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Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit alle Taten bis ins Detail vorab geplant.“
    Daniel hatte Tom zugestimmt. „Alles lief so, wie er es wollte. Bis er das ungeborene Kind in Backes Bauch sah. Plötzlich stieg sein Mitgefühl an die Oberfläche und seine menschliche Seite verdrängte den Psychopathen in ihm.“
    Weil er Kinder mochte , dachte Daniel. Und Teenager. Junge Menschen wie Julia. Sie waren unschuldig und oft selbst Opfer. Deshalb auch der Rückzieher bei der schwangeren Polizistin. Anscheinend wollte er ihr das Kind nicht gewaltsam entreißen, wie Julia ihm gewaltsam entrissen worden war.
    Plötzlich lag das Motiv glasklar vor Daniel. Vergeltung.
    Kranich hatte die Ermordung seiner Schwester gerächt. Er wusste, dass Ben, Denis und Maik sie auf dem Gewissen hatten, aber er hatte die Jungs nicht einfach töten können, genauso wenig wie er den Fötus aus Backes’ Bauch hatte schneiden können. Weil sie noch jung waren. Sie genossen Welpenschutz bei ihm.
    Verschonen wollte er das Rat Pack allerdings nicht, deshalb inszenierte er ein grausames Spiel. Erst stahl er das Vertrauen der Jungs, machte sie glauben, es handele sich um eine harmlose Geocaching-Suche, dann spionierte er sie aus und brachte sie in immer riskantere Situationen, bis er sich ihnen schließlich offenbarte und ihre Familien bedrohte. Er wollte sie anscheinend dazu bringen, zu verzweifeln und Angst zu haben, um ihr eigenes Leben und das der Personen, die sie am meisten liebten. Denn er selbst hatte das Liebste bereits verloren. Julia. Über allem stand das Ziel, die Jungs leiden zu lassen, bis sie Suizid begingen, weil ihre Nerven blank lagen oder sie dachten, sie könnten ihre Eltern und Geschwister auf diese Weise schützen, oder volljährig wurden.
    Klack.
    Die ACAP-Mütze fiel Daniel ein. All cops are bastards. Anscheinend hasste Markus Kranich die Polizei regelrecht, mutmaßlich weil sie ihm in der Hölle seiner Kindheit nicht geholfen hatte. Als er dann auch noch mitbekam, dass die Ermittler vor einem Jahr das Verschwinden von Julia nicht ernst nahmen, und sich später herausstellte, dass sie ermordet worden war, drückte sich sein Hass in der Tötung von Corinna Backes aus.
    Klack.
    „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Marie.
    Schweigend nickte Daniel. Er durfte das Zusammenfügen des Puzzles nicht unterbrechen, um nicht ein Teil zu übersehen.
    Die Morde an Schardt, Lenz und der Polizistin fanden erst nach dem Fund von Julias Leiche statt. Dieser musste der Auslöser gewesen sein. Aber die Geocaching-Spiele hatten schon früher begonnen. Folglich kannte Markus die Wahrheit bereits. Nur woher?
    Warum er sich nicht an das Polizeipräsidium gewandt hatte, lag auf der Hand. Fehlendes Vertrauen. Stattdessen hatte er sich auf seine Vendetta begeben.
    Daniel sah sich wieder in Julias Zimmer sitzen und hörte erneut, wie Kranich ihm erzählte, dass er ihr ein Handy und einen Computer geschenkt hatte. Nicht sie hatte ihn darum gebeten, sondern er hatte gewollt, dass sie diese Dinge besaß. Dass er eine Technikaffinität hatte, war Daniel durch sein Alter Ego bekannt, nur hatte er dieses bisher nicht mit Kranich zusammengebracht. Jetzt legte er sie übereinander, wie eine Schablone über eine Zeichnung.
    Klack.
    Seine Gedanken wirbelten durcheinander. Es fehlte noch ein Bindeglied. Eine Frage war noch ungeklärt. Sie hatte mit Feuer und Molotowcocktails zu tun. „Wissen Sie, ob Markus Kranich Bogenschütze ist?“
    Erst jetzt bemerkte er, dass Herr Schmitz nicht mehr im Vorgarten stand, sondern neben seiner Frau auf dem Weg. „So haben sich Nadine und er doch kennengelernt. Sie jobbte am Fühlinger See in einem Strandbad. Da gibt es neben viel Sand auch einen Wassersportverleih und einen Schießstand. Er fuhr auch manchmal in die Eifel, da kann man im Wald auf Tiere schießen. Aus Pappe natürlich“, stellte er rasch klar. „Er hat stundenlang Pfeile selbst gebaut, wie ein Jäger. Würde mich allerdings nicht wundern, wenn er auch auf lebende Tiere geschossen hat, denn ich glaubte mal getrocknetes Blut an einer Pfeilspitze gesehen zu haben. Er behauptete, es sei Farbe. Aber woher sollte die denn stammen?“
    KLACK! Das letzte Puzzleteil fiel laut wie eine Bombe an seinen Platz.
    Plötzlich hatte Daniel es eilig, sich zu verabschieden. Marie bedachte ihn mit einem skeptischen Blick, doch er tauchte schon wieder in seine Überlegungen ab.
    Während sie zum Wagen zurückkehrten, resümierte Daniel.
    Markus hatte viele Jahre zusammen

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