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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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erklärt, den einen oder anderen habe man schon auf seinem Bett festbinden müssen, damit er nicht über Bord sprang, weil ihm so fürchterlich übel war. Jacqueline hatte fast zwei Wochen in ihrer Kabine verbracht, Henrys verblüffte Reaktion über ihr unverhofftes Auftauchen verwunderte sie daher nicht.
    »Falls du jemals wieder die Absicht haben solltest, eine Schiffsreise mit mir zu machen, bringe ich dich um, Henry«, drohte sie ihm.
    Abermals atmete sie tief durch. Da sie die Augen immer noch geschlossen hatte, sah sie nicht, wie ein Ausdruck nervösen Unbehagens über das Gesicht ihres Mannes huschte.
    Nach einiger Zeit öffnete Jacqueline die Augen wieder, blinzelte und seufzte. »Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so froh sein könnte, Land zu sehen«, flüsterte sie ergriffen. Sie ließ ihren Blick über den langen weißen Strand und die Kiefern dahinter schweifen und rief ihrem Mann zu: »Sag mir bitte, dass wir uns dem Hafen von Melbourne nähern.«
    »Nein, das da vorne ist Outer Harbour in South Australia. Wir legen hier einen Zwischenstopp ein, bevor es nach Melbourne weitergeht.«
    Jacqueline machte ein enttäuschtes Gesicht. »Aber wir werden doch von Bord gehen und uns ein bisschen die Beine vertreten können, oder?«
    Henry schüttelte den Kopf. »Meines Wissens nicht. Hier dürfen nur die Passagiere, die nach Adelaide wollen, das Schiff verlassen.«
    Jacqueline stöhnte. Doch dann sagte sie sich, dass es nach knapp vier Wochen auf See auf einen Tag mehr oder weniger auch nicht ankam. »Wer war eigentlich die blonde Frau, mit der du dich unterhalten hast?«, fragte sie unvermittelt.
    »Welche Frau?«, entgegnete Henry mit ausdrucksloser Miene.
    Jacqueline schaute über seine Schulter auf die Frau, die ein Stück entfernt mit dem Rücken zu ihnen stand und sich jetzt miteinem anderen Passagier unterhielt, dessen Frau nicht besonders glücklich darüber schien.
    »Na, die in dem kurzen lila Minirock, der weißen Bluse und den Schuhen mit den zerschrammten Absätzen.« Jacqueline hielt es für überflüssig, die schönen Beine zu erwähnen. Henry war kein Frauenheld, aber blind war er auch nicht.
    Henry drehte sich nicht um. Es überraschte ihn nicht im Mindesten, dass seiner Frau ein unwichtiges Detail wie zerschrammte Absätze auffiel. Jacqueline hatte die Angewohnheit, die merkwürdigsten Dinge an anderen Menschen zur Kenntnis zu nehmen. Hatte ihn das anfangs noch fasziniert, fand er diese Marotte mittlerweile einfach nur nervtötend. »Ach so, die! Oh, das ist nur eine Mitreisende …«
    »Das dachte ich mir beinahe, Henry«, versetzte Jacqueline trocken. »Ein Mitglied der Crew oder ein blinder Passagier würde wohl kaum mit Minirock und Pfennigabsätzen hier herumlaufen.«
    Henry lief rot an. Er räusperte sich und wechselte das Thema. »Morgen um diese Zeit legen wir in Melbourne an, wenn alles gut geht, Jacqueline. Dann hast du wieder festen Boden unter den Füßen.«
    »Ich kann’s kaum erwarten«, erwiderte sie.
    Etwas am Gesichtsausdruck ihres Mannes irritierte sie. Aber sie führte die ängstliche Angespanntheit, die sich auf seiner Miene spiegelte, auf den bevorstehenden Neuanfang in einem fremden Land zurück und fand seine Gefühle verständlich. Henry würde in das Möbelgeschäft seines Bruders einsteigen, das sie zu vergrößern beabsichtigten. Nachdem er fünfzehn Jahre lang in New York City einen auf Küchengeräte spezialisierten Elektrohandel geführt hatte, war es ganz normal, dass ihm ein wenig mulmig bei dem Gedanken war, sich die Leitung einer Firma, die er nicht selbst aufgebaut hatte, mit seinem Bruder zu teilen, den er jahrelang nicht gesehen hatte. Dennoch waren sie beide der Meinung gewesen, dass ein neuer Anfang in einem fremden Land genau das Richtigefür sie war. Henrys Bruder hatte Australien als Land der vielen Möglichkeiten beschrieben, ihnen von seiner endlosen Weite, dem warmen Klima und der leuchtenden Sonne vorgeschwärmt.
    Henry warf einen flüchtigen Blick über seine Schulter. Die hübsche Blondine war fort. Er wandte sich wieder seiner Frau zu. Der Wind spielte mit ihren langen, seidigen braunen Haaren. Ihre blasse Haut ließ sie kränklich aussehen, ihr weißes Kleid unterstrich das noch. Da sie während der Überfahrt fast nichts bei sich behalten hatte, hatte sie ein paar Pfund abgenommen. Von den weiblichen Rundungen, die er einmal so geliebt hatte, war kaum noch etwas zu sehen.
    Die angegriffene Gesundheit seiner Frau verstärkte Henrys

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