Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leidenschaft in den Highlands

Leidenschaft in den Highlands

Titel: Leidenschaft in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
Vom Netzwerk:
Boxen und entschied, dass sie für heute genug getan hatte. Sollten die MacCallens ihren Mist doch allein machen. Sie würde heute keinen Finger mehr rühren. Sie blieb einfach sitzen, atmete tief durch und schloss die Augen.
    Da vernahm sie plötzlich ein leises Geräusch, ein Weinen oder Wimmern. Es klang genauso wie in der letzten Nacht. Auch da hatte ein Gewitter getobt. Es schien vom Heuboden zu kommen und wurde mit zunehmendem Regen lauter. Die Stimme klang wie die eines Kindes. Aber was hatte ein Kind hier im Stall zu suchen? Sie musste der Sache auf den Grund gehen.
    »He, komm jetzt. Genug für heute. Der Regen wirdimmer stärker«, rief ihr der Wachhund zu, der gerade seinen Kopf durch das Tor steckte. Na, der merkte auch alles.
    »Ich komme gleich. Ich bringe nur noch etwas in Ordnung.«
    »Ich hoffe, es dauert nicht zu lange«, sagte er und schlug das Tor scheppernd zu.
    Avery kletterte die Leiter zum Heuboden hinauf. Auf ihrem Kopf landeten sogleich einige kühle Tropfen, die durch das undichte Dach drangen. Sie ignorierte den kalten Schauer einfach und blickte sich in der Dunkelheit um. Doch sie konnte keine Menschenseele entdecken.
    »Ist da jemand?«, rief sie gegen das Gewitter an.
    Keine Antwort.
    Da zuckte ein Blitz auf und erhellte den Stall gerade so lang, dass Avery den Heuboden einmal mit den Augen absuchen konnte. Vor Schreck blieb Avery fast das Herz stehen. In der hinteren Ecke des Bodens saß jemand! Es war eine kleine zusammengekauerte Gestalt. Ein Mädchen.
    Avery atmete tief durch. Nur ein Mädchen. Kein Unhold, kein Borgas.
    »Du brauchst keine Angst vor mir zu haben«, sagte sie, wie sie hoffte, auf beruhigende Weise, jedoch laut genug, dass die Kleine sie verstehen konnte. Behutsam näherte sie sich ihr. Zumindest nahm sie das an, denn es war nun wieder so dunkel, dass sie nicht sehen konnte, ob das Mädchen noch da war, wo sie es vermutete.
    Der Regen peitschte gegen das Dach und rann nun in wahren Sturzbächen durch die undichten Stellen auf sie herab. Es war ganz und gar ungemütlich hier oben.
    Dass ein solches Unwetter ein Kind verschreckte, konnte sie gut verstehen. Aber wie war die Kleine überhaupt hier heraufgekommen? Und seit wann war sie hier? Avery hätte sie sehen müssen, als sie hereinkam, genauso wie ihr Wächter.
    Kurz bevor Avery die Ecke erreichte, blitzte es erneut. Noch einmal wurde jener dunkle Winkel beleuchtet, in dem bis eben noch das Mädchen gesessen hatte. Es war verschwunden.
    Avery blickte sich suchend um. In der Mitte des Heubodens ragte ein Haufen frischen Heus auf. Von diesem abgesehen, gab es hier oben nicht sonderlich viel. Entweder versteckte sich die Kleine dort, oder sie war längst die Leiter hinuntergeklettert. Was in dieser Dunkelheit allerdings gar nicht so einfach sein dürfte.
    Avery ging über den Heuboden, bemüht, keine lauten Geräusche zu machen. Doch die Bretter knarrten und ächzten unter ihr, als würden sie jeden Augenblick durchbrechen. Ihre Augen gewöhnten sich allmählich an das ungemütliche Halbdunkel.
    Da rannte ihr plötzlich etwas Kleines, Pelziges zwischen die Beine. Beinahe wäre sie darüber gestolpert.
    Erschrocken wich sie zurück. Vor ihr saß ein Kätzchen, das so kläglich maunzte, dass es ihr Herz erwärmte. Avery nahm es auf den Arm.
    »Wo kommst du denn her?«, fragte sie, während sich das rot-weiß getigerte Tier schnurrend an ihre Brust schmiegte. Sein Pelz war vom Regen ganz aufgeweicht.
    Wo das Kätzchen war, musste auch das Mädchen stecken. Avery schlich um den Heuhaufen herum, in der Hoffnung, irgendeine Spur von der Kleinen zu finden. Tatsächlich, ganz oben ragte ein kleiner Fuß aus dem Berg heraus. Avery blieb stehen und musterte ihn. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
    Eines musste man dem Mädchen lassen: Es war nicht auf den Kopf gefallen. Hätte es sich besser getarnt, Avery hätte sie vermutlich nicht gefunden. Aber die Halme mussten schrecklich piken! Der winzige Fuß bewegte sich kein bisschen. Avery hörte kein Rascheln, keinen Atem, nichts außer dem Grollen des Donners, das sich langsam zu entfernen schien.
    Sie hockte sich hin. Wie verlockend es war, den Fuß einfach zu kitzeln! Doch das würde das schüchterne Kind nur unnötig erschrecken.
    »Das ist ein sehr gutes Versteck«, sagte sie stattdessen, in der Hoffnung, das Vertrauen des Mädchens zu gewinnen. »Ich hätte kein besseres gefunden.«
    Der Fuß zog sich raschelnd in den Heuhaufen zurück. Das war wohl gründlich

Weitere Kostenlose Bücher