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Letzte Haut - Roman

Letzte Haut - Roman

Titel: Letzte Haut - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthes und Seitz Verlag GmbH
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Während ich Hoven verhört habe, wurde mir eine Sache klar, auf die wir uns stürzen müssen, um effizient zu Tatsachen und somit zu Beweisen zu kommen“, sagte Schmelz, der die Aussage des Zigeuners innerlich schon abgehakt hatte. Es war ein Beweis mehr, gut und schön, sie waren an der rechten Hand von Koch dran, aber verdammt noch einmal, es ging um Koch, um Koch allein! Verbissen sah Schmelz einen Moment lang auf einen Stapel Papiere, ehe er seine Kollegen von seiner Beobachtung in Kenntnis setzte:
    „Mir ist es erst auch nicht aufgefallen, aber jetzt ist es ja überdeutlich. Ausgehend von den Unterschlagungen, deren Verantwortlicher und Auftraggeber Karl Koch ist, haben wir im Zuge der Ermittlungen folgende Personen verhaftet: Die Häftlinge Meiners, Freudmann und May. Die Männer der Waffen SS Sigel, Stroink, Köhler, Sommer, Michael, Hoven, Hackmann und Koch. Die Zivilistin und Nutznießerin Ilse Koch. Soweit die Ausgangslage. Und nun passiert folgendes seit September: Freudmann ist tot! May ist tot! Meiners konnte gerettet werden! Aber der Michael sollte verhört werden, da erkrankte kurz zuvor dessen Vater auf merkwürdige Weise und verstarb! Vergiftungserscheinungen! Stroink sollte von Lublin nach Buchenwald verlegt werden, damit wir ihn verhören könnten, jedoch fand er in Lublin Gelegenheit, sich zu erhängen. Oder wurde er dort in der Zelle erhängt? Weiter! Die Ehefrau von Hackmann sollte in Berlin verhört werden. Sie erkrankte an Vergiftungserscheinungen und wird zurzeit in einer Klinik behandelt! Weiter! Hier in Buchenwald alarmiert die Gefängniswache den Arzt, weil der Köhler ganz plötzlich und zufällig mit Vergiftungserscheinungen in seiner Zelle liegt! Wer war zuvor bei Köhler in der Zelle? Hauptscharführer Sommer, der Chef des Arrestbunkers, bevor wir ihn verhaften konnten! Und was machte Hoven, dieser Chefarzt, damals, als auch er noch nicht verhaftet war? Er musterte Köhler kurz, kümmerte sich jedoch nicht weiter um ihn, weil er ja ins Theater musste! Nach Weimar! Ein Alibi? Wollte sich Hoven damals ein Alibi verschaffen? Schließlich hatte er lediglich angeordnet, Köhler solle gefesselt werden, weil er angeblich einen Selbstmordversuch gemacht habe. Schwachsinn! Sommer hatte Köhler vergiftet, und Hoven hatte diese Tat verschleiert und sich ein Alibi verschafft! Sommer und Hoven sind ja jetzt auch verhaftet, sie schweigen noch, aber es ist davon auszugehen, dass sie die Handlanger von Karl Koch sind. – Als ein anderer Arzt am nächsten Morgen in die Zelle von Köhler kommt, stellt er fest, der Mann sei halb bewusstlos. Er habe zyanotische Hautverfärbungen. Schweißausbrüche, Erbrechen. Er lässt ihn ins Weimarer Militärlazarett bringen, wo er jedoch trotz aller Rettungsmaßnahmen verstirbt. – Und wer war Köhler?“
    „Einer unserer Hauptbelastungszeugen gegen Koch“, sagte Tarnat.
    „Sehr richtig! Und gegen wen hätte er aussagen können?“, fragte der Ermittlungsrichter weiter.
    „Gegen Koch“, sagte Liebig.
    „Gegen wen sagt Meiners aus?“
    „Gegen Koch!“
    „Gegen wen hätte Stroink aussagen können, wenn er noch leben würde?“
    „Gegen Koch!“
    „Gegen wen hätte Michael aussagen können, wenn er mit dem Tod seines Vaters nicht so eingeschüchtert worden wäre?“
    „Gegen Koch!“
    „Gegen wen hätten Freudmann und May ausgesagt, wenn sie nicht tot wären?“
    „Gegen Koch!“
    „Gegen wen würde Hackmann aussagen, wenn er nicht von der Vergiftung seiner Frau so eingeschüchtert wäre?“
    „Gegen Koch!“
    „Wen hab ich vergessen? – Sigel, richtig! Auch tot!“
    „Gegen Koch!“, wiederholte Liebig.
    „Seit Mitte September werden all unsere Zeugen eingeschüchtert oder vergiftet oder mit vorgetäuschten Selbstmorden um die Ecke gebracht“, sagte Tarnat: „Soweit habe ich verstanden. Wenn wir nicht aufpassen, sind sie alle tot, bevor der Prozess gegen Koch beginnt!“
    „Und das ist genau sein Plan! Er lässt alle Männer, die gegen ihn aussagen könnten, umlegen!“, sagte Schmelz, wobei er versuchte, ruhig zu bleiben, was ihm aber vorerst nicht so recht gelang: „Koch lässt morden, und das ist fortan unsere Spur! Er befiehlt Morde, um sich zu schützen. Das ist Eigennutz und keine Befehlsausführung! Hier müssen wir ansetzen! Die Verschleierung der Korruption ist das Motiv für die Mordfälle, und die müssen wir Koch beweisen, und dafür brauchen wir dessen rechte und linke Hand. Die müssen wir haben. Verhaftet haben wir sie schon,

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