Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leichenblässe

Titel: Leichenblässe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
Ziel, und es ist ihm egal, wie viele Menschen er tötet, bis er es erreicht hat. Für ihn sind
     das nur Laborratten.»
    Als sie ihren Fauxpas bemerkte, errötete sie.
    «Entschuldigen Sie, ich wollte nicht   …»
    «Vergessen Sie es.» Es gefiel mir zwar nicht, aber ich war nicht schlechter dran, wenn ich wusste, wie die Situation aussah.
     «Was Sie sagen, klingt so, als würde York schon einige Zeit sein Ziel verfolgen. Vielleicht seit Jahren. Wer weiß, wie viele
     Menschen er bereits getötet hat, ohne dass jemand eine Ahnung davon hatte. Er hätte ewig so weitermachen können. Warum ändert
     er jetzt seine Taktik? Was hat ihn dazu gebracht, plötzlich die Aufmerksamkeit auf sich und seine Taten zu lenken?»
    Jacobsen spreizte ihre Hände. «Schwer zu sagen. Aber ich glaube, es liegt genau daran,
dass
er schon so lange dabei ist. Sie sagten ja, dass das, was er sucht, unmöglich zu finden ist, und vielleicht ist ihm das irgendwann
     selbst klar geworden. Deshalb kompensiert er sein Scheitern und versucht, sein Ego auf andere Weise zu befriedigen. Aus diesem
     Grund hatte er es auch auf Dr.   Lieberman abgesehen, einen anerkannten Experten auf einem Gebiet, das York wahrscheinlich als seine Domäne betrachtet. In
     gewisser Hinsicht handelt es sich um klassische Verdrängung: Er versucht, sich nicht mit seinem Scheitern auseinandersetzen
     zu müssen, indem er sich versichert, dass er im Grunde ein Genie ist.»
    Meine Kopfschmerzen waren schlimmer geworden. Als ich meine Schläfen massierte, wünschte ich, ich hätte die Packung Aspirin
     aus meinem Zimmer mitgenommen.
    «Warum erzählen Sie mir das alles? Nicht dass ich es nicht |310| zu schätzen weiß, aber bisher haben Sie sich nicht gerade darum bemüht, Ihre Informationen mit mir zu teilen. Woher der plötzliche
     Sinneswandel?»
    Jacobsen warf Gardner einen Blick zu. Bislang hatte er ihr die Gesprächsführung überlassen, doch nun straffte er fast unmerklich
     die Schultern.
    «Unter diesen Umständen war man der Ansicht, dass Sie ein Recht haben, in Kenntnis gesetzt zu werden.» Er betrachtete mich
     kühl, als würde er mir immer noch nicht über den Weg trauen. «Sie haben uns ein Problem beschert, Dr.   Hunter. York hat uns eine Nachricht geschickt, indem er die Haut auf Ihren Wagen gelegt hat. Das können wir nicht ignorieren.
     Er hat bereits Alex Irving verschleppt und aller Wahrscheinlichkeit nach ermordet, und wenn Tom keinen Herzanfall gehabt hätte,
     wäre er wohl auch sein Opfer geworden. Ich werde nicht zulassen, dass noch jemand aus dem Kreis der Ermittlung dazukommt.»
    Ich blickte in meinen kalten Kaffee und versuchte, meine Stimme ruhig zu halten. «Sie können mich von der Ermittlung ausschließen,
     wenn Sie wollen.»
Wieder
. «Aber ich werde nicht zurück nach England fliegen, wenn Sie darauf hinauswollen.»
    Ich hatte es nicht aus Übermut gesagt. Ich wollte wenigstens bis zu Toms Beerdigung bleiben. Was auch immer passierte, ich
     würde nicht abreisen, ohne mich von meinem Freund verabschiedet zu haben.
    Gardners Kinn zuckte. «So läuft es nicht. Wenn wir sagen, dass Sie fliegen, dann fliegen Sie. Selbst wenn es bedeutet, dass
     wir Sie ins Flugzeug eskortieren müssen.»
    «Das werden Sie dann wohl tun müssen», entgegnete ich mit glühenden Wangen.
    An seinem Blick konnte ich ablesen, dass er nichts lieber |311| getan hätte, als mich eigenhändig zum Flughafen zu schleifen. Aber dann seufzte er auf.
    «Ehrlich gesagt, wäre es wahrscheinlich für jeden besser, wenn Sie nach Hause fliegen würden», sagte er mürrisch. «Aber darauf
     wollte ich nicht hinaus. Es könnte gewisse   … Vorteile haben, wenn Sie bleiben. Dann wüssten wir wenigstens, worauf wir unsere Aufmerksamkeit konzentrieren können.»
    Es dauerte einen Moment, bis mir klar wurde, was er damit meinte. Ich war zu überrascht, um etwas zu sagen.
    «Sie werden ständig unter Beobachtung stehen», fuhr Gardner ganz sachlich fort. «Sie werden keinem Risiko ausgesetzt. Wir
     werden nichts von Ihnen verlangen, womit Sie nicht einverstanden sind.»
    «Und wenn ich mit der ganzen Sache nicht einverstanden bin?»
    «Dann bedanken wir uns für Ihre Hilfe und setzen Sie in Ihr Flugzeug.»
    Ich hätte fast laut gelacht. «Das ist also meine Wahl? Ich kann bleiben, aber nur, wenn ich den Lockvogel für York spiele?»
    «Das ist Ihre Wahl», sagte er mit Entschiedenheit. «Wenn Sie bleiben, müssen Sie rund um die Uhr bewacht werden. Wir können
     einen solchen

Weitere Kostenlose Bücher