Liberty: Roman
Und der Mist, den Claire erzählt hat, total unrealistisch. Aber ich kann mit Rachel nicht zusammen sein, weil sie die ganze Zeit arbeitet. Mist. Wieso sollte sie ständig arbeiten, wenn sie eine Hure ist? Dann hätte sie Geld. Sie ist arm. Sie trinkt nicht, sie raucht nicht und isst meist an ihrem Arbeitsplatz.
Am nächsten Morgen fahre ich zu Katriina, um zu sehen, ob ich Post bekommen habe, denn ich benutze ihr Postfach. Es gibt nichts.
Katriina schlägt vor, mit Göstas Frau zu reden. Im Augenblick arbeitet er bei einem SIDA -Projekt in Uganda, aber er hat sich ein großes Haus in Shanty Town gebaut, in dem seine Frau und ihre beiden Kinder wohnen. Ich rufe wieder und wieder in Uganda an, bis ich endlich eine Verbindung bekomme. Zum Glück ist Gösta entgegenkommend.
»Ich werde mit meiner Frau reden«, verspricht er und erzählt, dass das Haus ein kleines Gästehaus hat, das ein Stück vom Hauptgebäude entfernt auf dem Grundstück steht. Vielleicht kann ich es mieten. »Aber sie entscheidet so etwas. Fahr hin und rede mit ihr.«
Katriina erklärt mir, wo sie wohnen. Ich fahre am nächsten Tag hin. Gösta hat mit seiner Frau gesprochen, und sie nennt ihren Preis, der ein wenig hoch, aber akzeptabel ist. Anders schickt mir nach wie vor jeden Monat die Hälfte meiner Sozialhilfe in Form von Travellerschecks – eine direkte dänische Auslandshilfe. Es ist kein Problem.
In ein paar Wochen kann ich einziehen.
Das Shukran Hotel läuft freitags und samstags gut, aber es wirft nicht sehr viel Geld ab. Die Leute in Swahilitown sind arm, daher können wir keinen hohen Eintritt verlangen – niemand würde kommen. Wir brauchen mabwana makubwa , aber dazu braucht es einen großen Laden wie das Moshi Hotel oder das Liberty, und es ist die große Ausrüstung notwendig. Rogarth und Khalid sind inzwischen eine große Hilfe. Sie reden mit einer Menge Leute und beschaffen Jobs. Wir spielen bei Geburtstagen, Hochzeiten und Schulfesten auf dem Berg. Es läuft einigermaßen rund, da Marcus weiterhin Geld mit dem Kopieren von Kassetten im Roots Rock verdient. Aber ich verdiene nicht genug, um gut zu leben – es geht nur mithilfe des Geldes von der Stütze, das Anders mir schickt.
Ich rufe Anders an. Er berichtet, dass alles glattgegangen ist. Er hat meine Anlage mit einem Spediteur nach Oslo geschickt, von dort soll sie mit einem kirchlichen Transport nach Moshi gebracht werden. Er hat in Norwegen angerufen, um sich zu vergewissern, dass sie dort angekommen ist.
»Und ich komme demnächst mal runter und besuche dich«, erklärt er.
»Ja, klar. Aber warte noch ein paar Monate, bis ich ein paar Sachen angeleiert habe. Im Moment habe ich auch gar keine richtige Wohnung. Aber sobald die Ausrüstung da ist, wird’s laufen.«
»Okay«, sagt Anders. »Aber spätestens Weihnachten.«
»Das ist ein Wort.« Es sind bis dahin noch über sechs Monate, das passt ausgezeichnet.
Ich fahre zum Büro der Pfingstkirche und frage den Norweger, ob er etwas von der Sendung gehört hat. Nein, noch nicht. Er verspricht, mir Bescheid zu geben.
Dann fahre ich zu Marcus’ Roots Rock, denn Khalid hat von einer Lagerhalle etwas außerhalb an der Uru Road erzählt, die leer steht. Vielleicht ist es eine Idee, die Halle zu mieten und dort eine Disco aufzuziehen.
»Ich werde den Besitzer ausfindig machen und morgen mit ihm reden«, verspricht Marcus.
»Okay, morgen. Dann komme ich morgen Abend vorbei, und du erzählst mir, was dabei herausgekommen ist.«
»Gut. Und wie läuft’s mit deiner Freundin?«
»Ziemlich gut, denke ich.«
»Habt ihr euch inzwischen kennengelernt?«
»Was meinst du?«
»Bist du mit mir einer Meinung, dass man ehrlich sein sollte? Wenn man befreundet ist und etwas gemeinsam hat, muss man sich die Wahrheit sagen, auch wenn die Wahrheit hart ist?«
»Ja, klingt vernünftig«, erwidere ich.
»Hat dieses Mädchen dir erzählt, dass sie zu Hause in ihrem Dorf eine kleine Tochter hat?«
Das Blut schießt mir ins Gesicht.
»Eine Tochter?«
»Ja, vor über einem Jahr hat sie Faizals Tochter hier in Moshi geboren.«
»Dem DJ vom Moshi Hotel?«
»Ja, sie haben geheiratet und alles. Aber Faizal hat sie rausgeschmissen, und jetzt lebt die Tochter bei ihrer Familie im Dorf«, erzählt Marcus.
»Wieso hat er sie rausgeschmissen?«
»Ich weiß es nicht, aber plötzlich höre ich von einem Freund auf der Straße, dass mein weißer Freund mit einem Mädchen herumläuft, die verheiratet ist und eine Tochter hat.«
»Aber sie
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