Leidenschaft des Augenblicks

DEL beigetreten ist.«
    »DEL?«
    »In ihrem Brief schreibt sie, das wäre die Abkürzung für Dawn's Early Light. Das heißt wohl soviel wie >Erste Morgenröten Ich glaube, das ist irgendeine Sekte, die die Ansicht vertritt, daß wir unsere Umwelt derart kaputtmachen, daß wir letztlich alle daran zugrunde gehen werden. Aber die Leute von DEL behaupten, die Erde retten zu können.«
    »Von dieser Sekte habe ich noch nie gehört.«
    »In ihrem letzten Brief hat sie geschrieben, daß sie mir nicht mehr davon berichten dürfe, weil die DEL Foundation sich äußerste Zurückhaltung auferlege, was immer das heißen mag.«
    »Wissen Sie, was Susan dort macht?«
    »Ich habe keine Ahnung«, jammerte Mrs. Attwood. »Sie benutzen sie. Ich bin überzeugt, sie nutzen sie irgendwie aus. Gott weiß, was sie dort tun muß. Ich darf gar nicht daran denken. Lieber Gott, sie hätte ein Diplom in Informatik machen können, hätte einen guten Job bekommen, eine glänzende Zukunft vor sich gehabt. Nicht so ein Leben führen müssen wie ich. Ich kann es einfach nicht fassen. Ich bin zu Ihnen gekommen, weil ich nicht wußte, an wen ich mich sonst hätte wenden sollen. Eigentlich bräuchte ich einen Privatdetektiv, aber das kann ich mir nicht leisten.«
    Jessie dachte mit gerunzelter Stirn nach, während sie der Frau beruhigend die Hand tätschelte. »Warum haben Sie Mrs. Valentine angerufen, wenn Sie nicht an ihre übersinnlichen Fähigkeiten glauben?«
    Mrs. Attwood putzte sich noch einmal die Nase. »Weil der Sektenführer von DEL, ein Mann namens Dr. Edwin Bright, ganz offensichtlich so etwas wie ein Scharlatan ist. Er hat eine
    Reihe junger Leute wie meine Susan davon überzeugt, daß er über die Gabe verfügt, in die Zukunft blicken und sie verändern zu können. Ich schätze, ich habe gehofft, daß es Mrs. Valentine vielleicht gelingen könne, den Mann bloßzustellen, und daß Susan dann wieder zur Vernunft kommen würde.«
    »Sie gehen davon aus, daß jemand mit hellseherischen Kräften wie Mrs. Valentine erkennen kann, ob jemand anderer über ähnliche Fähigkeiten verfügt?« hakte Jessie nach.
    Mrs. Attwood nickte. Sie sah jetzt noch elender aus als vorher. »Ich habe mir gedacht, daß eine... nun, daß jemand wie Mrs. Valentine alle Tricks kennt, die ein Mann wie Bright dazu benutzen würde, andere davon zu überzeugen, daß er über besondere Kräfte verfügt. Ich meine, sie muß doch selber jahrelange Erfahrung mit solchen Tricks haben.«
    In Jessie stieg echte Wut auf, und es kostete sie Mühe, freundlich zu bleiben. »Sie sollten wissen, Mrs. Attwood, daß Mrs. Valentine eine echte Gabe besitzt. Sie ist keine Betrügerin.«
    »Das spielt für mich keine Rolle, verstehen Sie?« fuhr Mrs. Attwood hastig fort. »Ganz egal wie - jedenfalls würde sie einen Schwindler erkennen, nicht wahr? Und ich bin sicher, daß Edwin Bright einer ist.«
    »Ich weiß nicht, ob wir Ihnen helfen können, Mrs. Attwood.«
    Mrs. Attwood umklammerte Jessies Arm. »Bitte. Ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden sollte. Ich möchte, daß Mrs. Valentine mir Beweise dafür beschafft, daß Bright ein Betrüger ist. Werden Sie ihr das ausrichten? Ich habe nicht viel Geld, aber ich werde einen Weg finden, sie zu bezahlen. Bitte.«
    Angesichts der echten Verzweiflung der Frau spürte Jessie ihren Ärger schwinden. Es fiel ihr schwer, jemanden abzuweisen, der so offensichtlich ihrer Hilfe bedurfte. Und außerdem handelte es sich um eine potentielle Auftraggeberin.
    »Okay. Sehen wir, ob ich Sie richtig verstanden habe«, sagte Jessie vorsichtig. »Ihnen geht es also nicht um die übersinnlichen Fähigkeiten von Mrs. Valentine. Sie wollen nur, daß Valentine Consultations beweist, daß der Mann, der die Dawn's Early Light Foundation leitet, ein Betrüger ist. Stimmt das?«
    »Ja. Genauso ist es.«
    »Hmmm.« Das war etwas, was sie allein managen konnte, sagte sich Jessie mit wachsender Begeisterung. Diese Frau war nicht auf der Suche nach jemandem mit Mrs. Valentines Kräften. Und wenn es ihr gelang, diesen Fall erfolgreich abzuschließen, würde das Valentine Consultations ganz andere Möglichkeiten eröffnen. Es war genau das, was sie sich für ihre neue Marketing-Strategie gewünscht hatte. Sie sah das Motto schon vor sich: Valentine Consultations. Übersinnliche Ermittlungen.
    »Bitte sagen Sie, daß Sie mir helfen werden«, flehte Mrs. Attwood.
    Jessie fühlte sich verpflichtet, die neue Klientin noch auf etwas Wichtiges hinzuweisen: »Ist Ihnen