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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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wirklich!«
    Das brachte Tess auf eine Idee. Sie borgte sich einen von Bens Stricken und ging zu einem Baumstumpf unweit der Scheune. Aus dem Schuppen fiel genügend Licht, sodass sie den Baumstumpf und Tim sie sehen konnte. Dann versuchte sie, ein Lasso zu knüpfen und es über den Baumstumpf zu werfen.
    »Verdammt!«, schimpfte sie laut, als sie danebenwarf und die Schlinge sich auflöste.
    Tom Stevens wollte ihr zu Hilfe kommen, aber Ben hielt ihn zurück. Er konnte sich denken, was Tess im Schilde führte. Er zwinkerte einigen anderen Männern zu. Tim, der hinter Mike stand, bekam nichts davon mit. Verstohlen beobachtete er Tess.
    Sie unternahm einen zweiten Versuch, dann einen dritten und einen vierten. Alle schlugen fehl, weil sie keine richtige Schlinge zustande brachte. Aus dem Augenwinkel spähte sie immer wieder unauffällig in Tims Richtung.
    Irgendwann konnte Tim es nicht mehr mit ansehen, wie ungeschickt Tess sich anstellte. Er leerte die Bierflasche in seiner Hand, atmete tief durch und ging zu ihr.
    »So wird das nie was«, meinte er. Er nahm ihr den Strick aus der Hand, ohne sie dabei anzusehen.
    »Was mache ich denn falsch?«, fragte Tess mit unschuldigem Augenaufschlag.
    »Ich zeig’s Ihnen. Sehen Sie, so geht das.«
    Tim knüpfte das Seilende zu einer perfekten Schlinge. Tess schaute ihm dabei zu, als hätte sie nie zuvor etwas Aufregenderes gesehen, und dachte bei sich, was für unbedarfte, leicht zu übertölpende Lebewesen die Männer doch waren.
    »Und so wird es geworfen.« Tim ließ das Lasso dreimal über seinem Kopf kreisen und warf es. Es landete exakt über dem Baumstumpf.
    »Wow, Sie sind ja richtig gut!«, sagte Tess bewundernd. »Das würde ich auch gern können. Könnten Sie mir das beibringen?«, fügte sie schnell hinzu, bevor Tim sich wieder aus dem Staub machen konnte.
    Er räusperte sich. »Klar, warum nicht.«
    Er bekam rote Ohren, war aber gleichzeitig erfreut, dass eine Frau sich für seine große Leidenschaft begeisterte. Als er ging, um das Lasso wiederzuholen, drehte sich Tess schnell zu Vera um und reckte siegessicher einen Daumen hoch.
    Tim zeigte ihr geduldig, wie man das Lasso richtig warf, und Tess stellte sich absichtlich dumm dabei an. Nach einer Weile lachten sie beide, Tim wirkte viel entspannter. Tess fragte ihn behutsam aus. Woher er denn so gut mit dem Lasso umgehen könne, forschte sie. So kam er auf seine Rodeozeit zu sprechen, für ihn die schönsteZeit seines Lebens und eines der wenigen Themen, über die zu reden er nicht müde wurde. Tess mochte ihn auf Anhieb, sie hätte ihm stundenlang zuhören können. Wir haben zum Glück noch den Rest unseres Lebens, um uns über die Dinge zu unterhalten, die mir Spaß machen, dachte sie.
    Vielleicht würde sie diese Geschichte eines Tages sogar ihren Enkelkindern erzählen.
    Jacqueline saß immer noch im Wohnzimmer auf dem Sofa. Sie hatte die Flasche Wein ausgetrunken und döste benommen vor sich hin.
    »Sind Sie wach?«, fragte jäh eine Männerstimme.
    Jacqueline schreckte hoch. »Jetzt schon«, murmelte sie.
    Neben dem Sofa stand ein dunkelhaariger Mann und grinste sie an. »Sie müssen Jackie sein.«
    Sie betrachtete sein hübsches Gesicht und fragte sich, ob sie träumte. Sie hatte ihn gar nicht kommen hören.
    »Ich heiße Jacqueline. Jacqueline Walters«, nuschelte sie. »Und Sie sind …?« Ob es einer der Gäste der Grillparty war? »Dürfen Sie sich überhaupt hier im Haus aufhalten?«
    Der Mann guckte sie verdutzt an. »Ich bin Nick. Nick Dulton, Bens Bruder.« Er streckte seine Hand aus. »Hat man Ihnen nicht gesagt, dass auch ich auf Wilpena wohne?«
    Nick ließ seine Blicke anerkennend über sie wandern. Wieso hatte Ben nicht erwähnt, wie attraktiv sie war? Sie hatte eine milchige Haut, die stellenweise gerötet war von einem leichten Sonnenbrand, und große dunkle Augen, in denen man sich verlieren konnte. Ihre Beine waren auch nicht übel.
    »Nein. Ich meine, ja.« Jacqueline, vom Alkohol umnebelt, schüttelte den Kopf und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Als sie die entgegengestreckte Hand ergriff, ließ Nick sich neben sie auf das Sofa fallen, ohne jedoch ihre Hand loszulassen. »Sie gestatten?«
    Sie zog ihre Hand zurück, was er nicht zu bemerken schien. Prüfend betrachtete sie ihn. Sie konnte kaum glauben, wie gut er aussah. »Sie sehen Ihrem Bruder aber gar nicht ähnlich«, sagte sie.
    »Zum Glück«, gab Nick grinsend zurück. »Es gibt Tage, da könnte Ben mit seiner Visage

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