben nicht, dass einer der Bankräuber ihn hier zurückgelassen hat?«
    »Nein, das glauben wir nicht«, erwiderte Cole trocken.
    »Unter welchem Schreibtisch lag er?«
    »Unter Lemont Morganstaffs Tisch. Wir werden gleich mit ihm reden. Wissen Sie, wo er wohnt?« »Natürlich. Ich bringe Sie zu ihm, wenn Sie wollen. Werden Sie ihn nach dem Beutel fragen?«
    »Ja«, antwortete Ryan.
    Sloan begann plötzlich zu begreifen. »Wo genau lag der Beutel? Direkt am Stuhl oder etwas weiter unter dem Tisch?«
    »Darunter«, gab Ryan Auskunft. »In einer Ecke.«
    Sloans Augen wurden groß. »Sie glauben doch nicht etwa, dass sich jemand unter dem Tisch verborgen hat?«
    »Wir glauben noch gar nichts«, sagte Cole.
    »Aber es wäre möglich, nicht?«
    »Ja«, gab Ryan zu. »Möglich wäre es. Aber die Sache mit dem Beutel ist vertraulich, Sheriff. Ich will nicht, dass Sie mit irgendjemandem darüber reden.«
    Sloan bückte sich. »Man kann hier durch die Ritze sehen ...«
    »Ich will jetzt anfangen«, erklärte Cole ungeduldig. »Zeigen Sie uns, wo Lemont wohnt, und bringen Sie dann die Leute auf der Liste her. Wir werden im Gefängnis mit ihnen sprechen.«
    »Ich warte draußen«, meinte Sloan und hastete zur Tür.
    Kaum war er fort, sagte Cole: »Es war ein Fehler, ihm zu sagen, wo die Tasche lag.«
    Ryan zuckte mit den Schultern. »Er ist der Sheriff hier und würde uns ständig an den Fersen kleben, wenn wir ihm nicht ab und zu ein paar Informationen gäben. Ich wüsste nicht, wie er uns schaden könnte.«

9
    Wie sich noch herausstellte, konnte Sloan schließlich sogar großen Schaden anrichten. Noch bevor der Tag zu Ende war, spielte Ryan mit dem Gedanken, den Sheriff in sein eigenes Gefängnis zu sperren. Doch leider existierte kein Gesetz, das es erlaubte, einen Menschen bloß seiner Dummheit wegen seiner Freiheit zu berauben.
    In einer Stadt von der Größe Rockford Falls’ kannte jeder jeden, und selbst sorgfältig gehütete Geheimnisse sprachen sich mit der Zeit unweigerlich herum. Der Bankangestellte, unter dessen Tisch das Retikül gefunden worden war, Lemont Morganstaff, ein zickiger alter Homosexueller, wurde als Erster zu der Angelegenheit befragt. In seinem limonenfarbenen Samtrock und den farblich passenden Pantoffeln erinnerte er an einen Papagei. Er saß in einem Sessel aus abgewetztem gelben Samt, die Arme auf den spitzenbedeckten Lehnen, und schürzte nachdenklich die Lippen, bevor er kopfschüttelnd erklärte, die Tasche könne unmöglich unter seinem Schreibtisch gefunden worden sein. Es gehöre zu seinen Regeln, sagte er, keinen Kunden - ganz gleich, ob männlich oder weiblich - weiter als bis zur Schwingtür vorzulassen. Da er allerdings am Tag des Überfalls nicht in der Bank - gewesen sei, könne er natürlich nicht sagen, ob sich die anderen Angestellten an seine Regeln gehalten hätten.
    Sheriff Sloan, der darauf bestanden hatte, bei der Befragung anwesend zu sein, gab nun die Information preis, dass das Retikül in dem Hohlraum unter Lemonts Tisch gefunden worden war. »Es kann nicht versehentlich dorthin gelangt sein«, sagte er, »weil Ihr Schreibtisch dem Kassenraum zugewandt ist und das vordere Paneel bis auf den Boden reicht. Jemand muss an der Schwingtür vorbeigekommen sein und sich hinter Ihren Tisch gesetzt haben. Ich hatte Zeit,
    darüber nachzudenken, und ich glaube, dass sich dort während des Überfalls eine Frau verborgen hat. Ich wette, dass die Marshals die gleiche Theorie haben. Es waren drei Frauen in der Bank - ihre Namen stehen auf Marshal Ryans Liste -, und ich werde sie aufsuchen, sobald ich hier mit Ihnen fertig bin. Ich hoffe, dass die Frau, die die Mörder gesehen hat, nur zu schüchtern ist, um sich zu melden - doch falls sie diese Information bewusst für sich behält, weil sie Angst hat, werde ich sie verhaften.«
    Lemont presste ein Spitzentaschentuch an seinen Mund und machte große Augen. »Sie glauben, eine Frau hätte die

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