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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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seiner verlorenen Autorität zurückzugewinnen. »Und wenn Ihnen diese Wunde gewaltsam zugefügt wurde, sollten wir die Polizei einschalten. Aber es ist nicht Ihre Kopfverletzung, um die wir uns im Augenblick die größten Sorgen machen. Wie Sie wissen, grassiert in Glasgow die Tuberkulose. Der Staatliche Gesundheitsdienst versucht, die TBC in dieser Stadt auszurotten. Überall, um genau zu sein. Sie wurden mit dem Krankenwagen hierher gebracht. Sie wurden in ... nun ja, bewusstlos in einer Gasse gefunden. Da werden Sie sicher verstehen, weshalb wir dachten, dass Alkohol im Spiel ist.«
    »Was hat das mit Tuberkulose zu tun?«
    »Nun, als Teil unseres Programms machen wir eine Röntgenaufnahme der Lunge jedes Patienten, der unter solchen Begleitumständen eingeliefert wird. Es gibt sogar Pläne, ein mobiles Röntgengerät anzuschaffen. Jedenfalls, wir haben eine Aufnahme Ihrer Brust gemacht und auf dem linken Lungenflügel etwas entdeckt, das wie ein kleiner Schatten aussieht. Wir halten es aber für möglich, dass es an einem fehlerhaften Film liegt. Deshalb würden wir Ihre Brust gerne noch einmal röntgen.«
    »TBC?« Ich dachte an meine morgendlichen Hustenanfälle, wenn ich mir die erste Zigarette ansteckte. Daran, wie ich immer schon vorher wusste, wann mit Smog zu rechnen war.
    »Sie sollten nicht allzu beunruhigt sein. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es nur ein Fleck auf dem Film war. Neigen Sie zu Hustenanfällen?«
    »Tut das nicht jeder in dieser Stadt? Manchmal. Morgens.«
    »Ist es ein schleimfördernder Husten? Ich meine, haben Sie feuchten Auswurf? Blut?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Dann würde ich mir keine Sorgen machen. Wenn es doch TBC sein sollte, haben wir sie früh genug entdeckt, um sie zu behandeln. Wir könnten Sie in ein Sanatorium im Norden schicken. Saubere Luft würde bei Ihnen Wunder wirken.«
    »Sie wollen mich in eins von diesem Heimen schicken, wo sie einen mit dem Bett nachts nach draußen fahren? Da nehme ich es lieber mit dem Smog auf.«
    »Wir sollten sichergehen.«
     
    Ich verbrachte den Rest des Tages auf der Station, während die funkelnden Geräte des brandneuen Staatlichen Gesundheitsdienstes von Großbritannien sich mit der Effizienz eines alten Dampfschiffs abmühten. In einer Wartepause rief ich vom öffentlichen Fernsprecher in der Eingangshalle Mrs. White an und erklärte ihr, dass ich zur Beobachtung im Krankenhaus sei und dass man sich Sorgen wegen meiner Brust mache. Davon, dass ich zum zweiten Mal in rascher Folge als Sandsack benutzt worden war, sagte ich nichts. Ich versprach Mrs. White, sie wissen zu lassen, ob ich in ein Sanatorium müsse oder nicht. In jedem Fall, versicherte ich ihr, würde ich weiterhin Miete zahlen, um meine Wohnung zu behalten.
    »Benachrichtigen Sie mich, sobald Sie es erfahren haben, Mr. Lennox.« Es gefiel mir, wie ihre Stimme am Telefon klang. Sie hörte sich jünger an. Ich konnte mir vorstellen, wie diese Frau vor dem Krieg gewesen war, ehe die Trauer sie verändert hatte.
    Am Nachmittag wurde ich noch einmal geröntgt. Eine Stunde später kam der junge Arzt wieder und bestätigte mir, dass alles in Ordnung sei. Er untersuchte meinen Kopf ein weiteres Mal.
    »Sie haben ein Sanatorium erwähnt«, sagte ich. »Wo liegt das denn?«
    Einen Augenblick sah er mich verwirrt an. »Ihnen ist klar, dass wir Sie für gesund erklärt haben?«
    »Ich weiß, ich weiß«, erwiderte ich gereizt. Ich dachte nicht an mich. Ich hatte ein billiges Spitzentaschentuch mit Blutflecken vor Augen. »Ich möchte nur wissen, wohin Sie jemanden zur Erholung schicken würden, bei dem sich tuberkulöse oder bronchiale Symptome zeigen. Wo sind die Sanatorien?«
    Er erklärte mir, dass die meisten Glasgower TBC-Fälle im Hairmyers Hospital behandelt würden, von wo man die Patienten zu Sanatorien auf dem Lande schicke. Er gab mir drei Adressen: zwei in Inverness-Shire, die andere in Perthshire.
    »Die meisten Patienten aus Glasgow kommen ins Perthshirer Sanatorium«, erklärte er. »Die Familien können sie dort leichter besuchen. Aber die Nachfrage übersteigt das Angebot. Manchmal müssen die Leute weiter nach Norden verlegt werden.«

6
     
    Ehe ich den Zug nach Perth nahm, musste ich einen Hausbesuch machen. Ich ging direkt zu meiner Bleibe, nachdem ich das Krankenhaus verlassen hatte. Mrs. White fing mich an der Tür ab. Mir gefiel die Besorgnis in ihrer Stimme, und ich sagte ihr, dass alles in Ordnung sei. Doch als sie sah, wie ich zusammenzuckte, als

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