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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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das ich gezeichnet habe, widerspricht.«
    »Das hört man gern«, sagte Toliman. Die andern nickten. »Und wie lange, denkst du, sollten wir noch warten?«
    Gemma hob die Arme und ließ sie wieder fallen. »Vierzehn Tage. Drei Wochen. Ich weiß nicht.«
    »Warten wir doch ab, was die nächsten Tage bringen«, schlug Rigel vor.
    Toliman nickte. »Hat noch jemand etwas zu berichten?«
    Mira sah ihn verwundert an. Er wußte doch. »Ja, ich«, sagte sie.
    Toliman schüttelte leicht den Kopf, fast unmerklich für die andern, gab aber mit einer Geste Mira das Wort.
    Tolimans sonderbares Benehmen hatte sie unsicher gemacht. »Ich wundere mich über dich«, sagte sie, »du weißt doch, daß ich eine Idee ausgearbeitet habe!« Sie wandte sich zu den anderen. »Wahrscheinlich ist er dagegen. Gestern abend hielt er es noch für Unsinn, aber ich hatte gehofft, er würde ein bißchen darüber nachdenken. Na ja, wozu auch, wenn ich es schon getan habe.« Sie blickte den Gefährten nacheinander schnell ins Gesicht. »Nicht gut, nein? Also vergeßt es. Ich werde jetzt sachlich.«
    Toliman versuchte, neutral auszusehen, es gelang ihm nicht - man spürte seine Ablehnung. Rigel grinste, ihm hatte Miras Angriff gefallen. Gemma lächelte alle an - wie immer war sie unbewußt bestrebt, die Gegensätze auszugleichen.
    »Ich habe die Atmosphäre analysiert, die wir bei der Landung durchkreuzt haben, wenigstens soweit Meßwerte vorlagen, also unterhalb der Glühzone. Wir könnten hier ein Ionosphärenkraftwerk installieren, es würde uns in drei Tagen so viel Energie liefern, wie wir brauchen, um unsere Vorräte zu ergänzen und auf den minimal benötigten Stand zu bringen. Das Prinzip ist ganz einfach: Die elektrische Potentialdifferenz zwischen Boden und Ionosphäre wird ausgenutzt. Mit einem Mesonenstrahl wird eine dünne Luftsäule leitend gemacht, dann fließt Strom, den wir in Aktivkomponente umwandeln können. Sozusagen ein stehender, ständig stattfindender Blitz.
    Ich verschweige nicht den Haken, den die Sache hat. Auf der Erde werden diese Möglichkeiten nicht genutzt, weil solche Kraftwerke, im großen Umfang und auf lange Zeit betrieben, das Klima verändern würden. Aber eine einzelne, kleine Anlage für ein halbes Jahr - das verändert nichts auf diesem Planeten. Jedenfalls weitaus weniger, als beispielsweise der Vorbeiflug an der roten Sonne verändern wird. Im Gegenteil, wir würden damit sogar der zusätzlichen Aufheizung entgegenwirken, wenn auch natürlich in verschwindendem Ausmaß. Ich habe Übrigens alle Einzelheiten ausgerechnet, am besten, ihr fragt mich.«
    »Wieviel braucht man, um die Luftsäule zu ionisieren?« fragte Rigel interessiert. Mira nannte die Energiemenge. Rigels Interesse erlosch sichtlich. »Ja, da ist nämlich der wirkliche Haken«, sagte Toliman, und er war beherrscht genug, das nicht triumphierend zu sagen. »Das ist mehr als die Hälfte unserer gesamten Vorräte. Nun überlegt mal, was passiert, wenn die Ionensäule, oder richtiger, die Plasmasäule, aus irgendeinem Grund zusammenbricht. Dann sind wir am Ende, denn die Differenz, die wir dann haben, holen wir nie mehr auf.«
    »Warum sollte sie zusammenbrechen?« fragte Mira, selbst nicht mehr ganz überzeugt. Allen technisch-wissenschaftlichen Kram hatte sie berechnet, aber darüber vergessen, daß diese Lösung bedeutete, alles auf eine Karte zu setzen. Und ein Spiel war das ja hier nun, weiß der Himmel, wirklich nicht.
    »Ein Vogel, der durchfliegt?« sagte Toliman in einem Ton, als habe er eine Reihe positiver Vorschläge zu machen.
    »Vielleicht gibt es hier welche, wäre doch möglich, nicht? Oder ein Gewitter. Wir wissen ja noch nicht, wie intensiv die hier sind. Oder - ach, es gibt doch Dutzende von Möglichkeiten, denkt euch doch selbst welche aus.« Er hatte sich jetzt ein wenig in Eifer geredet, in Wut fast, und da ließ er sich gehen, unbeabsichtigt sicherlich, aber nicht ohne Wirkung. »Ist denn das so schwer zu verstehen? Es gibt nur einen Weg, den der kleinen, aber sicheren Schritte, den mühsamen, der jedes größere Risiko vermeidet. Wir dürfen unter gar keinen Umständen irgendein Risiko eingehen, das uns handlungsunfähig machen würde. Das bezieht sich nicht bloß auf die Energie. Wir dürfen zum Beispiel auch nicht das Risiko eingehen, daß wir alle krank werden. Und nicht, daß durch den Ausfall des einen oder anderen plötzlich wichtige Teile unserer Aufgabe nicht mehr ausgeführt werden können, denn nicht in allem

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