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Leiche - oben ohne

Leiche - oben ohne

Titel: Leiche - oben ohne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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seine Frau eher verprügeln
kann als eine Freundin. Daß ein ungehobelter Schläger wie Joe jemals Partner
von Jerome Lansing werden konnte, ist mir ebenfalls ein Rätsel — es sei denn,
die Sache war ursprünglich Duke Bormans Idee.«
    »In was für Geschäften waren
sie Partner?« fragte ich.
    »Wie soll ich das wissen?« Sie
verzog das Gesicht. »Joe war nie mitteilungsbedürftig.«
    »Ich überlege, ob Sie ihn nicht
selbst umgebracht haben«, meinte ich beiläufig.
    Die lohfarbenen Augen froren
ein. »Ich hatte schon mal dran gedacht«, sagte sie kühl. »Aber dann erkannte
ich, daß Scheidung einfacher war — und obendrein sauberer.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Möchten Sie mein Alibi wissen,
Mr. Boyd?« Ihre Stimme kam wie aus einem Tiefkühlfach. »Zufälligerweise habe
ich nämlich keins. Ich war gestern abend zu Hause, allein und...«
    In diesem Augenblick wurde sie
unterbrochen, und es war eine Unterbrechung, wie sie mich oft im Traum
verfolgt, nachts und bei Tag. Die Unterbrechung stand in der offenen Tür und
sah uns ungeduldig an.
    Lucia trug den tollsten
Badeanzug, den ich je gesehen hatte. Er war aus Leopardenfell und schwarzem
Netz gearbeitet, das Fell begann unter ihren Schultern und wurde dann ein
bißchen breiter, um ihren denkmalsreifen Busen zu umhüllen, dann verengte es
sich zu einem dünnen senkrechten Strich — und der Rest war nichts weiter als
schwarzes Netz über rosa-weißen Kurven.
    »Ich gehe schwimmen«, bemerkte
sie überflüssigerweise. »Kommst du mit, Roberta?«
    Die Blondine sah mich fragend
an. »Ich fürchte, wir müssen auch Mr. Boyd bitten, mit uns zu kommen. Schließlich
ist er unser Beschützer, nicht?«
    »Ich denke, am Strand kann euch
nichts passieren«, sagte ich. »Niemand ist uns aus Manhattan gefolgt, folglich
weiß niemand, daß wir hier sind.«
    »Sie kommen nicht mit, Mr.
Boyd?« fragte Roberta Carrol mit sacharinsüßer Stimme. »Das ist aber schade!«
    »Wir bleiben etwa eine Stunde«,
sagte Lucia.
    »Beeilt euch nicht«, sagte ich.
»Bleibt ruhig zwei Stunden, die Stille wird mir guttun.«
    Lucia drehte sich auf dem
Absatz um und stelzte hinaus, Roberta folgte ihr einen Augenblick später. Ich
mixte mir gerade in der Küche einen Drink, als ich sie fünf Minuten danach zur
Hintertür aus dem Haus gehen hörte. Es war kein schmerzlicher Verlust. Je
weniger ich in den nächsten vierzehn Tagen von den beiden sah, desto besser.
    Sie hatten mir das kleinste
Schlafzimmer zugeteilt. Es lag soweit wie irgend möglich von dem Raum entfernt,
in dem sie schliefen. Ich packte meinen Koffer aus, legte den .38er und die
Schulterhalfter in die oberste Schublade der Kommode, dazu Autoschlüssel und Brieftasche;
dann zog ich mich aus und duschte. Ich entschied mich anschließend für ein
Hawaiihemd, Bermudashorts und Bastsandalen. In solchem Habit kam ich mir direkt
wie ein Urlauber vor, folglich benahm ich mich entsprechend und suchte die
nächste Tankstelle auf.
    Ich hatte mich schön entspannt,
schaukelte auf zwei Stuhlbeinen, einen Martini in der Hand und die Beine auf
dem Küchentisch — da brach der Sturm los. Er stob zur Hintertür herein und
schrie aus Leibeskräften »Danny!« In der Küchentür stießen wir beide sehr
heftig zusammen.
    Lucia taumelte rückwärts, der
nasse Badeanzug klebte an ihr wie eine zweite Haut, und die langen schwarzen
Haare hingen ihr über die Augen. Ich bekam ihren Arm zu fassen und hielt sie
einen Augenblick im Gleichgewicht, aber dann begann sie auf meiner Brust
herumzutrommeln und zu schreien, als stecke sie am Spieß.
    »Was, zum Teufel, ist denn
los?« überbrüllte ich sie.
    Sie schrie so hemmungslos
weiter, daß ich ihr eine Ohrfeige gab, nicht zu grob, aber doch wirksam. Das
Geschrei verstummte urplötzlich, sie starrte mich einen Moment mit glasigen
Augen an — dann war sie wieder bei sich.
    »Kommen Sie, Danny!« Ihre Zähne
klapperten. »Roberta!« Das Zähneklappern hinderte sie am Weitersprechen, also
packte ich sie an den Schultern und schüttelte sie.
    »Was ist mit Roberta?«
    »Sie ertrinkt! Sie ist
hinausgeschwommen, ganz weit, dann ist sie untergegangen — und als sie noch mal
hochkam, hat sie geschrien! Los, Danny!« Ihre dunklen Augen waren mit einemmal
unnatürlich groß. »Schnell, ehe es zu spät ist...«
    Ich rannte los, zur Hintertür
hinaus und über den ungemähten Rasen. Im Zaun hinter dem Haus war ein Türchen.
Unmittelbar danach führte ein Pfad den Steilhang hinunter zum Strand. Etwa
fünfzig Meter vom

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