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Letzte Beichte

Letzte Beichte

Titel: Letzte Beichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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Polizei konnte ich auch nichts erzählen. Wg. Arbeitsplatz, siehe oben.
    Womit mir nur noch eine Option blieb.
    Auf der Rückseite von Billys markiger Notiz stand eine Telefonnummer. Als ich zum ersten Mal dort anrief, hörte ich laute Tanzmusik, Stimmengewirr und dumpfe Partygeräusche. Ich legte auf, nahm ein Schlückchen Wein und versuchte es erneut.
    »Ja?«
    Es war Billy.
    »Was willst du?« fragte ich.
    »Du bist aber nicht sehr höflich, Mausi. Schließlich bist du die, die angerufen hat.«
    »Was willst du?« fragte ich noch einmal.
    Diesmal war er es, der auflegte.
    Ich war erleichtert. Vielleicht wollte er gar nichts. Vielleicht hatte ich mich in etwas hineingesteigert, und die Fotos waren bloß Fotos. Immerhin war dieser Typ ein Freund von Chas, dachte ich bei einem weiteren Gläschen. Chas mochte ihn, hielt ihn für einen netten, vielleicht etwas komischen Typen, derleider heroinabhängig geworden war und gelegentlich klauen musste, um seine Sucht zu finanzieren. Kein fieser Typ, hatte Chas gesagt, keine große Nummer, nur ein Junkie.
    Mitten in die Tröstlichkeit dieses Gedankens klopfte es an der Tür. Ich spähte durch den Spion.
    Billy.
    Ich legte die Kette vor und öffnete zögernd.
    »Du musst bloß das hier zu deinem Freund bringen«, sagte er und hielt mir etwas entgegen.
    »Wem?«
    »Jeremy.«
    »Bagshaw?«
    »Genau, Jeremy Bagshaw. Wenn nicht, ist er ein toter Mann.«
    »Was ist das?« fragte ich und schaute auf die zwei Zigarettenschachteln in seiner Hand.
    »Was glaubst denn du?« knurrte Billy.
    »Ich rufe die Polizei.«
    »Würde ich nicht, wenn ich du wäre. Jeremy hat langsam die Nase voll von der Krankenstation. Und du willst bestimmt nicht, dass Chas etwas zustößt, oder? Wo er doch so ein guter Papi für den kleinen Robbie ist.«
    Und weg war er. Ehe ich Zeit hatte, mit meiner blöden ausgestreckten Hand etwas nicht zu nehmen, war er weg. Und ich stand mit zwei Zigarettenschachteln da, die schwerer waren, als sie hätten sein sollen.
    Ich saß auf der Fensterbank unserer Wohnung und sah hinaus auf den Kricketplatz. Die Zigarettenschachteln lagen auf dem Fenstersims und forderten mich auf, sie anzufassen, zu öffnen, an ihnen zu riechen. Ich zitterte. Ich rauchte eine nach der anderen. Ich trank meine zweite Flasche Rotwein.

[Menü]
35
    Als ich Robbie am Montagmorgen in den Kindergarten brachte, wurde ich von der Belegschaft mit dem speziellen Grinsen empfangen, das sie seit der Sache mit dem Sexspielzeug für mich reserviert hatten. Robbie rannte sofort los, um mit seinem Kumpel Mark zu spielen, und ich gab Miss Watson sein Pausenbrot.
    Trotz der möglichen Auswirkungen auf mich, Chas und Jeremy hatte ich mich im Verlauf einer schlaflosen Nacht entschieden, zur Polizei zu gehen und alles zu erzählen. Billys Zigarettenschachteln lagen im Auto, und ich hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass ich das Richtige tat. Nie mitspielen. Nie tun, was sie wollen. Ich sagte es mir immer wieder. Das ist dämlich, das ist es nicht wert, das sind anderer Leute Angelegenheiten. Sehr dummer Leute.
    Aber gerade als ich die Tür öffnete und gehen wollte, sagte Miss Watson: »Wir brauchen Ihre Unterschrift, wenn Sie wollen, dass Robbie heute Nachmittag von seinem Onkel abgeholt wird.«
    »Wie bitte?«
    »Billy Mullen. Er rief an, um zu sagen, dass er Robbie heute abholt.«
    Ich lief los und schnappte mir einen höchst verdutzten und lautstark protestierenden Robbie.
    »Er bleibt heute nicht hier … und Billy Mullen ist nicht Robbies Onkel. Lassen Sie ihn auf keinen Fall herein.«
    Ich brachte Robbie zu meinen Eltern.
    »Könnt ihr auf ihn aufpassen, bis ich einen neuen Kindergarten gefunden habe?« fragte ich. »Der hier geht nicht mehr.«

    »Natürlich«, sagte meine Mutter. »Was ist passiert? Ist mit Robbie alles in Ordnung?«
    »Ihm geht’s prima. Er passt da bloß nicht hin. Kann ich ihn nach der Arbeit abholen? Chas arbeitet auf Hochtouren.«
    Ich saß vor ihrem Haus im Auto und sah mich auf der Straße um. Ein alter Mann, der seinen Hund ausführte. Zwei Jugendliche, die die Schule schwänzten. Eine Katze.
    Langsam wählte ich Billys Telefonnummer. Ich musste es versuchen. Wenn er meine Stimme hörte, merkte er vielleicht, dass er tief in seinem Herzen ein guter Mensch war, kein Schwein.
    »Bitte. Lass ihn in Ruhe. Lass uns in Ruhe. Bitte.«
    Er antwortete nicht gleich, und ein Fünkchen Hoffnung flackerte in mir auf. Aber dann sagte er: »Hör zu, es ist nur dieses eine Mal, man hat es

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