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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Schließlich neigte er kurz den Kopf.
    »Habt Ihr gestern zwei Goldstücke verloren?« Ihre Augen glitzerten belustigt bei dem Gedanken, dass er sie falsch eingeschätzt hatte.
    Seine Mundwinkel zuckten, er beugte sich vor, legte seine Hände auf den Tisch. »Habt Ihr sie gefunden?«
    Sie lachte auf. »Nein, tut mir leid, Mylord, ich fürchte, sie sind für immer verloren.« Er hatte mitgewettet!
    Sie stand auf und drehte sich zur Tür.
    »Ich habe Euch nicht die Erlaubnis erteilt, zu gehen.«
    Sie hörte das Rücken des Stuhls, Schritte, die kurz hinter ihr hielten. Ein Knarren des Tisches.
    »Es gibt da noch eine Kleinigkeit, die wir beide zu klären hätten.«
    Seine Stimme, so dicht bei ihr, verursachte Levarda ein unangenehmes Prickeln im Nacken. Sie wandte sich ihm zu, das Buch vor ihre Brust gedrückt wie einen Schutzschild. Er hatte es sich auf der Tischkante bequem gemacht, die Arme vorne verschränkt. Aus seiner Position musste er zu ihr aufsehen. Während er sie im Auge behielt, fasste er hinter sich und zog einen ledernen Band hervor, hob ihn hoch und hielt ihn ihr vor die Nase.
    Larisans Tagebuch, das sie heute Morgen auf dem Fenstersims liegengelassen hatte. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Zum Glück lagen die anderen Bücher wohlverborgen unter ihrem Kissen.
    »Woher habt Ihr das?« Sein lauernder Blick ruhte auf ihr.
    Levarda überlegte, ob es ratsam war, ihn zu belügen. Dabei gab es drei Probleme. Das erste: Sie konnte nicht lügen, nur geschickt Worte wählen. Das zweite: Vermutlich wusste er längst von Adrijana, wo sie es gefunden hatte. Das dritte: Wenn er Mintranisch lesen konnte, wusste er, dass dieses Buch von seiner Großmutter stammte und ihm gehörte.
    Unsicher, welche Konsequenz ihr Geständnis haben würde, entschied sie sich für die Wahrheit.
    »Es befand sich in einer der Kisten mit Kleidern, die Ihr mir freundlicherweise überlassen habt.«
    »Habt Ihr es gelesen?«
    Erneut zögerte sie, senkte den Kopf, um seinem Blick auszuweichen. Dann antwortete sie leise: »Zum Teil.«
    »Wie bitte? Ich kann Euch nicht verstehen.«
    Sie spürte, wie die Hitze in ihrem Körper anstieg. Sie schaute hoch und antwortete laut: »Zum Teil, Mylord. Allerdings ist es Schicksal, dass ich auf das Buch gestoßen bin.« Sie schob trotzig ihr Kinn vor.
    »In der Tat? Und wie kommt Ihr darauf?«
    In seinen Augen leuchtete es, und Levarda hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte.
    »Ihr habt mir meine Kleider genommen. In den Kisten, die Ihr mir habt bringen lassen, und die seit Jahren in Eurem Besitz sind, fand ich die Bücher.«
    Seine Augen verengten sich. »Bücher?«
    Levarda stöhnte, sie hatte sich tatsächlich verplappert! Es galt zu retten, was zu retten war.
    »Ich weiß nicht, ob Ihr Mintra lesen könnt, aber wenn Ihr die letzte Seite in diesem Buch lest, werdet Ihr sehen, dass die Niederschrift für mich bestimmt ist.«
    Ihre Hand griff nach dem Band, doch er zog das Buch weg, schlug es hinten auf.
    Als er gelesen hatte, hob er langsam den Kopf und musterte sie aufmerksam. Sein Ausdruck war unergründlich.
    »Das gibt Euch noch nicht das Recht, die Tagebücher meiner Großmutter an Euch zu reißen. – Wo sind die anderen?«
    Sie entschied sich zur Kapitulation, was ihr unendlich schwerfiel. »Oben«, gestand sie.
    »Geht voraus.«
    Zögernd drehte sich Levarda um. Sie spürte seine Anwesenheit in ihrem Rücken überdeutlich, obwohl sie keinen Laut hörte. Bernar sah sie an, schenkte ihr ein kurzes Lächeln und öffnete die Tür.
    Sie nahm zwei Stufen auf einmal. Oben angekommen ignorierte sie die Soldaten an der Tür, die ihre Körper strafften, als sie Lord Otis hinter ihr erblickten. Levarda betrat schwungvoll den Raum, sodass Adrijana vor Schreck aufschrie, die Augen aufriss, hastig aufstand und einen Knicks machte.
    »Lord Otis«, stammelte sie.
    Die Tür des Zimmers schlug hinter ihm ins Schloss. Er nickte der Magd zu.
    Levarda ging zum Bett, hob die Decke hoch, griff unter die Kissen. Mit den Büchern drehte sie sich um. Lord Otis stand am Bettpfosten und hielt einen der Kräutersträuße in der Hand.
    »Was ist das?« Er steckte seine Nase in den Strauß und schnupperte daran. »Riecht nach Lavendel, Melisse ...«
    »Das sind Kräuter, die mir helfen, besser zu schlafen«, unterbrach sie ihn hastig. Sie hoffte, dass seine ausgeprägten Sinne nicht merkten, dass die Kräuter noch eine andere Wirkung ausübten. Ein Mann, der über die Fähigkeit verfügte, Pflanzen anhand ihrer

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