Lewis, CS - Narnia 6
– den Steinhaufen dort drüben. Ihn werden sie aber nicht treffen. Er ist sicher; sie werfen furchtbar schlecht. An schönen Vormittagen sind sie meistens mit diesem Wurfspiel beschäftigt. Es ist so ziemlich das einzige Spiel, für das ihr Verstand ausreicht.«
Es war schrecklich. Die Reihe der Riesen schien nicht enden zu wollen und die Riesen hörten nicht auf Steine zu schleudern, von denen einige ganz in ihrer Nähe niederfielen. Ganz abgesehen von der Gefahr g e nügte schon der Anblick ihrer Gesichter und der Klang ihrer Stimmen um einem Angst einzujagen. Jill bemü h te sich, nicht hinzusehen.
Nach etwa fünfundzwanzig Minuten bekamen die Riesen offensichtlich Streit. Sie hörten mit dem Wurf spiel auf, aber es ist nicht gerade angenehm, sich mi t ten zwischen streitenden Riesen aufzuhalten. Sie wüt e ten und tobten und riefen sich lange, bedeu tungslose Worte zu, von denen jedes etwa zwanzig Silben hatte. Sie schäumten und bockten und hüpften in ihrer Wut und jeder Sprung brachte die Erde zum Beben. Sie schlugen sich gegenseitig mit großen, plumpen Stei n hämmern auf den Kopf; aber ihre Schädel waren so hart, dass die Hämmer einfach wieder abprallten, und dann ließ derjenige, der den Schlag ausgeführt hatte, den Hammer fallen und heulte vor Schmerz auf, weil ihm die Hand wehtat. Aber er war so dumm, dass er eine Minute später wieder von vorne anfing. Auf die Dauer gesehen war das eine gute Sache, denn nach e i ner Stunde taten den Riesen die Hände so weh, dass sie sich hinsetzten und weinten. Wenn sie sich hinsetzten, verschwanden ihre Köpfe unter dem Rand der Schlucht und man sah sie nicht mehr; aber Jill konnte sie noch heulen und weinen und plärren hören wie große Säu g linge, als die Stätte schon einen Kilometer hinter ihnen lag.
In dieser Nacht lagerten sie auf dem kahlen Moor und Trauerpfützler zeigte den Kindern, dass man die Decken am besten ausnützen kann, wenn man Rücken an Rücken schläft (so hält man sich gegenseitig warm und kann zwei Decken über sich legen). Aber selbst dann war es noch kalt und die Erde war hart und u n eben. Der Moorwackler sagte den Kindern, sie würden sich besser fühlen, wenn sie daran dächten, wie viel kälter es weiter im Norden sein würde; aber das mu n terte sie überhaupt nicht auf.
Sie wanderten viele Tage lang über das Ettinsmoor. Den Speck hoben sie auf und ernährten sich haupt sächlich von den hier lebenden Vögeln (es waren n a türlich keine Sprechenden Vögel), die Eustachius und der Wackler schossen . Jill beneidete Eustachius, weil er schießen konnte. Das hatte er, wie schon gesagt, auf seiner Reise mit König Kaspian gelernt. Da es im Moor viele Bäche gab, wurde das Wasser nie knapp. Wenn in Büchern die Menschen von dem leben, was sie finden, dachte Jill, dann ist nie die Rede davon, welch langwierige und schmutzige Angelegenheit es ist, tote Vögel zu rupfen und auszunehmen, und was für kalte Finger man dabei bekommt. Aber das wirk lich Gute war, dass sie kaum Riesen trafen. Ein Riese sah sie, aber er lachte nur dröhnend und stampfte se i nen eigenen Geschäften nach.
Etwa am zehnten Tag erreichten sie eine Stelle, wo die Landschaft sich veränderte. Sie kamen zur nördl i chen Grenze des Moors und blickten einen langen steilen A b hang hinab auf ein anderes noch grimmigeres Land. Am Fuß des Abhangs ragten Felsen empor; d a hinter lagen hohe Berge, dunkle Senken, steinige Täler, Schluchten, so tief und so schmal, dass man nur ein kleines Stück weit hineinsehen konnte, und Flüsse, die sich aus halle n den Klammen ergossen und tosend in schwarze Tiefen stürzten. Es erübrigt sich, zu sagen, dass es Trauerpfüt z ler war, der die Kinder auf die dünne Schneedecke hi n wies, die auf den weiter entfernten A b hängen lag.
»Aber ich würde mich nicht wundern, wenn auf den Nordhängen noch mehr läge«, fügte er hinzu.
Sie brauchten eine Weile, bis sie am Fuß des A b hangs ankamen. Vom Rand des Kliffs blickten sie auf einen Fluss hinab, der unter ihnen von Westen nach Osten verlief. Er war auf beiden Seiten von steilen Hängen gesäumt, war grün und dunkel, voller Strom schnellen und Wasserfälle. Selbst da, wo sie standen, bebte die Erde unter dem Brausen des Wassers.
»Das Schöne daran ist«, sagte Trauerpfützler, »wenn wir uns beim Überklettern der Felsen das Genick br e chen, müssen wir wenigstens nicht im Fluss ertrinken.«
»Was sagt ihr dazu?«, rief Eustachius plötzlich und deutete flussaufwärts.
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