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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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schmutzig vor. Sie nahm sich vor, mit dieser Dot ein paar Takte über ihren Reinlichkeitsstandard zu reden.
    »Ihr Sohn ist krank, deshalb war sie die letzten Tage nicht da«, antwortete Ben.
    »Dann mussten Sie selbst kochen?«, fragte Vera.
    »Ich kann ein Steak in die Pfanne hauen, wir verhungern schon nicht«, sagte Ben mit einer lässigen Handbewegung. »Aber ich kann trotzdem jede Hilfe gebrauchen.«
    »Ihrem Haushalt nach zu urteilen, fehlt es dieser Dot offensichtlich an der Fähigkeit zur reibungslosen Organisation«, bemerkte Jacqueline, während sie den trostlosen Garten betrachtete.
    Vera, die im Gegensatz zu Jacqueline Bens irritierten Gesichtsausdruck sah, war zutiefst beunruhigt. Wenn Jacqueline so weitermachte, würde sie diese Stelle nicht lange innehaben. »Jacqueline wird dafür sorgen, dass hier in Zukunft alles wie am Schnürchen klappt«, versicherte sie Ben.
    »Wollen wir’s hoffen«, grummelte er mit einem skeptischen Blick in Jacquelines Richtung.
    Falls seine neue Haushälterin nicht zu seiner Zufriedenheit arbeitete, konnte sie wieder ihre Koffer packen, so wie es im Kleingedruckten des Vertrags stand, den sie unterschrieben hatte. Er hoffte, dass sie das gelesen hatte. Sie war hier, um ihm und seiner Familie das Leben leichter, nicht schwerer zu machen.

6
    Nachdem Ben sich noch eine Weile mit den Frauen unterhalten hatte, erhob er sich und bat sie, ihm ins Haus zu folgen. »Ich habe heute Morgen das Gästezimmer für Sie und Tess hergerichtet«, sagte er zu Vera. »Die beiden Frauen, die nicht mitgekommen sind, hätte ich im früheren Schulzimmer untergebracht. Dort kann jetzt Miss Walters wohnen. Es steht ein Schlafsofa drin.«
    »Das klingt wunderbar, nicht wahr, Jacqueline?«, sagte Vera fröhlich über die Schulter.
    »Ja, ganz wunderbar«, murmelte Jacqueline tonlos.
    »Wir können die Betten selbst beziehen, Ben«, bot Vera an. »Sie haben bestimmt genug anderes zu tun. Sie müssen uns nur sagen, wo Sie die Bettwäsche aufbewahren.«
    Ben nickte erfreut. »Das ist nett von Ihnen, danke. Auf einer Farm ist der Tag immer viel zu kurz. Bettwäsche finden Sie im Flurschrank. Im Kühlschrank sind Lammkoteletts und Gemüse fürs Abendessen«, fügte er hinzu, wobei er Jacqueline ansah. Die bemerkte dies aber gar nicht. »Wir bauen unser eigenes Gemüse hinterm Haus an, es ist also immer reichlich vorhanden.«
    »Wir werden uns um alles kümmern, keine Sorge«, versicherte Vera mit einem tadelnden Seitenblick auf die gleichgültige Jacqueline. »Sie können beruhigt an Ihre Arbeit zurückkehren.«
    »Gut. Dann werd ich mal nach meinen Jungs sehen. Sie sollten eigentlich die Schafe in den Pferch treiben, weil wir in den kommenden Tagen mit dem Scheren der Schmutzwolle beginnen wollen. Ich denke, wir werden in ungefähr einer Stunde wieder zurück sein.«
    Froh, dass er die Hausarbeit den Frauen überlassen konnte, verließ Ben das Haus durch die Hintertür, nachdem er seinen Gästen noch ihre Zimmer gezeigt hatte.
    Als Vera und Tess ihre Koffer in ihr Zimmer gebracht hatten, ging Vera wieder in den Flur, nahm Bettwäsche aus dem Schrank und schaute nach Jacqueline. Die sah sich verwundert einen seltsamen Apparat an, der auf einem Schreibtisch in dem früheren Schulzimmer stand.
    »Hast du eine Ahnung, was das sein soll?«, fragte sie.
    Vera warf die Bettwäsche auf das Sofa und trat neben sie. »Sieht wie ein Radio aus, würde ich sagen.« Das Gerät hatte Knöpfe und Skalen, ein Mikrofon und einen Empfänger. »Wir werden Ben fragen, wenn er zurückkommt.« Sie blickte sich um. »Das ist ein hübsches Zimmer, nicht wahr?« Es war geräumig und hatte Glastüren, die auf die Veranda hinausführten. An einer Wand befand sich ein großes Bücherregal.
    Jacqueline schwieg.
    »Bist du enttäuscht?«, fragte Vera leise.
    Jacqueline nickte und kämpfte vergeblich gegen die Tränen an. »Ich habe es mir ganz anders vorgestellt«, erwiderte sie mit belegter Stimme.
    »Ben scheint mir ein sehr netter Mann zu sein. Und das Haus ist doch groß und gemütlich.«
    »Es ist schmutzig und unordentlich!« Jacqueline wischte sich die Tränen von den Wangen.
    »Du hast doch gehört, was Ben gesagt hat. Die Putzfrau war seit Tagen nicht da, und er hat vier Söhne. Du kannst von einem Männerhaushalt nicht erwarten, dass er tadellos in Ordnung ist. Ich bin mit drei Brüdern aufgewachsen, ich weiß, wovon ich rede. Meine arme Mutter musste immerzu hinter ihnen her räumen.«
    Jacqueline putzte sich die Nase.

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