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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ein kitzliger Moment, als die Banditen uns klarmachten, daß sie Byrria kaufen wollten. Während sie über ein Leben als geschlagene und verfluchte ausländische Konkubine eines Nomaden nachdachte, trat Musa vor und rief etwas Dramatisches. Ironisches Gejubel war die Antwort. Nachdem wir ihnen den Stoffpython geschenkt und ihnen kurz beigebracht hatten, wie man ihn zum Zappeln brachte, zog die Bande befriedigt ab.
    Wir ritten weiter.
    »Was haben Sie ihnen eigentlich gesagt, Musa?«
    »Daß Byrria als Jungfrauenopfer für Dushara ausersehen ist.«
    Byrria warf ihm einen noch wüsteren Blick zu als den Nomaden.
    Kaum hatten wir das verkraftet, schon stellte sich uns eine Bande von Christen in den Weg. Beduinen, die unsere Requisiten stahlen, waren eine faire Angelegenheit, aber Kultanhänger, die es auf die Seelen frei geborener Römer abgesehen hatten, waren eine Beleidigung. Sie hatten sich an einem Rastplatz so lässig über die Straße verteilt, daß wir ihnen entweder ausweichen oder uns auf ein Gespräch mit ihnen einlassen mußten. Sobald sie lächelten und sagten, wie erfreut sie wären, uns kennenzulernen, wußten wir, daß wir es mit Drecksäcken zu tun hatten.
    »Was sind das für Typen?« flüsterte Musa, verwirrt über ihr Verhalten.
    »Arme Irre, die sich heimlich in Hinterzimmern zum Essen treffen, um den zu ehren, den sie den Einen Gott nennen.«
    »Einer? Ist das nicht ziemlich einschränkend?«
    »Allerdings. Sie wären harmlos, hätten sie nicht so unerzogene politische Ansichten. Sie weigern sich, dem Kaiser Respekt zu zollen.«
    »Zollen Sie dem Kaiser Respekt, Falco?«
    »Natürlich nicht.« Abgesehen von der Tatsache, daß ich für den alten Geizkragen arbeitete, war ich Republikaner. »Aber ich ärgere ihn nicht, indem ich das öffentlich sage.«
    Als die Fanatiker uns schließlich auch noch als Dreingabe eine Garantie fürs ewige Leben aufschwätzen wollten, verbimsten wir die Christen ordentlich und ließen sie wimmernd zurück.
    Wegen der zunehmenden Hitze und dieser ärgerlichen Unterbrechungen brauchten wir dreimal so lange, um Damaskus zu erreichen. Kurz vor unserer Ankunft dort gelang es mir endlich, Tranio allein zu erwischen.

LII
    Wegen der Zwischenfälle hatte sich unsere Karawane etwas umgruppiert. Als Tranio neben meinem Wagen auftauchte, bemerkte ich, daß Grumio einmal nicht in seiner Nähe, sondern ein ganzes Stück hinter uns ritt. Ich war ebenfalls allein. Helena war zu Byrria umgestiegen und hatte diplomatischerweise Musa mitgenommen. Eine Chance wie diese konnte ich mir nicht entgehen lassen.
    »Wer will denn schon ewig leben?« witzelte Tranio, auf die Christen anspielend, die wir gerade verdroschen hatten. Die Bemerkung war heraus, bevor ihm klar wurde, neben wessen Wagen er da ritt.
    »Wenn ich wollte, könnte ich daraus schließen, daß Sie sich gerade verraten haben!« schoß ich zurück; mal sehen, ob ihm auf diese Weise beizukommen war.
    »Mit was sollte ich mich verraten haben, Marcus Didius?« Ich kann es nicht leiden, wenn man mich mit ungebetener Familiarität zu entnerven versucht.
    »Mit einem Schuldeingeständnis«, sagte ich.
    »Sie sehen überall Schuld, Falco.« Geschickt schaltete er auf die förmlichere Anrede zurück.
    »Ich treffe ja auch überall auf Schuldige, Tranio.«
    Gern würde ich so tun, als wäre mein Ruf als Privatermittler so groß, daß Tranio bleiben und mich herausfordern wollte. Tatsächlich versuchte er, so schnell wie möglich abzuhauen. Er trat sein Tier in die Seiten, um es anzutreiben, aber da er auf einem Kamel saß, war das erfolglos; schmerzende Rippen waren immer noch besser als Gehorsam. Dieses Vieh mit der verschlagenen Seele eines Revolutionärs war eines der üblichen staubfarbenen Exemplare mit häßlichen kahlen Stellen in seinem verfilzten Fell, schlechten Manieren und einem gequälten Schreien. Es konnte sehr schnell laufen, tat das aber nur, wenn es seinen Reiter abwerfen wollte. Sein größter Ehrgeiz war, einen Menschen vierzig Meilen von der nächsten Oase entfernt den Geiern zum Fraß vorzuwerfen und sich davonzumachen. Ein nettes Schoßtier – wenn man gern langsam durch einen entzündeten Kamelbiß sterben wollte.
    Jetzt hätte sich Tranio am liebsten davongemacht, aber das Kamel hatte beschlossen, neben meinem Ochsen herzuzockeln, um ihn aus der Ruhe zu bringen.
    »Das wird wohl nichts«, meinte ich grinsend. »Geben Sie’s auf und erzählen Sie mir lieber was über das Wesen der Komödie, Tranio.«
    »Da geht

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