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Leichenblässe

Titel: Leichenblässe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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dich jetzt hier rausbringen,
     okay? Bleib nur noch einen Augenblick ruhig sitzen.»
    Ich ging hinaus ins Bad und schob die Tür zum Behandlungszimmer hinter mir zu. «Wann werden die Sanitäter eintreffen?», fragte
     ich Gardner.
    «Hier draußen? Vielleicht in einer halben Stunde.»
    |383| So viel Zeit hatten wir nicht. «Wo steht Ihr Wagen?»
    «Vor der Tür.»
    Das war ein unerwarteter Vorteil. Ich hatte gedacht, sie wären wie Paul und ich von hinten durch den Wald gekommen, aber ich
     machte mir zu viele Sorgen um Sam, um mich lange darüber zu wundern.
    «Je schneller wir Sam von hier wegbringen können, desto besser», sagte ich. «Wenn wir Ihren Wagen nehmen, können wir dem Krankenwagen
     entgegenfahren.»
    «Ich kann den Rollstuhl von oben holen», bot Jacobsen an.
    Gardner nickte knapp, dann lief sie los. Mit zorniger Miene betrachtete er die Leichen im Schwimmbad.
    «Draußen liegen noch mehr, sagen Sie?»
    «Im Haus auch.» Traurig erzählte ich ihm, dass wir Summers Leiche in dem anderen Behandlungszimmer gefunden hatten.
    «Mein Gott.» Gardner sah geschockt aus. Er fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. «Es wäre mir sehr recht, wenn Sie hierblieben.
     Ich muss wissen, was geschehen ist.»
    «Wer soll dann fahren?» Paul war nicht in der Verfassung dafür und musste sich um Sam kümmern.
    «Diane kann fahren. Sie kennt sich in der Gegend besser aus als Sie.»
    Ich schaute zu den Leichen, die auf dem Boden des Bades lagen. Eigentlich wollte ich keine Minute länger in diesem Haus bleiben.
     Aber ich war als Allgemeinmediziner ausgebildet worden, nicht als Geburtshelfer. Und ich wusste, dass Sam am besten damit
     gedient war, wenn sie so schnell wie möglich ins Krankenhaus gebracht wurde.
    Wenn ich irgendwo nützlich sein konnte, dann hier.
    «In Ordnung», sagte ich.
    |384| Gardner und ich standen vor der geöffneten Verandatür, nachdem Jacobsen mit Sam und Paul weggefahren war. Wir hatten es für
     besser befunden, sie auf diesem Wege hinauszubringen, anstatt sie über die wacklige und einsturzgefährdete Treppe zu tragen.
     Gardner hatte sich telefonisch erkundigt, wie weit seine Kollegen und der Krankenwagen bereits waren, und war dann losgegangen,
     um zu schauen, ob es noch einen anderen Weg aus dem Bäderbereich heraus gab. Als er zurückkam, berichtete er, dass die Räume
     hinter dem Torbogen versperrt waren.
    «Das erklärt, warum York nicht einfach abgehauen ist», sagte er und wischte sich den Staub von den Händen. «Er muss hier unten
     gewesen sein, als Sie hereingekommen sind, und konnte nicht raus, ohne an Ihnen vorbeizugehen. Sieht so aus, als wäre oben
     der halbe Boden eingestürzt. Das ganze verfluchte Haus ist von Termiten zerfressen.»
    Was wiederum die Sumpflibellen angezogen hatte. Yorks Versteck hatte ihn am Ende verraten. Darin lag eine gewisse Ironie,
     aber ich war zu müde, um lange darüber nachzudenken.
    Jacobsen hatte kaum etwas gesagt, bevor sie losgefahren war. Ich vermutete, dass sie sich noch immer Vorwürfe machte, weil
     sie es nicht fertiggebracht hatte, York zu erschießen. So verständlich dieses Versagen war, für einen TB I-Agenten konnte ein solches Zögern katastrophale Folgen haben. Zumindest würde es einen Eintrag in ihrer Personalakte nach sich ziehen.
    Wenn Gardner nicht gewesen wäre, hätte es wesentlich schlimmer kommen können.
    Als sie weg waren, machten weder er noch ich Anstalten, wieder hineinzugehen. Nach den düsteren Schrecken des Bades fühlte
     man sich im Sonnenlicht wie neugeboren. Die |385| Brise wehte den Gestank von uns weg, und es roch nach Gras und Blüten. Ich atmete dankbar die frische Luft ein. Dort, wo wir
     standen, schirmten die Bäume den Blick auf den Garten ab. Mit den grünen, sich bis zum Horizont erstreckenden Bergen hätte
     man fast glauben können, dass es ein ganz normaler Frühlingstag war.
    «Wollen Sie sich dort unten umsehen?», fragte ich und schaute hinab zum Teich, der durch die Bäume schimmerte.
    Gardner wirkte wenig begeistert. «Noch nicht. Warten wir, bis die Spurensicherung hier ist.»
    Er schien noch immer keine Lust zu haben, wieder hineinzugehen. Er starrte den Hang hinab zum Teich und hatte sich die Hände
     tief in die Taschen gestopft. Ich fragte mich, ob er sie damit vom Zittern abhalten wollte. Er hatte gerade einen Menschen
     getötet, und auch wenn es unvermeidlich gewesen sein mochte, war es bestimmt nicht leicht für ihn, damit fertig zu werden.
    «Alles in Ordnung mit Ihnen?»,

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