Letzte Beichte
irgendwelche Fragen oder Probleme auftauchten.
1. Angaben zur Familie:
Amanda Kelly, Ehefrau, Nageldesignerin
Richard Bagshaw, Vater, Steuerberater (kein Kontakt, seit Befragter 4 Jahre alt)
Anne Bagshaw, Mutter, Rechtsanwältin (kein Kontakt, seit Befragter 16 Jahre alt)
2. Einkommen:
120 000 £ p. a.: selbstständiger Immobilienentwickler.
3. Persönliche Lebensumstände:
Jeremy Bagshaw ist Einzelkind. Er wuchs in Oxford, England, auf. Seine Eltern ließen sich nach einem schrecklichen Unfall scheiden, den der Befragte im Alter von vier Jahren verursachte. Er hatte seine drei Wochen alte Schwester getötet, indem er sie in einen Wäschetrockner legte, um sie am Weinen zu hindern. Der Befragte ist der Ansicht, dass dies die Beziehung zu beiden Elternteilen nachhaltig beeinflusst hat. Der Vater verließ das Elternhaus kurze Zeit später und hatte seitdem keinen Kontakt mehr mit dem Befragten. Nach Mr. Bagshaws Kenntnis heiratete sein Vater erneut und ist nach Kanada verzogen. Die Mutter schickte den Sohn im Alter von neun Jahren auf ein Internat. Sie hatte während der Internatszeit nur wenig Kontakt mit ihm; in den Ferien schickte sie ihn in Ferienlager. Nach dem Schulabschluss hatte sie überhaupt keinen Kontakt mehr zu ihm. Mr. Bagshaw glaubt, dass es für seine Mutter sehr schwierig sei, ihn zu sehen, da sie dies an den schrecklichen, von ihm verschuldeten Verlust erinnere. Er bereut seine Tat sehr. Die von Dr. McQuillan, Oxford, zur Verfügung gestellten psychiatrischen und psychologischen Gutachten (siehe Anhang) konstatieren Bettnässen im Alter von vier Jahren. Jedoch habe der Befragte keine der weiteren Anzeichen einer beginnenden Persönlichkeitsstörung gezeigt. Allerdings äußerte der Psychiater die Ansicht, dass es schwierig sei, bei einer so jungen Person zu sicheren Schlussfolgerungen zu gelangen.
Mr. Bagshaws Verhalten scheint nach dem Alter von vier Jahren keinen Anlass zu Sorge gegeben zu haben. Aufgrund seiner hohen Intelligenz beendete er die Schule mit außerordentlich guten Ergebnissen. Er hat danach einen naturwissenschaftlichen Abschluss der Universität Oxford und später einen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre an der Universität London erworben.
Der Befragte hat nach seinem Studienabschluss bei PPC Jams gearbeitet und dann seine eigene Firma im Bereich Immobilienentwicklung gegründet. Seine Firma ist erfolgreich und beschäftigt drei weitere Personen.
Mr. Bagshaw ist weder vorbestraft noch anderweitig auffällig geworden. Er befindet sich in guter körperlicher Verfassung und istseelisch stabil. Der Befragte trinkt in Maßen, und wenngleich er gelegentlich Cannabis und Ecstasy zur Entspannung konsumiert hat, war er nie drogenabhänging.
Mr. Bagshaw zufolge hält seine Frau sich gegenwärtig bei ihren Eltern in Glasgow auf und arbeitet im Pine Tree Unisex Salon in Newton Mearns. Er findet die Vorstellung, dass sie ihn besucht, gegenwärtig problematisch. Sollte er für nicht schuldig befunden werden, beabsichtigt er, »es langsam angehen zu lassen«.
Ich wollte Jeremy gerade die Schlussbemerkung vorlesen – dass er wisse, dass im Fall eines Schuldspruches eine lebenslange Freiheitsstrafe die einzige dem Gericht zur Verfügung stehende Möglichkeit sei, und dass er dieses Urteil meiner Meinung nach sehr problematisch finden werde, aber allem Anschein nach keine Probleme wie Autoaggressionen oder Selbstmord zu erwarten seien –, als Jeremy plötzlich die Hand ausstreckte.
Er versetzte der Hand, in der ich das Gutachten hielt, einen leichten Schlag, sodass sie auf den Tisch sank.
»Was tun Sie da?« fragte ich, plötzlich verängstigt. Seine Hand lag immer noch auf meiner.
Jeremy sah über meine Schulter, um festzustellen, ob jemand uns beobachtete. Dann beugte er sich zu mir vor, und der Ausdruck des Entsetzens in seinem Gesicht ließ mich frösteln. Als er sprach, war es fast ein Flüstern.
»Ich bin in Gefahr«, sagte er.
»Bitte?«
»Ich bin in Gefahr.« Diesmal sogar noch leiser.
»Um was geht es?«
Aber er weinte so heftig, dass er die Worte nicht herausbrachte. Ehe ich wusste, was ich tat, befand ich mich auch schon auf der anderen Seite des Tisches. Ohne auch nur einen Gedanken an meine professionelle Distanz zu verschwenden (oder daran, dass er mich für ein Weichei halten könne), hatte ich meinen Arm um ihn gelegt.
»Ist ja gut, ist ja gut. Erzählen Sie mir alles.«
»Bitte setzen Sie sich einfach wieder auf Ihren Stuhl. Wennich Ihnen davon
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