Liberty: Roman
Spende des schwedischen Volks, verkauft.«
»Ich werde euer Anwalt bei bwana Larsson sein«, sage ich. Omary hat noch mehr Probleme: »Der Waldchef sagt, wir sollen die Bäume mit Äxten und Sägen entasten – als würden wir noch in der Kolonialzeit leben und kein Recht auf Motorsägen haben. Nur weil der Chef das Benzin verkauft hat, um sich den Gewinn zu sichern.«
»Das ist nicht richtig«, sage ich. »Ich werde es dem schwedischen Ohr sofort erzählen, wenn ich nach Hause komme.« Omary ist zufrieden, denn der Schwede kann die Lebenden zum Tode verurteilen, und Marcus ist ein kleiner Knüppel, der dem Schicksal auf die Sprünge helfen kann.
Ich bleibe weiterhin in meinem Ghetto wohnen. Am West-Kili gibt es einen Kurzwellensender, mit dem sie Jonas rufen können, wenn es ein ernstes Problem gibt. Ein paar Mal muss ich um vier oder fünf Uhr morgens aufstehen und zum West-Kilimandscharo aufbrechen – fast hundertzehn Kilometer. Die Straße ist grauenhaft, man muss sich mehr oder weniger seinen eigenen Weg suchen. Wenn es regnet, ist es die Hölle.
Eine gute Sache: Ich war fast ein Teil der Familie, benutzt als Kindermädchen, Gärtner, Handwerker und Gigolo der Freundin – und alles, ohne eine Münze in der Tasche zu haben. Jetzt bekomme ich Lohn.
KARRIEREDRUCK
Endlich habe ich einen Abend frei und fahre mit Rosie hinter mir auf dem Motorrad meine alten Klassenkameraden im Haus der Nechi-Familie besuchen. Der Akrobat Edson hat den Kopf in den Händen vergraben und kann kaum grüßen.
»Was ist passiert?«, frage ich Nechi.
»Edson war schlimm mit einem Mädchen, nun ist sie dick, und er muss sie heiraten.«
Edson schüttelt den Kopf und schaut auf Rosie, der er mal nachgestellt hat.
»Jetzt hat Rosie meinen alten Freund Marcus gefangen, der mit dem schwedischen Ticket auf dem Weg nach Europa ist, vielleicht mit Rosie, einfach als Handgepäck. Und ich hab mit der frechen Sekretärin des General Managers vom TanScan Schiffbruch erlitten, tsk . Und hab nicht mal das Geld für die Miete.«
»Wenn du Spektakel machst und säst, musst du auch die Pflanze pflegen«, sagt Rosie. Ich halte den Mund, weil ich dieses Gerede über Schweden vor Rosies Ohren nicht mag – sie stellt inzwischen ziemliche Forderungen. Ich wechsele das Thema.
»Hat Big Man Ibrahim nach der Schule Arbeit bekommen?« Die kleine pechschwarze Vicky antwortet mir: »Er arbeitet für seinen Onkel. Wenn jemand dem Onkel Geld schuldet, wird Ibrahim geschickt, um ihn zu schütteln. Aber was ist mit euch? Geht’s euch gut?«
»Vielleicht fahren wir bald in die Ferien nach Daressalaam«, sagt Rosie. »Aber im Augenblick ist Marcus ziemlich beschäftigt mit seinem Sägewerksprojekt.«
Oh, diese Rosie träumt einfach zu schnell. Nur ihre Freundin Claire sagt nichts – ihre Familie ist arm, und sie arbeitet als Hausmädchen bei einer australischen Familie.
DIE MÖBELFABRIK
Die Sägewerke am West-Kilimandscharo bringen gutes Geld, und das Projekt wird durch den Ankauf einer Halle in der Nähe von Kibo Match erweitert – die Imara Furniture Factory, direkt am Karanga River. Eine alte Möbelfabrik, die Maschinen sind der reinste Schrott. Anfang der Siebzigerjahre wurde die Fabrik verstaatlicht und dann total ruiniert. Die Wände und Dächer und der Betonfußboden sind das Einzige, was noch zu gebrauchen ist. Die Schweden bestellen Maschinen, um Möbel herzustellen, nach mehreren Monaten treffen sie ein. Allmählich beginnt die Möbelproduktion mit den im FITI ausgebildeten Leuten. Es läuft gut. Wir exportieren sogar Regale für eine große Firma in Schweden, IKEA . Andere Möbel werden an die Botschaften in Dar verkauft. Ein Haufen Aufträge.
BAOBAB-SCHENKEL
» Heute kommt mama Mtawali, die Ehefrau des GM «, sagt Jonas im Büro. Sofort werde ich aufmerksam. Der GM ist der General Manager – der Boss der Bosse –, und seine Ehefrau ist eine einflussreiche Person. »Sie besitzt eine Möbelfabrik in der Nähe von Mwanza, und du musst ihr helfen«, sagt Jonas.
»Was soll ich tun?«, frage ich sofort.
»Sie braucht Ideen für neue Möbel – Design.«
»Aber die Frau des GM ist ein Konkurrent von uns. Wieso sollen wir ihr helfen?«
»Wir sind ein Entwicklungsprojekt – also ist es richtig, wenn wir ihrer privaten Initiative helfen«, sagt Jonas, und ich denke, er hat mit unserem GM etwas laufen: kein Wort über all das Geld, von dem die Papiere sagen, es würde für die Ausbildung der Mitarbeiter gebraucht, das aber in Jonas’ privater
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