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Letzte Beichte

Letzte Beichte

Titel: Letzte Beichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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Luft.
    »Ich werde es nicht tun …«
    (Na bitte, ich bin also doch nicht so dumm!)
    »Gott sei Dank«, sagte Jeremy. »Das ist das Letzte, was ich von Ihnen will. Krissie, es tut mir so leid. Ich wollte nicht, dass das passiert. Das war es, was ich meinte, als ich sagte, wir seien beide in Gefahr. Ich will den Stoff nicht. Er ist nicht für mich. Billy versucht bloß, den hier irgendwie reinzuschmuggeln. Er weiß, dass Sie mich besuchen und dass er sich über Ihren Freund in Ihr Leben einschleichen kann. Baz heißt er, glaube ich?«
    »Chas. Tut mir leid. Ich wusste nicht, was ich machen soll.Aber wir müssen es den Aufsehern sagen. Wir machen das zusammen. Man wird Sie in Schutzhaft nehmen. Alles kommt in Ordnung.«
    »Wir dürfen niemanden verpfeifen«, sagte er furchtsam.
    »Er hat damit gedroht, meinen Sohn im Kindergarten abzuholen. Der Kleine ist erst drei, Jeremy. Ich weiß nicht, was ich sonst tun könnte oder an wen ich mich wenden sollte.«
    »Kann Chas die Sache nicht aus der Welt schaffen?«
    »Wenn er nicht mit einer gewissen Madeleine shoppen wäre.«
    »Ich kann Prügel einstecken, das ist überhaupt kein Problem«, sagte er. »Aber ich werde nicht zulassen, dass man Ihnen wehtut, Krissie. Sie sind die Einzige, die mich hier drin am Leben erhalten hat, und wenn Sie den Aufsehern oder der Polizei etwas sagen, macht das alles nur noch schlimmer, viel schlimmer. Glauben Sie mir: Ich weiß, mit wem Sie es zu tun haben, ich kenne diesen Billy. Hören Sie auf mich. Gehen Sie einfach und überlassen Sie mir die Angelegenheit. Ich könnte es nicht ertragen, wenn Ihnen meinetwegen etwas zustieße. Ich könnte es nicht ertragen, wenn jemand anders zu Schaden käme.«
    Als er zu sprechen aufhörte, hatte er Tränen in den Augen, und er tat mir so leid, dass ich ihn am liebsten umarmt hätte.
    »Sagen Sie Billy Mullen, dass ich es nicht angenommen habe. Ich kümmere mich um alles, was hier drinnen zu regeln ist. Ich werde dafür sorgen, dass Sie vor nichts Angst haben müssen. Verstehen Sie das? Sie sind in Sicherheit.«
    »Jeremy, die werden Sie umbringen.«
    »Sagen Sie es ihm. Sagen Sie ihm, dass ich abgelehnt hätte. Wenn er wissen will, warum, soll er sich direkt an mich wenden.«
    »Was soll ich mit dem Zeug anstellen?«
    »Das weiß ich noch nicht. Ich werde darüber nachdenken. Aber erzählen Sie niemandem etwas.«
    Ich sammelte meine Sachen zusammen, und er stand auf, aber ehe er die Tür erreichte, sagte ich: »Ich glaube, dass Sie ein guter Mensch sind, Jeremy.«
    Er sah mich nicht an, stand bloß an der Türschwelle.

    »Ich bin kein guter Mensch. Ich verdiene es, bestraft zu werden.«
    Ich saß mit schwirrendem Kopf auf dem Gefängnisparkplatz. Weiße Lieferwagen fuhren ein und aus, Polizeifahrzeuge fuhren ein und aus. Was nun, fragte ich mich. Was das Anschwärzen anging, hatte Jeremy recht. Im Gefängnis ist so etwas schlimmer, als ein Mörder, Vergewaltiger oder Triebtäter zu sein. Es ist unverzeihlich. Wer andere anschwärzt, wird niemals alt. Jedenfalls nicht, wenn er sich mit den großen Nummern anlegt. Vor einem Jahr hatte ein Gefangener den Sicherheitsbeamten gesteckt, dass eine Anwältin allerlei Sachen in den Knast schmuggelte. Die Anwältin wurde erwischt. Sie sitzt immer noch. Der Informant – ein kleiner Ladendieb aus Greenock – wurde eine Woche nach seiner Entlassung tot im Clyde aufgefunden. Wenn Jeremy oder ich jemanden anschwärzten, würden wir beide unter demselben Boot enden.
    Wieder wählte ich Billys Nummer.
    »Er hat es nicht angenommen«, sagte ich Billy.
    »Was?«
    »Er hat sich geweigert, es anzunehmen.«
    »Ich verstehe nicht ganz«, sagte Billy, und seine Stimme klang eher verwirrt als drohend.
    »Ich werde nicht zur Polizei gehen.«
    »Gut! Damit würdest du dich nur noch tiefer in die Scheiße reiten. Aber ich verstehe das nicht. Was genau hat er gesagt?«
    »Er hat gesagt, dass du dich direkt an ihn wenden sollst, wenn du mehr wissen willst.«
    »Ach so? Scheiße. Ich melde mich wieder bei dir.«
    Ehe ich etwas sagen konnte, hatte er aufgelegt.
    Als ich ins Büro fuhr, hoffte ich, dass Danny und Robert da seien. Aber Robert machte Hausbesuche, und Danny war so einsilbig und abweisend (er sagte nur »Hallo«, ohne zu lächeln), dass ich mich selbst zu Hausbesuchen abmeldete. Und ich machte welche, aber sie führten mich nicht zu Klienten.
    Zuerst machte ich einen Hausbesuch bei mir selbst. DieWohnung war dunkel, aber sauber (die Folge des Putzanfalls, den ich nach

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