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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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Idee«, stimmte Ben seinem Bruder zu. »Ich werde mich auch ein wenig aufs Ohr legen.«
    Tess gähnte. Vera war noch nicht aufgestanden, sie hatten ihr eine Portion vom Mittagessen aufgehoben.
    »Ja, ich auch, gleich nach dem Abwasch.«
    »Das können doch die Jungs machen«, sagte Ben und stand auf.
    Alle vier machten ein langes Gesicht. »Ich mach das schon«, bot Jacqueline sofort an. Bens Söhne konnten sie sowieso nicht leiden, sie wollte die Situation nicht noch verschlimmern.
    Die Jungen wiederum dachten, sie wolle das Regiment in der Küche übernehmen.
    »Sie können Ihnen ruhig zur Hand gehen«, sagte Ben streng. »Sie sind gestern Abend früher ins Bett gekommen als wir.« Er gähnte ausgiebig. »Sid und Jimmy können den Tisch abräumen, und Geoffrey und Bobby können abtrocknen.«
    Die Jungen wagten nicht, ihrem Vater zu widersprechen. Sid und Jimmy stellten das schmutzige Geschirr in die Spüle, Jacqueline wusch ab, und Geoffrey und Bobby trockneten das Geschirr und räumten es wieder ein. Keiner sprach ein Wort, auch die Jungen untereinander nicht. Jacqueline suchte nach einer Bemerkung, um das Eis zu brechen, aber ihr wollte nichts einfallen. Sie waren im Nu fertig. Die Jungen verließen eilig die Küche.
    Jacqueline ging in ihr Zimmer, warf sich aufs Bett und schlief fast augenblicklich ein.
    Es war dunkel draußen und ganz still im Haus, als Jacqueline aufwachte. Sie guckte verschlafen auf ihre Armbanduhr. Halb acht. Schnell stand sie auf und ging in die Küche. Ben hatte ihr einen Zettel hingelegt: Er habe die Hunde um fünf gefüttert und sich danach wieder hingelegt.
    Jacqueline beschloss, einen kleinen Spaziergang zu machen – sie durfte sich nur nicht allzu weit vom Haus entfernen. Bens Worte über die Dingos fielen ihr wieder ein, und sie erschauerte.
    Es war ein wunderschöner Abend. Sie ging zuerst zu der Hütte, die dem Haupthaus am nächsten lag. Jacqueline wusste von Ben, dass der strohgedeckte Holzbau mit den zwei winzigen Fenstern im Lauf der Jahre schon als Unterkunft des Zahlmeisters, als Büro, als Quartier für den Postzusteller und für den Buchhalter gedient hatte. Damals war die Farm sehr viel größer gewesen. Heute stellte Ben nur noch Leute bei Bedarf ein, und die Hütte war Nicks Zuhause geworden. Dahinter befand sich die Garage, in der Ben und Nick ihre beiden Autos abstellten. Die Tür war geschlossen, aber Jacqueline öffnete sie und warf neugierig einen Blick hinein.
    Dann ging sie weiter. Am Himmel funkelten unzählige Sterne, und eine sanfte Brise wehte einen fremdartigen Duft heran, der, wie sie vermutete, von den Blättern der Eukalyptusbäume stammte. So also riecht es hier, dachte sie staunend. Der Geruch war so neu für sie wie ihr Leben im australischen Busch.
    Sie schlenderte weiter und genoss die nächtliche Stille. Plötzlich war ihr, als hörte sie Stimmen. Sie entdeckte ein großes Gebäude mit einer Bruchsteinmauer, blieb stehen und lauschte. Ja, das waren eindeutig Stimmen.
    Vorsichtig ging sie an dem zweistöckigen Haus entlang, bis sie zu einer Tür kam. Jacqueline öffnete sie behutsam und spähte hinein. Es war schummrig, aber sie konnte Vorräte erkennen – sie schien sich in einer Lagerhalle zu befinden. Säcke standen dort, große und kleine Packen und Ballen, Fässer und Dosen, und alleswar auf Brettern gestapelt, die an Drähten an den Deckenbalken aufgehängt waren. Jacqueline stutzte, begriff dann aber, dass das durchaus Sinn machte, denn so waren die Vorräte vor Nagetieren und Ungeziefer sicher. Es gab keine Fenster in der Halle, sodass es im Sommer angenehm kühl sein musste und so schnell nichts verdarb. Wer auch immer diese Lagerhalle gebaut hatte, hatte sich ganz offensichtlich etwas dabei gedacht.
    Jacqueline schloss die Tür wieder und ging weiter. Alte, rostige Wagenräder lehnten an der Backsteinmauer. Jetzt konnte sie in der Ferne den Schein eines Lagerfeuers erkennen. Dunkle Gestalten bewegten sich rings um das Feuer. Von dort kamen auch die Stimmen, die sie vorher gehört hatte. Obwohl sie zu weit entfernt war, um irgendetwas zu verstehen, hatte Jacqueline das Gefühl, dass es sich um eine fremde Sprache handelte.
    Ganz geheuer war ihr die Szene, die sie da beobachtete, nicht, aber ihre Neugier überwog. Sie huschte zu einer Baumgruppe, die ihr ausreichend Deckung bot, und spähte vorsichtig hinter einem Baumstamm hervor. Die Menschen am Lagerfeuer waren Ureinwohner, wie sie jetzt erkennen konnte. Ihr Herz pochte heftig, ihre

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