Leuchtende Sonne weites Land - Roman
Saddleworth und Burra nördlich von Adelaide vermittelt worden. Die beiden Frauen, die mit Ihrer Frau in die Flinders Ranges gefahren sind, sind die ersten in jener Gegend.«
Henry war fassungslos. »Soll das heißen, diese Frauen kennen die Männer, die sie heiraten wollen, überhaupt nicht?«
Das erinnerte ihn an ein Filmmusical aus dem Jahr 1954, Sieben Bräute für sieben Brüder mit Howard Keel und Jane Powell. Aber das war eine erfundene Geschichte gewesen, nicht Wirklichkeit. Was für eine Frau würde denn tausende Meilen weit in ein fremdes Land reisen, um einen völlig Unbekannten zu heiraten?
»Sie haben sich vorher eine Zeit lang geschrieben, mehr nicht. Nicht einmal Fotos haben sie ausgetauscht. Das hört sich merkwürdig an, ich weiß, aber Mr. Cavendish meint, im Outback herrscht ein chronischer Mangel an Frauen. Aus den Großstädten hierzulande will niemand aufs Land ziehen, also sucht er in den usa nach Heiratswilligen. Die bisher geschlossenen Ehen sind offenbar alle glücklich geworden.«
»Chronischer Frauenmangel, sagen Sie …« Nannte Jacqueline sich deshalb Miss Walters? Weil sie auf der Suche nach einem neuen Ehemann war? Er würde es wissen, wenn sie in die Scheidung einwilligte. »Glauben Sie, dass meine künftige Exfrau sich einen reichen Farmer zu angeln versucht?«
»Denkbar wäre es«, antwortete Brent Masterson.
Er persönlich hielt es in diesem Fall zwar für eher unwahrscheinlich, aber er war gespannt auf Henrys Reaktion. Der machte ein langes Gesicht. Offenbar war er in seinem männlichen Stolz gekränkt. Nicht selten besann sich ein Mann, der seine Frau wegen einer Jüngeren verlassen hatte, wieder auf seine Frau, sobald diese einen neuen Partner gefunden hatte. Brent hatte dies mehr als einmal erlebt.
Er wusste aber auch, dass der Ehemann nur in den seltensten Fällen eine zweite Chance bekam. Meistens ging es so aus, dass er sowohl seine Ehefrau als auch seine Geliebte verlor.
Bei ihren Ausritten mit Nick konnte Jaqueline sich selbst davon überzeugen, wie trocken der Boden war. Jetzt verstand sie, weshalb Ben sich so um sein Vieh sorgte. An diesem Nachmittag war ihredritte Reitstunde. Ein heißer Nordwind war aufgekommen, der dichte Staubwolken aufwirbelte.
Nick war ihr gegenüber höflich, aber distanziert, und das war ihr ganz recht. Das Reiten machte ihr jedoch keinen Spaß. Zurück auf der Farm sagte sie das auch. Sie fühlte sich unsicher, während Nick auf sie den Eindruck machte, als wäre er im Sattel geboren worden.
»Cindy ist immer gern auf Dixie geritten. Sie ist eine lammfromme Stute.«
»Cindy? War Dixie etwa ihr Pferd?«
»Ja, warum?« Nick stieg ab und löste den Sattelgurt seines Pferdes.
»Warum haben Sie mir das nicht früher gesagt?«
»Was spielt das denn für eine Rolle?«
Jacqueline konnte es nicht fassen. »Was das für eine Rolle spielt? Wie kann man nur so gefühllos sein!«
»Ich bin überhaupt nicht gefühllos.« Nick wurde allmählich ungeduldig. »Warum machen Sie so ein Aufheben davon? Ben wird sich freuen, dass Dixie bewegt wird.«
Jacqueline warf ihm einen bösen Blick zu. »Dann weiß er also gar nicht, dass ich das Pferd seiner Frau reite?«
»Nein, aber er hat bestimmt nichts dagegen.«
»Sind Sie sicher?« Jacqueline stieg ebenfalls ab. »Wenn Dixie nur irgendein altes Pferd ist, warum hat er sie dann nach Cindys Tod nicht verkauft? Er hat mir selbst gesagt, dass das Futter knapp und sehr teuer ist.«
Nick betrachtete die Angelegenheit zum ersten Mal von dieser Seite. »Wahrscheinlich ist er einfach noch nicht dazu gekommen.«
»Ich glaube eher, dass er sich nicht von ihr trennen mag, und ich bin sicher, dass er alles andere als begeistert sein wird, wenn jemand anderes sie reitet.«
»Ich kenne meinen Bruder, Ben ist ein praktisch veranlagter Mann. Es stört ihn bestimmt nicht, wenn sie von jemand anderem geritten wird.«
»Kein Wunder, dass Sie nicht verheiratet sind, so dickfellig wie Sie sind«, fauchte Jacqueline.
Nicks Züge wurden hart. »Sie tragen doch auch keinen Ehering.«
Jacqueline schnappte empört nach Luft. Sie wandte sich rasch ab, weil sie spürte, wie ihr die Tränen kamen.
Nick war verblüfft über ihre Reaktion. »Das war nicht so gemeint«, sagte er besänftigend, weil er sich plötzlich mies fühlte. »Ich weiß ja nichts über Sie, aber Sie wissen auch nichts über mich, und manchmal sind die Dinge nicht so, wie sie scheinen. Wollen wir nicht Frieden schließen? Wenigstens vorläufig.« Er
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