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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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tun?«
    »Nein. Bitte Timbor, könnt Ihr nicht einfach zum hohen Lord gehen und das für mich klären?«
    »Nein, tut mir leid, alles, was den hohen Lord betrifft, geht über Lord Otis.«
    »Der von Euch wiederum wissen möchte, weshalb ich eine Audienz wünsche?«
    »Ihr habt es erfasst.«
    Levarda schloss die Augen. Warum drehte sich in ihrem Leben alles nur noch um diesen Mann?
    Sie öffnete die Augen. »Sagt ihm, es ginge um Lady Eluis.«
     
    Sie bekam überraschend am selben Abend ihre Audienz. Timbor holte sie ab. Gemeinsam gingen sie den offiziellen Weg in den mittleren Trakt, am Sitzungssaal vorbei in einen Flur, wo Timbor an eine Tür klopfte. Lord Gregorius‘ Bariton ertönte und Levarda betrat den von Kerzen hell erleuchteten Raum.
    Hinter einem wuchtigen Holztisch saß der hohe Lord, tropfte roten Siegellack auf ein Papier und drückte seinen Ring hinein. Er trug seine offizielle bestickte goldrote Robe. Unter seinen Augen sah sie dunkle Ringe. Wieso fiel ihr zum ersten Mal auf, dass weder das Leben eines hohen Lords noch das seines Befehlshabers aus Müßiggang bestand, sondern Opfer forderte. Aber sie konnte und wollte keine weiteren Opfer bringen. Sie verschloss ihr Herz vor seiner Erschöpfung.
    »Lady Levarda, ein ungewöhnlicher Besuch in diesen Räumen. Erfreulich, aber ungewöhnlich.«
    Die Tür schloss sich, und sein Blick wanderte zu jemandem, der sich hinter ihr befand. Sie brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, wer dort stand.
    »Verzeiht, hoher Lord, dass ich Eure kostbare Zeit in Anspruch nehme. Wäre es vermessen von mir, Euch um eine Unterredung unter vier Augen zu bitten?«
    Gregorius lehnte sich in seinem Stuhl zurück, legte die Hände aneinander.
    »Lady Levarda, Ihr solltet am besten wissen, dass eine unverheiratete Frau, vor allem eine Dame von meinem Hofe, niemals mit einem Mann allein im Raum sein sollte.«
    Levarda senkte den Blick. Er hatte recht, es wurde bereits genug über sie geredet. Allerdings behagte ihr der Gedanke nicht, das Thema in Anwesenheit von Lord Otis zu bereden.
    »Vielleicht, wenn die Tür offenbliebe und Lord Otis sich draußen hinstellte?«
    »Lady Levarda, entweder Ihr setzt Euch und nennt Euer Anliegen, oder Ihr verlasst diesen Raum«, beendete Lord Otis jede weitere Diskussion über diesen Punkt.
    »Was immer Ihr auf dem Herzen habt, Ihr könnt gewiss sein, dass alles unter uns bleibt.« Mit einem Lächeln und einem kurzen Blick zu seinem obersten Befehlshaber fügte der hohe Lord hinzu: »Ich vertraue Lord Otis mehr als mir selbst.« Nachdenklich runzelte er die Stirn und betrachtete sie. »Oder habt Ihr einen Grund, Euch über sein Verhalten zu beschweren?«
    Sie sah Lord Gregorius an. Eine verlockende Möglichkeit, die sich ihr bot. Aber nein, nicht nur, dass sie ihr Leben in seine Hände gelegt hatte, Lord Otis war der Einzige am Hof, der um das Geheimnis von Agilus wusste. Ihrer beider Leben waren untrennbar miteinander verbunden, eine erschreckende Erkenntnis, die sich auf ihrem Gesicht und in ihren Gefühlen spiegelte, denn die Energie im Raum begann, sich zu verändern. Mit schmalen Augen wandte sich der hohe Lord an seinen obersten Befehlshaber.
    »Nein, hoher Lord«, entgegnete Levarda hastig, »mein Anliegen betrifft nicht Lord Otis ...«
    »… sondern Lady Eluis«, ergänzte der Mann hinter ihr in einem gefährlich leisen Ton.
    Levarda biss sich auf die Lippen. »Ja, in gewisser Weise.« Sie knetete ihre Hände, sah angestrengt auf das Muster in ihrem Kleid. »Seht, hoher Lord, mir war bisher die Stellung einer unverheirateten Dame an Eurem Hof nicht bewusst.«
    Sie sprach so leise, dass sich der Herrscher aus Forran vorbeugte, um sie besser zu verstehen. Levarda rutschte auf ihrem Stuhl hin und her.
    »Meine Gedanken galten der Schwangerschaft Eurer Gemahlin und der Geburt und dem Wohlergehen Eures Sohnes.« Sie zögerte.
    »Ja, Lady Levarda, ich weiß Eure Fähigkeiten und Eure Unterstützung überaus zu schätzen«, ermunterte sie der hohe Lord zum Weitersprechen. »Auch mich habt Ihr geheilt. Wir alle sind froh, Euch hier am Hof zu haben.«
    Dieser letzte Satz aus seinem Mund half Levarda, den Mut für ihre nächsten Worte zu fassen.
    »Dann lasst mich hier für immer bleiben, hoher Lord. Ich möchte nicht heiraten und fortgehen. Bitte.«
    Die Energie in dem Raum verdichtete sich ein zweites Mal.
    »Versteht mich nicht falsch, hoher Lord«, ergänzte sie hastig, »aber der Gedanke, von Lady Smira und Agilus getrennt zu sein,

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