Licht (Gone) (German Edition)
und Colby. Drei Schwestern, die sich in der FAYZ nie besonders hervorgetan hatten und immer in Deckung geblieben waren. Doch jetzt stürzten sie sich mit Brechstangen und Schlagstöcken auf Gaia.
Gaia schien verblüfft. Sie hob eine Hand und nagelte die drei fest.
»Na so was«, sagte sie. »Ist das Mut oder Dummheit, Sam Temple?«
Sam blinzelte die Tränen aus seinen Augen.
»Lass sie …«, sagte er und wurde von einem Hustenanfall übermannt.
»Wie war das? Ich hab dich nicht gehört.«
Sam kniff die Augen zu. Das grelle grüne Licht blitzte durch seine geschlossenen Lider. Er hörte keine Schreie, nur den dumpfen Aufprall, als sie kurz nacheinander zu Boden fielen.
»Mach die Augen auf, Sam«, sagte Gaia. »Ich habe sie in zwei Hälften geteilt. Mit deinem Licht.«
Sie stieß ihn mit dem Fuß an, damit er weiterrollte.
»Und jetzt auf zu unseren nächsten Op…« Plötzlich verstummte sie.
Er öffnete ein Auge und sah, dass sich Gaia nervös umblickte. Als hätte sie das Gefühl, beobachtet zu werden.
»Wo ist Peitschenhand mit meiner Geisel?«, fragte sie laut. Dann an Sam gewandt, als wüsste er die Antwort: »Wo ist Drake mit der Schwester von Nemesis?«
»Mit Astrid?«
»Nemesis!«, brüllte Gaia mit krächzender Stimme. »Hörst du mich? Ich habe deine Schwester!«
»Ich sehe sie nicht«, sagte Sam.
»Keine Sorge, Drake bringt sie mir.« Doch jetzt knabberte Gaia an ihrem Daumennagel, ein nervöser Tick, den Sam gut kannte.
»Du hast Angst«, sagte er.
Gaia funkelte ihn zornig an und hob die Hände, als wollte sie ihn töten. Dann lachte sie halbherzig. »Aha, du willst mich provozieren.«
Sie war verunsichert. Sie musste etwas gespürt haben, was ihr nicht gefiel.
»Nemesis?«, fragte Sam.
Gaia antwortete nicht. Das Spiel war vorbei. Sie hatte sich lange genug amüsiert. Sie packte die Kette, zerrte Sam hinter sich her und fing auf einmal an zu rennen.
Caine und Diana legten im Hafen an. Das Feuer, das bis vor Kurzem noch im Norden gewütet hatte, schien auf einmal überall zu sein. Auf dem Highway explodierten Funkenschauer, Asche lag in der Luft, der Rauch nahm ihnen die Luft zum Atmen und brannte in den Augen.
»Soll ich das Boot festbinden?«, fragte Diana.
Caine antwortete nicht. Er hievte sich aus dem Boot auf den Pier. Dann ließ er mit derselben Leichtigkeit die Kisten mit den Raketen nach oben steigen und stellte sie auf den Planken des Stegs ab.
»Hilf mir«, sagte Diana. Sie streckte ihm die Hand entgegen.
Er sah auf sie herunter. »Lieber nicht, Diana.«
»Was …?«
Er hob eine Hand und schob das Boot vorsichtig vom Steg weg.
»Was tust du da?«
»Ich verabschiede mich mit Stil.«
»Caine! Was hast du vor?«
»Es reicht, wenn einer von uns stirbt.«
»Caine, das ist doch Unsinn«, sagte sie. »Wir gehen alle drauf. Und wenn mich unser Monsterkind erwischt, will ich nicht allein sein.«
»Ich weiß, dass du den kleinen Pete gebeten hast, deinen Körper zu nehmen. Du wolltest dich opfern.«
»Wie? Woher weißt du das?«
Er zuckte mit den Schultern.
»Aber er hat es nicht getan.«
»Ja, weil er ein besseres Angebot bekam.«
»Was?« Sie wurde von einem Schluchzen übermannt. »Caine … nein, nein. Wir tun das zusammen.«
»Das geht nicht, und das weißt du«, erwiderte er. »Es wird so sein wie bei Gaia. Wenn der kleine Pete sein Ding durchzieht, bin ich nicht mehr da. Und deshalb wüsste ich nicht, wie wir das zusammen tun sollten.«
»Caine, bitte nicht! Ich flehe dich an!«
»Du musst etwas verstehen, Diana: Es geht mir nicht darum, irgendetwas zu beweisen. Aber es gibt keine andere Möglichkeit, den Gaiaphage zu besiegen. Er glaubt, er beherrscht mich. Dass ich ihm gehöre. Er denkt, er knallt mit der Peitsche und ich gehorche. Dass ich keine Wahl habe. Und dann diese Schmerzen …« Er zog wieder die Schultern hoch. »Ich sehe sonst keinen Ausweg. Außerdem soll der grüne Misthaufen sein blaues Wunder erleben, wenn er die Wahrheit herausfindet.«
»Caine, so war das nicht ausgemacht. Bitte, bitte, bleib bei mir!«
Er streckte seine Hand aus, hob Diana in die Luft und holte sie zu sich heran. Es war fast so, als würde sie zu ihm fliegen.
Sie lag in seinen Armen, hielt ihn bitterlich weinend fest, während Caine sonderbar ruhig blieb.
»Sam spielt wahrscheinlich längst den Helden«, sagte er. »Ich kann nicht zulassen, dass der Typ die Welt allein rettet. Das würde ich mir nie verzeihen.«
»Verlass mich nicht. Caine, ich liebe dich doch.«
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