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Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Titel: Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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seinen Oberkörper so weit nach vorne, dass er fast den Kopf seines Gegenübers berührte. Doch Wagner wich keinen Millimeter zurück.
    »Das sollten sie aber nicht sein«, versetzte der BKA-Abteilungsleiter in ruhigem Ton, »denn diese beiden Kriminalitätsbereiche überschneiden sich sehr oft. Wohl auch im vorliegenden Fall.«
    Tannenbergs Erregung ebbte ein wenig ab. Er wippte in seinem Stuhl zurück. »Dann kommen Sie doch jetzt bitte endlich zur Sache.«
    »Das tue ich bereits die ganze Zeit über. Haben Sie das etwa noch nicht bemerkt?« Der Kriminaldirektor in Diensten des Bundeskriminalamtes grinste schelmisch. »Jens, ich denke, es ist an der Zeit, unserem ungeduldigen Herrn Kollegen einen Überraschungsgast zu präsentieren.« Seine Augen kehrten zum Leiter des K 1 zurück. »Sind Sie dazu bereit?«
    Die Frage hing ein paar Sekunden lang in der Luft. Doch Tannenbergs aufleuchtendes Gesicht beantwortete sie hinlänglich. Schmunzelnd erhob sich Wagners Mitarbeiter und verschwand im Nebenzimmer.
    Nur wenig später tauchte Eva Schneider im Türrahmen auf. Auch sie war ganz in Schwarz gehüllt. Von diesem Outfit hätte wahrscheinlich jeder unbefangene Beobachter auf eine sich gerade versammelnde Trauergemeinde geschlossen. Die Frau des Turbofood-Arztes wirkte noch zerbrechlicher als in der Nacht, in der sie von den beiden Kaiserslauterer Ermittlern in ihrem Haus aufgesucht worden war. Wortlos ließ sie sich auf einen der gepolsterten Metallstühle gleiten.
    »Wie mir Frau Schneider berichtet hat, kennen Sie beide sich ja bereits«, erklärte Heribert Wagner. Da keiner der beiden Angesprochenen offenbar etwas dazu anmerken wollte, fuhr er sogleich fort: »Kurz nach dem desaströsen Abschneiden dieser angeblichen Radsporthoffnung Florian Scheuermann kam Frau Schneider zu uns und hat uns freundlicherweise den bislang unauffindbaren Laptop ihres Mannes ausgehändigt.«
    »Was ist da drauf?«, schoss es regelrecht aus Tannenbergs Mund.
    »Wohl eher ›drin‹«, korrigierte der Kriminaldirektor schmunzelnd.
    Klugscheißer!, lag seinem Gegenüber auf der Zunge, doch er schluckte den Begriff tapfer hinunter.
    »Ja, was wird da wohl drin sein?«, fragte Wagner, während er mit der Hand hinüber zu seinem gläsernen Schreibtisch wies, auf dem sich zwei Laptops befanden. »Das ist wirklich eine eminent spannende Frage.«
    Um dem Nachfolgenden eine größere Bedeutung zu verleihen, reckte der ranghohe BKA-Beamte den Zeigefinger empor. »Auf der Festplatte von Dr.   Schneiders Laptop befinden sich diverse Aufzeichnungen und Statistiken. Und nicht zu vergessen, sie enthält darüber hinaus auch die elektronischen Patientenkarteien sowohl aller Rennfahrer als auch der übrigen Teammitglieder.« Er stockte und verbesserte sich. »Nein, nicht alle. Es fehlen die von Bruce Legslow, seiner Ehefrau Melinda und die des ermordeten Mechanikers Joop van der Miel.«
    »Dann hat er wahrscheinlich von Joops Arsenvergiftung gar nichts gewusst«, brabbelte Tannenberg vor sich hin.
    »Bitte?«
    »Ach, nichts.«
    Wagner schüttelte verständnislos den Kopf, verzichtete aber auf eine Nachfrage. »Dr.   Schneider hat das über Jahre hinweg im Turbofood-Radrennstall durchgeführte, systematische Doping akribisch dokumentiert.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Dort drüben auf meinem Schreibtisch liegen die Beweise. Aber das ist lange noch nicht alles, mein lieber Herr Hauptkommissar. Denn in diesem kleinen grauen Zauberkasten befinden sich sowohl detaillierte Angaben über die Herkunft der Dopingmittel als auch über deren Transportwege, Depot-Orte, Namen der Dealer und vieles mehr.«
    »Das ist ja unglaublich.«
    »So ist es«, bemerkte Wagner und lehnte sich zufrieden in seinem Sessel zurück.
    In der Hoffnung, Tannenbergs sperrangelweit geöffneter Mund würde sich sogleich wieder von allein schließen, wartete der Kriminaldirektor einen Moment lang ab. Doch als sich in dieser Hinsicht nicht das Geringste tat, fügte er schmunzelnd an: »Mir gefallen Ihre goldenen Inlays zwar außerordentlich gut, aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob Frau …«
    Mehr musste er nicht sagen, denn sein pfälzischer Kollege hatte endlich kapiert und klappte peinlich berührt den Unterkiefer hoch.
    »Sie müssen wissen, Heiko ist in diese Sache einfach so reingeschlittert«, behauptete Eva Schneider mit dünner Stimme.
    Tannenberg rollte abschätzig die Augen. »Reingeschlittert? Was glauben Sie wohl, wie oft ich dieses Märchen schon gehört habe?«, konnte sich der

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