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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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erwiderte Jacqueline. Obwohl ihr davor graute, allein zurückzubleiben, konnte sie sich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, auf einer Schaffarm zu leben.
    »Vera und ich möchten nach dem Frühstück einen Spaziergang am Kai machen. Hätten Sie Lust mitzukommen?«
    Jacqueline schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Falls ich in der Zeitung eine geeignete Stelle entdecke, will ich die Erste sein, die sich bewirbt.«
    Nicht lange danach verabschiedeten sich die beiden Frauen. Jacqueline schlug die Lokalzeitung auf und ging die Stellenangebote gewissenhaft durch. Drei markierte sie. Dann ließ sie sich von einer der Reinigungskräfte des Hotels den Weg zu den einzelnen Adressen beschreiben.
    In Haines’ Farben- und Tapetengeschäft wurde eine Verkäuferin gesucht. Jacqueline wartete schon vor dem Eingang, als der Laden um neun Uhr öffnete.
    »Haben Sie Erfahrung im Bereich Dekoration?«, fragte Mr. Haines, als sie ihm sagte, sie komme wegen der Stelle.
    »Äh … nein«, antwortete Jacqueline völlig überrumpelt. »Aber ich verstehe etwas von Farbzusammenstellungen.« Als Mr. Haines ein wenig enttäuscht schien, fügte sie hastig hinzu: »Mein Talent liegt eher im Bereich Management.«
    »Tatsächlich? Könnten Sie das näher erläutern?«
    »Nun, mir oblag die Leitung der Dekorationsarbeiten in der britischen Botschaft in New York City.« Sie fand, das klang sehr beeindruckend, und gelogen war es auch nicht. Ihr Vater hatte sie nicht nur mit der Beaufsichtigung der Maler in der Botschaft beauftragt, sondern sie auch um Rat bei der Auswahl der Farben für den Anstrich und die Tapeten gefragt. Alle waren vom Ergebnis begeistert gewesen.
    »Oh«, sagte Mr. Haines. »Das ist gut, aber unsere Kunden wünschen einen Ansprechpartner mit praktischer Erfahrung. Sie werden Sie zum Beispiel um Tipps fürs Tapezieren bitten. Haben Sie denn schon einmal selbst tapeziert?«
    »Nein, das nicht«, räumte Jacqueline ein. »Aber ich habe dabei zugeschaut, ich weiß, wie’s gemacht wird.«
    »Das ist nicht ganz dasselbe.« Mr. Haines’ Lächeln gefror. »Haben Sie schon einmal gemalt?«
    »Nur auf Leinwand«, scherzte Jacqueline, aber Mr. Haines fand das gar nicht komisch.
    »Sie müssen dem Kunden erklären können, für wie viele Quadratmeter ein Eimer Farbe reicht, ob es sich um abwaschbare Farbe oder Farbe mit Seidenglanz handelt und so weiter. Sie müssen ihn beraten können, ob er einen Pinsel oder lieber eine Rolle verwenden soll und was sich für welchen Anstrich am besten eignet.«
    »Sie haben eine Verkäuferin gesucht, keinen handwerklich versierten Allrounder«, versetzte Jacqueline. Sie war frustriert, weil sie sich von den drei Jobs, die sie in der Zeitung angestrichen hatte, bei diesem hier die größten Chancen ausgerechnet hatte.
    »Sie haben Recht, in der Anzeige stand nichts davon, dass Berufserfahrung als Maler oder Tapezierer erwünscht ist«, gab der Ladenbesitzer zu. »Das ist Ihnen gegenüber ungerecht.«
    »Dann geben Sie mir also eine Chance?« Die leise Verzweiflung in Jacquelines Stimme war unüberhörbar.
    Mr. Haines ließ sich erweichen. »Ich sag Ihnen was. Die Wand dort drüben dient als Demonstrationsfläche fürs Tapezieren. Wenn Sie eine Tapetenbahn so anbringen können, dass das Muster auch zu der Bahn daneben passt, kriegen Sie den Job.«
    »Oh, ich danke Ihnen!«, erwiderte Jacqueline überschwänglich.
    »Danken Sie mir lieber noch nicht. Wie gesagt, erst will ich eine einwandfreie Arbeit sehen, dann sehen wir weiter.«
    »Gut. Das ist nur fair.«
    An der Demonstrationswand hingen bereits drei Tapetenbahnen. Mr. Haines drückte Jacqueline eine Tapetenrolle in die Hand und zeigte ihr, wo der Eimer Kleister stand und was sie sonst noch benötigte: eine Trittleiter, eine Schere, einen Stift, eine Kleisterbürste und einen Tapezierwischer. »Ich muss nach hinten ins Lager und eine Bestellung für Farbe zusammenstellen. Der Kunde will sie noch vor Mittag abholen. Rufen Sie, wenn Sie fertig sind oder wenn Kundschaft kommt.«
    »Ja, mach ich«, versicherte Jacqueline eifrig.
    Als der Ladenbesitzer nach hinten gegangen war, schaute sie von der Wand zu der Tapetenrolle in ihrer Hand. So schwer kann das doch nicht sein, dachte sie. Sie hatte früher in der Botschaft den Tapezierern mehr als einmal zugesehen. Man musste die Tapetenbahn in der richtigen Länge von der Rolle abschneiden, kleistern und anbringen.
    Wäre doch gelacht, wenn ich das nicht schaffen würde, dachteJaqueline

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