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Lemberger Leiche

Lemberger Leiche

Titel: Lemberger Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Ramge
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soll. Dass diese Informationen, die du soeben aufgezählt hast, von einer Krankenschwester stammen, ist mir neu. Mir scheint, meine eigenmächtige Kommissarin ist doch im Katharinenhospital gewesen!?«
    Irma druckste rum, bevor sie gestand, sie habe Helene Ranberg hingeschickt, die sich ein wenig umgehört habe.
    Schmoll hielt eine halbherzige Predigt über unprofessionelle Ermittlungsarbeit und fasste dann zusammen: »Und nun vermutest du, dass es sich bei dem Kerl, der aus der Bank gekommen ist und den alten Mann umgestoßen hat, um den Taxifahrer Adam Fröhlich handelt und bei demMädle, das angeblich dort rumgestanden ist, um seine Tochter.«
    »Ond dr Metzger-Azubi Fabian Knorr?«, fragte Katz.
    »Vielleicht hat er eine Straßenecke weiter im Taxi gewartet«, sagte Irma. »Dann ist er nach einem verabredeten Zeichen vorgefahren und hat die Räuber mitsamt der Beute abgeholt.«
    »Bisschen weit hergeholt«, murmelte Schmoll.
    »Zumindescht ka dr Fröhlich Geld brauche, wie mer oiner von seine Kneipenkumpane geflüstert hot«, sagte Katz. »Sei Taxigschäft lauft mäßig, ond er muss sei Eigentumswohnung abzahle.«
    »Motiv: Geldnot!«, sagte Schmoll.
    Doch so, wie er verdrossen den Takt des Radetzky-Marsches auf die Tischplatte trommelte, merkte Irma, dass er nicht recht an dieses Motiv glaubte. Schmoll trommelte und gab nicht zu, wie mies er sich fühlte. Irmas neue Spekulationen, und vor allem Frau Ranbergs Recherchen im Katharinenhospital, schienen ihm handgestrickt. Er bezweifelte, dass sich ein Todkranker so genau erinnern konnte, nachdem er vorher lange bewusstlos gewesen war.
    »Diese Krankenschwestern sehen wahrscheinlich zu oft
Tatort«
, sagte Schmoll griesgrämig. »Sie finden es spannend, wenn ein Patient was Kriminelles erzählt und glauben es ihm, auch wenn er schon im Delirium liegt.«
    Schmolls Fäuste setzten einen Schlussakkord auf den Tisch und er brummte, die Story mit dieser Ariadne und dem Taxifahrer sei der letzte Stuss. Danach empfahl er Irma bissig, sich von Ariadne den Faden zu leihen, der aus diesem dämlichen Labyrinth führen könnte.
    Ein Anruf beim Raubdezernat ergab, dass auch dort bisher keine neuen Erkenntnisse vorlagen. Und als Schmoll hörte, dass die in der Bank gesicherten Spuren auch noch nicht fertig ausgewertet waren, krachte seine Faust nochmals auf die Tischplatte und er brüllte: »Feierabend!«

Fünf
Donnerstag, 1. Juli
    Nachdem Irma die halbe Nacht gegrübelt hatte, gestand sie sich ein, dass Schmoll recht hatte und der Verdacht gegen Vater und Tochter Fröhlich ziemlich fragwürdig war.
    Und Fabian Knorr? Das Geld aus seinem Rucksack stammte eindeutig aus dem Bankraub. Aber Irma wurde das Gefühl nicht los, dass an der Sache irgendwas faul war. Wahrscheinlich spinn ich, dachte sie. Wie soll denn das Geld in den Rucksack gekommen sein, wenn er es nicht selbst hineingesteckt hat? Wo doch sogar Fingerabdrücke von ihm an den Scheinen waren! Obwohl der Bankraub nicht in ihr Ressort gehörte, brannte Irma darauf, sich den Tatort anzusehen. Aber Schmoll würde etwas dagegen haben. Trotzdem rief sie, bevor sie sich auf den Weg ins Präsidium machte, im Büro an. Wie sie erwartet hatte, saß Schmoll schon an seinem Schreibtisch. Sie erklärte ihm, sie wolle in Feuerbach den Platz besichtigen, an dem der alte Herr Engelhard gestürzt war.
    Schmoll antwortete ungnädig: »Wenn es dort noch etwas zu ermitteln gibt, dann soll das der Stöckle mit seinen Leuten erledigen!«
    »Ich will nicht wegen des Bankraubs hin, sondern hoffe, am Tatort etwas über Erich Engelhards Unfall herauszufinden. Sein mysteriöser Tod gehört schließlich in den Bereich des Morddezernats.«
    Schmoll knurrte, sie solle tun, was sie nicht lassen könne, aber gefälligst mittags zur Teamsitzung zurück sein.
    Da sich die Sonne an diesem Morgen noch in Bescheidenheit übte, beschloss Irma, direkt von ihrer Wohnung aus mit dem Fahrrad hinunter zum Feuerbacher Ortskern zu fahren. Während sie durch die Siedlung hinter dem Killesberg-Park kurvte, trat sie kräftig in die Pedale. Sie genoss den Fahrtwind, der mit ihren Haaren spielte und die Hautkühlte. Die Vögel bejubelten den neuen Tag so enthusiastisch, als wäre es ihr letzter. Waldduft mischte sich mit dem von frisch gemähtem Rasen. Am Feuerbacher Weg hatte Irma den höchsten Punkt ihrer Tour erreicht und konnte nun frohgemut abwärts rollen. Nach den letzten Häusern hielt sie vor einer Schranke, die Autos an der Weiterfahrt hinderte. Irma blinzelte

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