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Licht (Gone) (German Edition)

Licht (Gone) (German Edition)

Titel: Licht (Gone) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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immer lauter werdenden Weinen und Klagen und Zähneklappern unter.
    Insgesamt waren vielleicht dreißig Kids unverletzt geblieben. Noch einmal zwanzig waren auf den Lieferwagen und den Winnebago verteilt, der gerade losfuhr und mit Jack am Steuer rumpelnd und schaukelnd das Gelände überquerte und die Straße anpeilte.
    Mindestens siebzig Kinder waren tot. Das entsprach einem Viertel der Gesamtbevölkerung der FAYZ . Die Wut würde erst später kommen, im Moment spürte sie nur tiefe Trauer. Diese Kinder hatten so viel ertragen. Sie hatten so viel durchgemacht, um dann kurz vor dem Ende zu sterben.
    Astrid war sich bewusst, dass sie und die kleine Schar an Überlebenden ohne Schutz waren. Sie hatten Orc und eine Handvoll Gewehre und dazu noch ein paar Macheten und Baseballschläger. Dreißig Kids, im Schnitt neun Jahre alt, gegen ein Monster, das alle Kräfte der FAYZ in sich vereinte.
    »Ihr sollt herhören!«, schrie sie jetzt, so laut sie konnte.
    Die meisten verstummten und wandten ihr ihre von Angst und Schrecken gezeichneten Gesichter zu.
    »Wir gehen nach Perdido Beach.«
    »Es ist finster!«
    »Die Kojoten!«
    »Das ist zu weit!«
    »Hört mir zu! Der Gaiaphage … nein, Gaia, diese Bestie, ist verletzt, aber nicht tot. Wir müssen zu den anderen in die Stadt.«
    »Ist Sam dort?«
    »Das hoffe ich. Dekka und Brianna werden dort sein. Lana wird Brianna heilen. Orc kommt mit uns, er beschützt uns. Wenn wir uns beeilen und zusammenhalten, sind wir morgen Früh da.«
    »Wir müssen die Toten begraben«, warf ein kleiner Junge ein.
    »Ja«, antwortete Astrid leise. »Aber nicht jetzt.«
    »Meine Schwester ist tot«, sagte der Kleine. »Sie ist verbrannt.«
    »Eure Geschwister und Freunde wollen, dass ihr überlebt.« Astrids Stimme bebte. »Wir müssen überleben. Später können wir alle begraben, aber erst müssen wir am Leben bleiben.«
    Am Ende blieben drei Kids zurück. Astrid brachte weder die Energie noch die Überzeugungskraft auf, sie umzustimmen. Außerdem war sie ziemlich sicher, dass sie und ihre kleine Truppe Perdido Beach sowieso nie erreichen würden.
    Inmitten ihres ehemaligen Lagerplatzes ragte eine einzelne verkohlte Zeltstange aus dem Boden. Astrid blickte sich um, fand aber nichts, was brauchbar gewesen wäre. Also biss sie den Saum ihres T-Shirts auf, zerrte an dem kleinen Riss undschaffte es mit einiger Mühe, ein Stück Stoff von zehn Zentimetern Länge abzutrennen.
    Als Nächstes riss sie sich ein Büschel Haare aus, verknotete es mit dem Stoff und spießte den Knoten auf der Zeltstange auf. Wie eine erbärmliche Flagge. Mehr war nicht drin.
    Als Sam und Caine am See ankamen, pfiffen sie aus dem letzten Loch und zitterten vor Erschöpfung. Sie waren eine Stunde lang durchgerannt.
    Auf dem Hang zum See hinunter hatte bereits alles darauf hingedeutet, dass sie zu spät kamen. Die Siedlung war vollkommen verwüstet und lag totenstill da.
    Sam hockte in Ufernähe auf den Knien. »Astrid! Astrid!«
    Keine Antwort.
    »Mach mal Licht, Sam«, sagte Caine grimmig.
    »Astrid!«
    »Reiß dich zusammen, Mann! Wenn du jetzt ausrastest, nützt ihr das gar nichts.«
    Sam stand zwar auf, zu mehr war er jedoch nicht fähig. Vom Hausboot war nur ein verkohlter Rumpf geblieben, der wie durch ein Wunder nicht untergegangen war.
    Sie war tot. Das Monster hatte sie umgebracht.
    »Hey! Ich hab gesagt, du sollst Licht machen!« Caine rüttelte ihn an den Schultern.
    Sam zwang sich, den Tatsachen ins Auge zu sehen. In der Luft lag ein Gestank nach verbranntem Fett und geschmolzenem Gummi. Die Brände waren fast erloschen, der See war schwarz. Sam konzentrierte sich und formte eine Leuchtkugel.
    Er warf das Licht auf ungefähr dreieinhalb Meter Höhe und ließ es wie einen schwachen Suchscheinwerfer über die Siedlung gleiten. Ausgebrannte Autos, Zelte, die in Flammen aufgegangen waren. Verbrannte Körper.
    Sam stürzte zur erstbesten Leiche. Nein, zu klein für Astrid.
    »Lass das, Mann. Selbst wenn sie es wäre: So willst du sie nicht sehen.«
    Das grenzte an Mitgefühl. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte Sam es vielleicht zu schätzen gewusst. Jetzt stand er nur da und starrte die verkohlte Leiche eines Kindes an, das wie ein geschmolzener Spielzeugsoldat dalag.
    Caine wies ihn an, sein Licht auf den See hinauszulenken. Ein Segelboot schaukelte in der sanften Dünung – nein, das war nur noch die Hälfte eines Segelboots.
    Als sie ein Knacken hörten, wirbelten sie herum. Da war jemand.
    »Wer ist da?«,

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