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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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solche Sorgen gemacht hast, warum bist du dann nicht schon gestern Abend rübergekommen?«, fragte Ben. Ihm war sein Unmut deutlich anzumerken.
    »Na ja, ich dachte mir, so schlimm kann es nicht sein, weil sie mir eine Nachricht hinterlassen hat. Sie schrieb, dass sie … hier sei.« Sie verlasse ihn, hatte sie geschrieben, aber er brachte es nicht fertig, diese Worte laut auszusprechen. Er war überzeugt, dass sie alles wieder in Ordnung bringen könnten. »Aber der Schaden durch das eingestürzte Dach ist doch ziemlich groß, und ich habe mich gefragt, wie sie hierhergekommen ist.«
    »Sie hat mit Jackie gesprochen, als das Dach runterkam, und Jackie war natürlich in großer Sorge, als sie Vera schreien hörte.«
    »Ich verstehe.« Mike schwieg einen Augenblick. »Ich bin erst nach Einbruch der Dunkelheit nach Hause gekommen, ich war völlig erledigt. Ich habe den ganzen Tag Zäune ausgebessert. Wie sieht’s bei euch aus? Hat das Unwetter viel Schaden angerichtet?«
    Ben war stocksauer. Wieso war ihm noch nie aufgefallen, dass sein Kumpel offenbar nur an sich dachte? Anscheinend wusste er nicht, was wirklich wichtig war im Leben – kein Wunder also, dassihm die Frau weggelaufen war. Ben hätte ihm am liebsten gehörig die Meinung gesagt, doch er beherrschte sich.
    »Ein paar Zäune sind durch einen umgestürzten Baum beschädigt worden, wir mussten die Schafe wieder einfangen, und der Widder wäre fast im Fluss ertrunken.« Sie unterhielten sich eine Weile über landwirtschaftliche Dinge, aber es war ein oberflächliches Gespräch.
    Vera, die gerade aufwachte, stand auf, als sie unter den Stimmen draußen die von Mike erkannte.
    Jacqueline regte sich im Halbschlaf. »Was ist denn?«, murmelte sie schläfrig. »Sind die Aborigines zurückgekommen?« In der kurzen Zeit, die sie geschlafen hatte, war sie von schrecklichen Albträumen heimgesucht worden.
    »Nein, nein, Mike ist draußen. Ich geh hinaus und rede mit ihm.«
    In Morgenmantel und Hausschuhen ging sie in die Küche und schenkte zwei Tassen Tee ein, die sie mit hinausnahm und auf den kleinen Tisch auf der Veranda stellte. Sie sah dem Gespräch mit Mike mit gemischten Gefühlen entgegen, aber vermeiden ließ es sich nun einmal nicht. Sie mussten schließlich über ihre Scheidung reden.
    Als Ben Vera erblickte, ging er zu ihr. Mike folgte ihm.
    »Morgen, Vera.« Sie sah blass und übernächtigt aus.
    »Morgen, Ben«, erwiderte sie herzlich.
    Ben lächelte ihr aufmunternd zu und ließ sie dann mit Mike allein.
    »Hallo, Mike«, begrüßte Vera ihren Mann kühl.
    »Hallo, Vera«, antwortete er verlegen.
    Sein Auftreten erinnerte sie an ihre erste Begegnung auf dem Bahnhof in Port Augusta. Auch dieses Mal drehte er nervös seinen Hut in den Händen und trat von einem Fuß auf den anderen. Doch statt eines weißen Hemdes trug er das blau karierte vom Vortag, das dringend gewaschen werden musste, wie Vera mit einem Blick feststellte. Das sollte aber nicht länger ihre Sorge sein.
    Mike setzte sich, und Vera schob ihm eine Tasse hin. »Ich habe gesehen, was passiert ist. Ich wollte mich nur vergewissern, dass dir nichts zugestoßen ist«, sagte er.
    »Ich habe mich in letzter Sekunde unter den Tisch geduckt, sonst wäre mein Kopf jetzt wahrscheinlich so zerschmettert wie das Funkgerät.«
    »Ich verstehe das nicht, es hat noch nie ein Problem mit diesem Dach gegeben.«
    »Kurz nachdem du gegangen warst, ist es undicht geworden. Erst kamen nur ein paar Tropfen, die ich mit einem Eimer auffangen konnte, aber dann wurde der nasse Fleck an der Decke immer größer und größer. Ich bekam es mit der Angst zu tun, aber du warst ja nicht da …«
    »Ich verstehe«, sagte Mike leise. Wäre sie von herabfallenden Trümmern getroffen und verletzt worden, hätte sie stundenlang ohne Hilfe ausharren müssen.
    Vera dachte das Gleiche, aber sie sagte es nicht laut.
    Mike starrte auf seine Stiefel. »Ich weiß, dass du unglücklich bist, Vera.«
    »Das bist du doch auch, Mike. Wir haben beide einen Fehler gemacht, aber das heißt nicht, dass wir für alle Zeit damit leben müssen.«
    Er schaute auf und sah sie ungläubig an. »Du meinst …« Er hatte gedacht, sie sei nur wütend und werde zurückkommen, sobald ihr Zorn verraucht war.
    »Ich werde nicht nach Rawnsley Park Station zurückkehren«, sagte Vera mit fester Stimme. »Es ist nicht nur die Einsamkeit, Mike. Wir haben nicht das Geringste gemeinsam.«
    »Ich habe sehr lange allein gelebt, da wird man ein bisschen

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