Leopardenblut (German Edition)
sei. Das war sie auch. Zumindest für ein paar Monate, bis sie Lucas mit sich in die Bewusstlosigkeit und den Tod reißen würde.
„Das ist noch nicht alles“, sagte Hawke, nachdem sie sich wieder ihm zugewandt hatte. „Wir haben dafür gesorgt, dass ihnen klar ist, dass wir über die Grausamkeiten in ihrer Population Bescheid wissen. Enrique hat vor laufender Kamera ein hübsches Geständnis abgeliefert. Er redete gerne.“
„Sie können das unmöglich an die Öffentlichkeit kommen lassen.“ Sascha sah, wie Lucas auf sie zukam, und tief in ihr zog sich etwas heiß zusammen. Ihr Ärger konnte die Leidenschaft nicht unterdrücken, die sie für ihn empfand. „Man würde Silentium für einen Fehlschlag halten.“
„Vielleicht wäre das eine gute Sache“, sagte Tamsyn.
„Nur wenn etwas anderes an die Stelle dieses Programms treten würde. Es wäre unverantwortlich, diese Information zu verbreiten, ohne die Möglichkeit zu haben, mit den negativen Folgen umzugehen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Tausende von Unschuldigen würde man sonst schädigen. Wenn irgendetwas auf der psychischen Ebene des Medialnets geschieht, hat das auch körperliche Auswirkungen.“ Das wusste sie nur zu gut. Auf diese schrecklichen Schmerzen war sie nicht vorbereitet gewesen.
Lucas stellte sich hinter sie und nahm sie in den Arm. „Ich frage mich, wie sie deine Abwesenheit im Medialnet erklären werden?“
„Unser Vorschlag war, sie sollten verbreiten, Sascha sei vom Netz getrennt worden, weil sie sich durch eine Besonderheit ihres Verstandes mit einem Gestaltwandler paaren konnte.“ Hawke zuckte mit den Schultern. „Interessiert uns nicht, was sie denken, solange niemand sie anrührt.“
„Es wird auf jeden Fall Unruhe auslösen, ganz egal, wie sie es begründen.“ Lucas’ Arme schlossen sich fest um sie. Es fühlte sich unglaublich gut an.
Sascha wusste, dass die Leoparden und die Wölfe etwas schier Unglaubliches erreicht hatten – sie hatten dem Rat Fesseln angelegt. Doch der Sieg schmeckte bittersüß.
Drei Tage später, kurz nachdem sie ein Gespräch mit ihrer Mutter beendet hatte, baten die Wölfe Sascha, in ihr Versteck zu kommen. Nikita hatte Sascha zuvor davon in Kenntnis gesetzt, dass sie nun offiziell nicht mehr zur Duncan-Familie gehörte.
„Du bist keine Mediale mehr. Dein Verstand ist zu sehr gestört. Er konnte nicht einmal die Verbindung zum Medialnet aufrechterhalten. Offensichtlich solltest du niemals dazugehören.“
Das war also die Version, die sich der Rat zurechtgelegt hatte. „Nein, Mutter. Ich bin vollkommen in Ordnung.“
Nikita zeigte keine Reaktion. „Wir würden das Geschäft mit den DarkRiver-Leoparde n … gerne fortsetzen. Dein e … eigenartige Verbindung zu Lucas Hunter ist der Grund, weshalb du das Netz verlassen durftest. Wir werden wegen einer fehlerhaften Medialen die Geschäftsbeziehungen zu den Katzen und Wölfen nicht abbrechen.“
Sascha hatte verstanden. Jeder Mediale verstand geschäftliche Überlegungen. „Wir stehen zu unserem Vertrag.“ Dann unterbrach Sascha die Verbindung und konnte endlich weinen.
Lucas nahm sie in den Arm. Als die Bitte der Wölfe kam, hielt er sie nicht davon ab, dem Ruf zu folgen.
„Brenna stirbt“, sagte Hawke, als sie das Tunnelsystem betraten.
Sascha erinnerte sich an die unglaublich starke Willenskraft, der sie im Dunkeln begegnet war. „Nein.“ Dieses Licht durfte nicht verlöschen. „Bring mich zu ihr.“
Brenna lag unter einem himmelblauen Laken auf einem weichen Bett. In einer Ecke des Schlafzimmers redeten Tamsyn und eine andere Frau, die Sascha für die Heilerin der SnowDancer-Wölfe hielt, leise miteinander. Tammys Augen baten Sascha um Hilfe.
Schweigend versprach sie, etwas zu tun, und wandte sich wieder Brenna zu. Sie war fast kahl geschoren, als hätte man versucht, ihr die Weiblichkeit zu rauben. Gesicht und Hals waren mit blauen Flecken übersät. Doch Sascha achtete nicht darauf, sie sah nur das flackernde Licht von Brennas Verstand.
Sie legte ihre heilenden Hände schützend um diese Flamme. Du darfst jetzt nicht aufgeben, Brenna.
Absolute Stille.
Du kennst mich. Ich tue dir nichts.
Du hast mich angelogen. Die Anklage war nur ein Flüstern.
Wann?
Du hast gesagt, das Rudel würde mir zu Hilfe kommen. Sascha spürte den Schmerz des Verrats. Aber ich bin allein.
Sascha blinzelte und sah Hawke an. „War sie bei Bewusstsein, als ihr sie gefunden habt?“
„Nein. Die Menschenärzte sagten, sie könnten
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