Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
meinem Sklaven mache, will ich Euch noch etwas zeigen. Ihr sollt erkennen, dass Ihr keine Chance habt, nie eine hattet!“ Vlad hielt den schweren Mann mit einer Hand und trug ihn vor sich her aus dem Zelt hinaus. „Seht selbst!“, sagte er leise und deutete auf das Heerlager des Spaniers.
Der Platz war mit Leichen übersät, zwischen denen Wesen wie aus einem Albtraum standen. Vlads Vampirarmee hatte die Soldaten des Spaniers fast ohne deren Gegenwehr aufgerieben. Die Soldaten, die überlebt hatten, lagen gefesselt am Boden. Vlads Vampirsoldaten starrten mit leeren Augen zu ihrem Meister hinauf. Ihre Körper schienen sich wie Marionetten zu bewegen, als hingen sie an Fäden und Vlad wäre der Puppenspieler, der sie bewegte. Sie folgten nur seinem Willen.
„Seht Ihr? Eure Männer, so sie nicht tot sind, werden die Lücken in meinem Heer von Untoten auffüllen. Und Ihr werdet sie für mich anführen!“ Und Draculea bog den Spanier wie einen Zweig zurück und schlug seine Fangzähne in den Hals des wehrlosen Mannes. Er trank ihn nicht leer und er tötete ihn nicht. Am Morgen würde er ein Vampir sein, wie die anderen, die Vlad geschaffen hatte. Ein Vampir ohne eigenen Willen, eine Marionette des Todes. Vlad ließ den Spanier zu Boden sinken und ging zu den gefesselten Männern. Er hatte noch viel Blut zu trinken in dieser Nacht …
58. Kapitel
Ohne die Rüstung hätte er fliegen und den Weg zur Festung in wenigen Stunden zurücklegen können, aber mit der schweren Panzerung musste er sich zu Fuß fortbewegen. Hassan-i-Sabbah hielt sich im Schatten der Bäume und witterte immer wieder, ob sich ein Gegner in der Nähe befand. Er musste Poenari erreichen und Draculea vernichten. Er allein, das hatte die Anderwelt ihm ganz deutlich klar gemacht. Als er bemerkt hatte, dass Rebekka sich aus dem Lager entfernte, ohne ihre Waffen, das Schwert und den Hammer, mit sich zu nehmen, hatte er seine Chance erkannt. Der Kriegshammer war die Waffe, die er brauchte. Es war ein Leichtes für ihn gewesen, ins Zelt zu schleichen, in dem der Freiherr schlief und den Hammer an sich zu nehmen. Dann hatte er seine Rüstung angelegt, was gar nicht so einfach gewesen war ohne die Hilfe seines Assassinen.
Er würde Vlad Draculea zum Kampf herausfordern. Das größte Problem würde sein, dass er ihn allein erwischen musste. Es durfte kein Mensch in der Nähe sein, kein lebendes Wesen, an das sich der Geist des Drachen heften konnte, wenn er dem Vampir den Dorn des Kriegshammers in den Leib trieb und ihn tötete. Hassan war sicher, dass der Drache ihn selbst nicht als Wirt wählen würde, nicht wählen konnte.
Obwohl ihm das Fliegen unmöglich war, konnte er sich in der Greifengestalt doch um einiges schneller fortbewegen als er es in seiner menschlichen Gestalt gekonnt hätte. Noch zwei oder drei Stunden, dann würde er Poenari erreicht haben. Die Frage war, wie er vorgehen sollte. Er konnte schlecht vor die Burg treten und Vlad herausbitten. Der Woiwode würde ihm seine Vampirarmee auf den Hals hetzen oder ihn einfach nur auslachen und vor der Festung stehen lassen. Weshalb sollte er sich herauswagen? Er saß auf der Festung in Sicherheit und konnte von dort aus einer Position der Stärke heraus handeln und seine Armee für sich agieren lassen.
Hassan führte seine beiden Krummschwerter mit sich, dazu zwei Dolche, die, wie die Schwerter, in seine Rüstung eingearbeitet worden waren, und Rebekkas Kriegshammer. In seiner Greifengestalt bereitete ihm die schwere Waffe keine Schwierigkeiten. Als Mensch hätte er sie nur mit beiden Fäusten und unter Aufbietung seiner ganzen Kraft benutzen können. Der Greif handhabte den Hammer mit der gleichen Leichtigkeit wie Rebekka es getan hatte.
Hassan-i-Sabbah lief leichtfüßig, trotz der schweren Rüstung. Abrupt hielt er inne. Ein Gestank kam ihm in die Nase, der nichts Gutes verhieß. Vorsichtig bewegte er sich weiter. Der Gestank war der gleiche, den die Vampire Draculeas verströmt hatten. Langsam bewegte sich der Gepanzerte vorwärts. Der Gestank war durchdringend. Dann lag ein Talkessel vor ihm. Dort hatte ein Heer sein Lager aufgeschlagen, aber was Hassan sah, war kein Heer. Dort unten lagen Unmengen von Toten. Nur ein paar Männer bewegten sich zwischen den Leichen. Hassan erkannte schnell, dass sie Vampire waren. Unter ihnen war kein Mensch mehr. Sonst hätte er Herzschläge hören müssen, aber keiner der Männer dort unten hatte noch einen Puls. Bis auf einen …
Gegen den Nachthimmel
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