Letzte Nacht
den Kupplungshebel ein. Öffnen Sie den Benzinhahn. Ziehen Sie den Choke heraus. Stellen Sie den Gashebel auf «voll» (Symbol des rennenden Kaninchens). Ziehen Sie die Starterschnur. Schieben Sie den Choke hinein.
Beim ersten Versuch schafft er’s nicht bis «Schieben Sie den Choke hinein». Die Starterschnur ist widerspenstig, weil sie acht Monate lang fest aufgerollt war. Er zerrt an dem Plastikgriff, spürt, wie sich die Muskeln in seiner Schulter von den Knochen lösen, bis sich der Rotor in der Maschine endlich dreht, ein blechernes Klirren, das erst langsamer wird und dann ohne Zündung zum Stillstand kommt.
Sein dritter Versuch ist besser, und der Rotor rasselt, fängt aber nicht an zu laufen. Beim nächsten und übernächsten Mal wieder nichts.
«Tu mir das nicht an», sagt er und überprüft nochmal die Einstellungen: Kupplungshebel ein, Benzinhahn auf, Choke raus, Kaninchen. «Gut.»
Manny umklammert den Griff, holt tief Luft und reißt mit aller Kraft an der Schnur. Der Rotor surrt, der Motor regt sich – nur ein Räuspern – und bleibt dann stehen.
Manny probiert’s nochmal, aber nichts passiert.
«Verdammter Mist!»
Er blickt am Lichtschleier der Lampen vorbei in den Himmel, um seine Geduld wiederzufinden, entdeckt aber nur Wolken und noch mehr Schnee, der senkrecht herabfällt wie Regen.
«Komm schon.» Nochmal. Und nochmal. Und nochmal.
Und nochmal.
Seine Geduld ist am Ende. Jetzt nimmt er einfach Aufstellung, lehnt sich zurück und zerrt immer wieder an der verdammten Schnur. Es ist eiskalt, und doch fängt er an zu schwitzen, Schweißperlen rinnen ihm in die Augenbrauen, und als der Motor tuckernd anspringt und blauen Rauch spuckt, der über die verschneiten Bänke davonweht, ist Manny am Kinn und im Nacken ganz nass und stößt heiße Dampfwölkchen aus.
Er denkt daran, den Choke reinzuschieben, und der Motor bleibt stehen.
«Verdammtes Scheißding.»
Beim nächsten Mal schafft er’s. Er wischt sich den Schweiß von der Stirn und wedelt mit den Jackenschößen, lässt den Motor laufen, bis er ruhig klingt, und drückt dann die Kupplung, um die Schaufeln in Gang zu setzen.
Er lenkt die Maschine den Weg rauf und runter, trottet hinterher, als würde er Rasen mähen, und stellt den Auswurf auf der Rückseite mit der Kurbel so ein, dass der Schnee nicht wieder auf die geräumte Fläche geschleudert wird. Jetzt, wo alles funktioniert, ist Manny erstaunt über den Unterschied, wenn er die Maschine so einstellt, dass sie sich bis zum nackten Beton durchfrisst. Wenn es nicht stärker schneit als im Moment und er noch ein bisschen Salz streut, könnte ein Durchgang reichen. Der Parkplatz ist zwar nicht einwandfrei, aber wenn der Weg geräumt ist, kann er die anderen eher davon überzeugen, das Lobster geöffnet zu lassen. Okay, denkt er, ich muss schon ziemlich verzweifelt sein, wenn ich die Schneefräse als Verbündeten betrachte.
Er nimmt sich zuerst den Flügel in Richtung Einkaufszentrum vor, aus Angst, dass ihm das Benzin ausgeht. Er weiß nicht mehr, wann die Maschine zum letzten Mal gewartet wurde, aber der Motor macht einen ziemlichen Lärm, und Manny fragt sich – genau wie bei dem Schwertfisch und den lebenden Hummern –, wo sie am Ende wohl landet. Nach dem Tod seiner Oma musste er das Haus leer räumen, und da er wusste, dass er in eine Wohnung ziehen würde, verkaufte er ihren klappernden alten Rasenmäher bei der Haushaltsauflösung. Er steht jetzt in der Garage einer salvadorianischen Familie und wartet auf den Frühling, zumindest hofft Manny, dass er nicht für Ersatzteile ausgeschlachtet wurde.
Während er blinzelnd und schniefend der Schneefräse folgt und sich schlurfend bemüht, mit ihr Schritt zu halten, denkt er, dass er sich vielleicht deshalb in Jacquie verliebt hat. Als er seine Großmutter und das einzige Zuhause verloren hatte, das er kannte, brauchte er etwas, woran er sich festhalten konnte. Aber warum dann nicht Deena? Warum jetzt nicht Deena?
Das ist die Frage, die er nicht beantworten kann, und er kann auch nicht genau sagen, was er für sie empfindet oder wie ihre gemeinsame Zukunft aussehen könnte, und während ihn Müdigkeit überfällt, denkt er, dass er sie nicht genug liebt und es wahrscheinlich nie tun wird, dass sie für diesen Fehler beide später mal büßen müssen, mehr als er und Jacquie es schon getan haben.
Draußen, mit sich allein, ist es so einfach nachzudenken, und er wünscht, er hätte seinen iPod da, mit ein paar fetzigen
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