Leuchtende Sonne weites Land - Roman
aus!«
Nick führte Jacqueline an der Hand ein paar Schritte weg von der Theke. »Und du freust dich wirklich darüber?«, fragte er.
»Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich darüber freue! Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals Mutter sein würde. Aber das ist eine andere Geschichte, ich werde sie dir später erzählen. Und du? Freust du dich denn? Sag mir bitte die Wahrheit.«
»Liebst du mich so sehr, wie ich dich liebe?«, fragte er, statt ihr eine Antwort auf ihre Frage zu geben.
Jacquelines Augen leuchteten auf. »Mehr«, antwortete sie.
»Das bezweifle ich.« Nick nahm sie in seine Arme und küsste sie leidenschaftlich.
Ben sah durch das Fenster in den Schankraum. Er lächelte zufrieden, als er das eng umschlungene Paar erblickte. Jetzt konnte er endlich entspannen. Er würde sich erst einmal ein ordentliches Bier genehmigen.
In diesem Moment fuhr das Postauto vor. Es bremste so abrupt, dass die Reifen quietschten und eine ordentliche Staubwolke aufgewirbelt wurde. Ben wartete, weil er dem Postboten den Weg ins Lokal abnehmen wollte, doch der Wagen fuhr weiter.
»Was zum Teufel …« Sich verdutzt am Hinterkopf kratzend, guckte er dem Auto nach, das die Straße hinunterfuhr, ohne noch einmal anzuhalten. Langsam legte sich der Staub wieder.
Und dort, wo gerade eben das Postauto gehalten hatte, stand Vera.
Ben klappte die Kinnlade herunter. Spielte ihm sein Verstand einen Streich? Sah er jetzt schon Gespenster? »Vera«, murmelte er ungläubig.
»Hallo, Ben.« Sie hatte ihn vor dem Lokal stehen sehen und den Postboten, der sie freundlicherweise von Port Augusta mitgenommen hatte, gebeten zu halten.
»Was machst du denn hier?«, stammelte Ben. Er war so verdutzt, dass ihm das Denken schwerfiel.
Vera, ihren Koffer in der Hand, ging langsam auf ihn zu. Ob er sich überhaupt freute, sie zu sehen? Plötzlich war sie unsicher. »Ich habe tagelang mit mir gekämpft, aber ich konnte einfach nicht in den Zug nach Adelaide steigen. Ich konnte einfach nicht.« Sie sah ihn prüfend an. »Gilt dein Angebot noch?«
»Welches Angebot?«, fragte Ben, der seinen Augen immer noch nicht ganz traute.
»Dass ich zurückkommen darf.«
Ben schluckte und räusperte sich. »Jederzeit«, erwiderte er mit belegter Stimme. »Aber was hat dich bewogen, deine Meinung zu ändern?«
Vera stellte ihren Koffer ab. »Ich dachte schon einmal, ich sei verliebt, aber ich weiß jetzt, dass das ein Irrtum war. Du hast mir gefehlt, es war eine Qual, von dir getrennt zu sein.«
Ben wusste genau, wovon sie sprach. Seine Augen wurden feucht.
»Hierherzukommen war die richtige Entscheidung. Bei der Trauung mit Mike sagte ich, ich hätte meinen Platz im Leben gefunden. Und so ist es auch. Ich stand nur neben dem falschen Mann. Ich habe viel nachgedacht in den letzten Tagen, Ben. Ich weiß jetzt, dass du der Richtige für mich bist. Ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Falls du mich noch haben willst.«
Ben konnte sein Glück kaum fassen. Er war mit der wundervollsten Frau der Welt verheiratet gewesen, er hätte sich nicht träumen lassen, dass ihm so viel Glück ein zweites Mal beschieden wäre. »Gib mir eine kleine Bedenkzeit, okay?«
Vera sah ihn einen Sekundenbruchteil lang bestürzt an, ehe ihrklar wurde, dass er sie nur auf den Arm nehmen wollte. Schon grinste Ben, riss sie an sich und küsste sie stürmisch.
»Ich liebe dich, Vera. Mit dir an meiner Seite werde ich der glücklichste Mann auf der Welt sein.« Er küsste sie abermals. »Und jetzt komm, lass uns hineingehen, das muss gefeiert werden. Zwei anstehende Hochzeiten und ein Baby! Wenn das kein Grund zum Anstoßen ist!«
»Was?« Vera guckte Ben erstaunt an. »Wer ist denn schwanger?«
Ben lachte nur und schob sie in das Lokal. Als Vera Jacqueline und Nick Arm in Arm erblickte, strahlte sie.
»Vera!« Jacqueline eilte der Freundin entgegen und umarmte sie. »Wie schön, dass du wieder da bist.« Sie freute sich riesig, vor allem für Ben.
»Was ist denn los, sag mal?«, wunderte sich Vera. »Ich war doch bloß ein paar Tage weg.«
»Tja, bei uns auf dem Land wird es eben nie langweilig, da ist immer was geboten«, bemerkte Sally. »Also, was darf’s denn sein?«
epilog
Frühjahr 1966
»Komm, wir schauen mal, was Daddy macht, Leo.«
Jacqueline nahm ihren kleinen Sohn an die Hand, und sie gingen aus dem Haus und den Gartenweg hinunter zum Tor. Da der Kleine nur winzige Trippelschritte machte, hatte Jacqueline genug Zeit, den grünen
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