Leuchtende Sonne weites Land - Roman
meine ich nicht Bier.«
»Ich bin den ganzen Morgen draußen gewesen, wie soll es mir da an Flüssigkeit fehlen?«, maulte Nick.
»Sofern du nicht mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden gelegen und aus Pfützen getrunken hast, ist das sehr gut möglich«, erwiderte Rachel spitz. »Du hast die Wahl: Entweder nimmst du ausreichend Flüssigkeit zu dir, oder ich weise dich ins Krankenhaus ein, damit du an den Tropf gehängt wirst. Ich glaube nicht, dass du eine Gehirnerschütterung hast. Die Kopfschmerzen könnten also eine Folge von Flüssigkeitsmangel sein.«
Rachel bat Ben, der vor der angelehnten Tür wartete, um ein großes Glas Wasser. Als er es brachte, reichte sie Nick das Glas mit den Worten: »Davon trinkst du heute mindestens ein halbes Dutzend, verstanden?«
»Zu Befehl, Ma’am!«, antwortete Nick spöttisch.
»Benimm dich!« Sie drohte ihm scherzhaft mit dem Finger. Rachel konnte Nick nie lange böse sein, und das wusste er dummerweise; deshalb nahm er sie nicht ernst.
Er sah sie nachdenklich an. »Ich glaube, ich muss mich bei dir entschuldigen«, sagte er leise.
Sie lächelte. »Das glaube ich auch. Du bist mein aufsässigster Patient.«
»Ich kann mich ehrlich gesagt nicht so genau an deinen Besuch nach dem Flugzeugabsturz erinnern.«
»Das wundert mich nicht. Aber ich bin dir nicht böse deswegen. Wenigstens hast du mir nicht widersprochen«, neckte sie ihn.
Nick rieb sich verlegen das Kinn. »Ich weiß nur noch, dass ich mich danebenbenommen habe. Muss die Kopfverletzung gewesen sein.«
»Danebenbenommen? Ich weiß nicht, was du meinst.« Rachel packte ihre Instrumente wieder ein.
»Na ja«, druckste er, »ich habe dich doch in die Arme genommen und geküsst, oder nicht?« Er war sich auch ziemlich sicher, dass er ihr gesagt hatte, er liebe sie. »Passiert dir das so oft, dass du dich nicht an jeden einzelnen Fall erinnern kannst?«
Rachel lachte gutmütig. »Glaub mir, daran würde ich michgarantiert erinnern! Du musst halluziniert haben. Vielleicht hast du ja doch eine Gehirnerschütterung. Oder es war Wunschdenken«, zog sie ihn auf und tippte ihm mit dem Zeigefinger auf die Brust.
»Es ist also nicht passiert?«, fragte Nick, um ganz sicherzugehen.
Rachel schüttelte den Kopf. »Nein, es ist nicht passiert. Ich würde mich ja gern noch ein bisschen mit dir darüber unterhalten, aber ich muss weiter.« Sie stand auf.
Nick war verwirrt. Er hatte sich den Kuss nicht eingebildet, da war er sich ganz sicher. Zumal seine Umarmung leidenschaftlich erwidert worden war.
Es klopfte. In der angelehnten Tür stand Jacqueline, in den Händen ein Tablett mit einer Teekanne und ein paar belegten Broten darauf. »Wie geht’s dem Patienten?«
»So weit ganz gut«, antwortete Rachel. »Das Wichtigste ist, dass er ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt.«
»Dann war es also ein Schwächeanfall, weil er zu wenig getrunken hat.«
»Genau.«
Jacqueline war froh, dass es nichts Schlimmeres war. Nick hatte ihnen allen einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Sie sah Rachel an. »Das ist sicher kein Vergnügen, bei dem Wetter Patienten besuchen zu müssen.«
»Ach, mein Jeep ist geländegängig, der bringt mich eigentlich überallhin. Und die Straßen in dieser Ecke hier sind alle passierbar. So, jetzt muss ich aber los!«
»Sei vorsichtig, Rachel«, mahnte Nick. »Bei Quorn soll es verheerende Überschwemmungen geben.«
Sie nickte. »Ja, so etwas habe ich hier überhaupt noch nicht erlebt. Pass auf dich auf, Nick! Und viel trinken, hörst du?«
»Möchten Sie nicht noch eine Tasse Tee?«, fragte Jacqueline.
»Geht leider nicht. Ich muss mich auf den Weg machen. Donny Braddock ist heute Morgen im Quorn Hotel vom Stuhl gefallen und hat sich anscheinend den Knöchel gebrochen.«
»Wie kann man sich denn bei einem Sturz vom Stuhl den Knöchel brechen?« Nick schüttelte den Kopf. »Der gute Donny muss ganz schön blau gewesen sein.«
»Er ist wohl auf den Stuhl geklettert, um eine Glühbirne auszuwechseln«, erklärte Rachel. »Kurt hat ihn darum gebeten.« Sie lächelte. Es war bekannt, dass der Hotelbesitzer Höhenangst hatte. Er stieg nicht einmal eine Treppe hinauf; aus diesem Grund hatte er sich im Erdgeschoss ein Schlafzimmer eingerichtet.
Nick machte ein zweifelndes Gesicht. »Wahrscheinlich hat Donny wieder den Clown gespielt, wie üblich.«
»Gut möglich. So richtig nüchtern ist er vermutlich nie. Aber du würdest dich wundern, wie oft jemand, der nicht alkoholisiert ist, beim
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