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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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Handflächen wurden feucht, als sie sich voller Entsetzen an die Nacht viele Jahre zuvor erinnerte, in der sie auch schwarze Gestalten im Feuerschein gesehen hatte – eine Nacht, die ihr Leben für immer verändert hatte. Jacqueline war damals erst dreizehn Jahre alt gewesen, die Erinnerung daran, wie sie aus dem Heckfenster des Autos geschaut und die Flammen aus dem Dach ihres Elternhauses hatte züngeln sehen, hatte sich jedoch unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Sie fröstelte.
    Als Jacqueline ihre zitternden Beine wieder unter Kontrolle hatte und zum Haus zurücklaufen wollte, sah sie einige der Männer in ihre Richtung blicken. Sie blieb wie versteinert stehen. Im Schatten der Bäume fühlte sie sich sicherer als auf freiem Feld. Wieder spähte sie hinter dem Stamm hervor. Unter den Aborigines befanden sich auch ein paar Kinder. Ein kleiner Junge weinte. Eine Frau,wahrscheinlich seine Mutter, kniete neben ihm. Jacqueline beobachtete, wie sie mit beiden Händen Asche aus dem Feuer schöpfte und seinen kleinen Körper damit einrieb.
    »Was tut sie denn da?«, flüsterte sie erschrocken. Die Asche musste doch heiß sein!
    Jetzt fächelte die Frau dem Jungen Rauch ins Gesicht. Der Kleine hustete und schrie und versuchte, sich aus ihrem Griff zu winden, aber die Frau hielt ihn unerbittlich fest. Als sie noch mehr Asche auf seinem Körper verrieb und der Junge noch lauter kreischte, konnte Jacqueline es nicht mehr mit ansehen. Sie trat aus dem Schatten der Bäume und schrie:
    »Aufhören! Hören Sie sofort damit auf! Sie tun dem Kind doch weh!«
    Die Aborigines fuhren überrascht herum. Einige Männer machten drohend ein paar Schritte auf Jacqueline zu, die Frau richtete sich auf und zog den Jungen an sich.
    Jacqueline wurde jetzt erst bewusst, dass sie die Gruppe auf sich aufmerksam gemacht hatte. Als die Männer erregt auf sie zeigten und etwas in ihrer Sprache riefen, erschrak sie. Sie wich zurück, drehte sich dann abrupt um und lief wie von Furien gehetzt zum Haus zurück. Völlig außer Atem kam sie dort an.
    Jacqueline riss die Hintertür auf und stürzte in die Küche. Vera, die am Tisch saß und das Lammfleisch aß, das Tess für sie aufgehoben hatte, guckte verdutzt auf.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragte sie, als sie Jacquelines panischen Gesichtsausdruck sah.
    »Wo … ist … Ben?«, keuchte Jacqueline.
    »Keine Ahnung, ich hab ihn nicht gesehen.«
    Jacqueline eilte in den Flur. »Ben!«
    »Was ist denn passiert?«, fragte Vera.
    »Ich habe … gerade … ein paar … Aborigines gesehen«, stieß Jacqueline atemlos hervor. Sie fragte sich, ob sie ihr gefolgt waren. Ob Ben wohl für alle Fälle eine Waffe im Haus hatte?
    »Na und?«, meinte Vera achselzuckend und aß in aller Ruhe weiter. »Das ist hier draußen sicher nichts Ungewöhnliches.«
    »Sie haben ein Kind misshandelt«, sagte Jacqueline schnaufend.
    Vera ließ die Gabel, die sie gerade zum Mund führen wollte, sinken. »Was? Bist du sicher?«
    In diesem Moment erschien Ben in der Küchentür. »Mir war, als hätte ich jemanden rufen hören«, sagte er gähnend. Er schlurfte zum Wasserkessel, um sich Tee aufzubrühen.
    »Ich habe gerade ein paar Aborigines gesehen«, berichtete Jacqueline aufgeregt.
    »So?«
    »Ja, sie haben ein Lagerfeuer auf Ihrem Land angezündet. Ungefähr dreißig Meter hinter dem Lagerhaus.«
    Ben winkte ab. »Ja, ich weiß. Das ist ein heiliger Ort für das Volk der Adnyamathanha. Sie werden sie öfter dort sehen.« Er setzte sich mit seinem Tee an den Tisch.
    Jacqueline konnte es nicht fassen. »Soll das heißen, Sie erlauben den Aborigines, sich auf Ihrem Land zu versammeln?«
    Ben sah sie verdutzt an. »Das Land gehörte ihnen, bevor wir hierherkamen. Es steht mir nicht zu, ihnen den Zutritt zu Wilpena zu verwehren.«
    Anscheinend hatte Ben keine Ahnung, was auf seinem Land vor sich ging. »Eine der Frauen hat ein Kind misshandelt. Wollen Sie nicht etwas dagegen unternehmen?«, ereiferte sie sich.
    »Misshandelt?«, wiederholte er verwirrt.
    »Ja, ich habe gesehen, wie sie einen kleinen Jungen mit heißer Asche eingerieben hat. Er hat fürchterlich geweint. Der arme Kerl muss Verbrennungen am ganzen Körper haben.«
    Vera schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund. »Das ist ja furchtbar!«
    »Und dann hat sie dem Kleinen auch noch Rauch ins Gesicht gewedelt«, fuhr Jacqueline fort.
    Ben lächelte. »Kein Grund zur Besorgnis, Ladys. Das war einerituelle Handlung, was Sie da beobachtet haben,

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