Leuchtende Sonne weites Land - Roman
Geburtsdatum eingetragen, was bei einer Frau nicht ungewöhnlich ist, aber ihre Beschreibung passt genau auf Ihre Frau.«
»Das heißt noch lange nicht, dass sie es auch ist. Ich bin sicher, dass diese Beschreibung auf viele Frauen zutrifft. Jacqueline würde niemals eine Stelle als Haushälterin antreten, glauben Sie mir. Sie würde eher in dieser Hitze zu Fuß nach Melbourne marschieren und mich um Geld bitten, als irgendjemandes Toilette zu schrubben!«
»Ich habe dem Inhaber der Agentur das Foto gezeigt, das Sie mir gegeben haben, Henry. Er war sich absolut sicher, dass das die Frau ist, die er nach Wilpena vermittelt hat.«
An das Foto hatte Henry gar nicht mehr gedacht. Er machte eine bestürzte Miene. Als er die Nachricht einigermaßen verdauthatte, sagte er: »Falls das tatsächlich stimmt, wird sie die Stelle bald wieder los sein. Das Einzige, was sie am Herd zustande bringt, ist mit Käse überbackener Toast, und selbst der ist meist angebrannt. Ich wette, sie weiß nicht einmal, wie man einen Besen benutzt.«
Brent zuckte die Achseln. Frauen konnten sich sehr viel besser auf neue Lebensumstände einstellen als Männer, vor allem, wenn es um ihr Überleben ging. Doch das wollte Henry sicherlich nicht hören. »Was soll ich jetzt machen?«, fragte er.
»Angenommen, Jacqueline arbeitet immer noch auf dieser Farm, dann möchte ich, dass Sie ihr ihren Koffer zusenden und sie bitten, die Scheidungspapiere zu unterzeichnen. Im Gegenzug werde ich ihr schnellstmöglich eine Abfindung zahlen, und zwar die Hälfte dessen, was wir ursprünglich besprochen hatten.«
Brent zog eine silbergraue Braue hoch. »Die Hälfte?«
Henry besaß wenigstens den Anstand, zerknirscht dreinzublicken. »Nun ja, ich denke, ich war im ersten Moment ein bisschen zu großzügig. Ich hatte Mitleid mit Jacqueline, verstehen Sie, aber anscheinend kommt sie ja ganz gut zurecht, und ich muss schließlich auch leben.« Es war nicht Mitleid gewesen, sondern sein schlechtes Gewissen, das ihn anfangs zu seinem großzügigen Angebot getrieben hatte, doch das wollte er nicht eingestehen, genauso wenig wie die Verschwendungssucht seiner Geliebten. »Beeilen Sie sich besser, bevor sie gefeuert wird und wir von neuem nach ihr suchen müssen.«
Henry hatte beschlossen, sich an dem Geschäft der Darcys zu beteiligen, doch dafür benötigte er mehr Kapital als ursprünglich geplant. Die Darcys hatten ihm einige der Projekte gezeigt, die enormen Gewinn abwarfen, und Henry war zuversichtlich, dass er das investierte Kapital verdoppeln oder sogar verdreifachen konnte. Die Darcys hatten nicht nur jeden Cent, den sie besaßen, in das Unternehmen gesteckt, sondern sich auch noch Geld geliehen. Alles war in einen Treuhandfonds der Baugesellschaft eingezahlt worden.
Brent nickte. »Wie Sie wünschen. Ich werde sofort ein entsprechendes Schreiben mit Ihrem Angebot aufsetzen lassen.«
Henry bestellte noch zwei Bier. »Ich verstehe einfach nicht, wie Jacqueline auf die Idee gekommen ist, auf einer Schaffarm zu leben. Sie ist ein Stadtmensch. Sie hat New York in der ganzen Zeit, die wir dort gewohnt haben, nicht ein einziges Mal verlassen.«
»Sie hat sich anscheinend mit zwei Frauen angefreundet, die in die Flinders Ranges gingen, weil sie dort Farmer heiraten wollen«, berichtete Brent. George Cavendish hatte ihm bereitwillig Auskunft gegeben, nachdem er vorgegeben hatte, Jacqueline einer Erbschaft wegen zu suchen. »Die Frauen befanden sich ebenfalls an Bord der Liberty Star .«
»Tatsächlich?«
Henry war erleichtert, dass Jacqueline offenbar nicht allein unterwegs war. Seine Vernarrtheit in Verity hatte ihn blind gemacht, er hatte überhaupt nicht bedacht, welche Konsequenzen eine Scheidung nach sich zog. Aus seiner Fantasiewelt war er erst unsanft erwacht, als Jacqueline ihn in Adelaide so plötzlich verlassen hatte. Er wusste jetzt, wie naiv er gewesen war. Es war höchste Zeit, das Richtige zu tun.
Auf einmal durchzuckte ihn ein Gedanke. Jacquelines Vater! Wie würde er reagieren, wenn er erfuhr, dass seine Tochter von ihrem Mann ohne einen Cent in der Tasche sitzen gelassen worden war? Auch mit seinen sechzig Jahren war Lionel Gordon-Smith nicht zu unterschätzen.
»Die Agentur Cavendish hat eine Kampagne gestartet, um Frauen aus den usa als mögliche Ehefrauen für einsame Farmer ins Land zu holen«, fuhr Brent fort. »Einige Frauen sind bereits in den Südosten von South Australia sowie in die ehemaligen Bergarbeitersiedlungen Clare,
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