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Lichtschwester

Lichtschwester

Titel: Lichtschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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haben ... Er versprach hoch und heilig, ihren Dienstvertrag zu schicken, sobald sein Herr ihn mit höchsteigener Hand ausgefertigt habe, wobei Coelli überzeugt war, daß die Hand, die den Kontrakt fein säuberlich schriebe, die ihre sein würde.
      Es wurden zwei Wochen Wegs durch die Wüste und dann ein paar Tage harten Aufstiegs auf Bergsteigen, die minder noch als Ziegenpfade waren. Dabei kamen sie durch die dichten hohen Wälder, die ihrem Orden Galläpfel, Misteln und Weidenholz für die Tintenherstellung lieferten. Endlich erreichten sie die aus weißen Quadern erbaute Rundburg, die Windwalls genannt war, und so sah Coelli erstmals, welche Art von Großem Haus ihre Dienste begehrte.
      »... aber die Dienstdauer und Bezahlung, Meister Meule. Sie sind hier gar nicht genannt«, sagte Coelli und tippte mit schwieligem Zeigefinger auf das ihr vorgelegte Pergament. Meule runzelte nur die Stirn. Hirnloser Narr, dachte sie, wer mich als Schreiberin dingt, weiß doch wohl, daß ich auch lesen kann. »Schau noch mal genau hin, Mädchen«, brummte er und stellte einen Weidenkorb auf den Tisch, auf dem die drei Vertragsausfertigungen lagen: eine für das Haus, eine für sie und eine für die Oberen in Harkady.
      »Komm, Meule, dir bräche keine Zacke aus der Krone, wenn du mich mit meinem Titel anreden würdest! Du hast eine Meisterbuchmalerin des Ordenshauses zu Harkady gedingt ... nenne mich also Meisterin Coelli und erweise mir die Großzügigkeit deines Hauses.«
      »Solange du nicht unterzeichnet hast, Meisterin Coelli, haben wir niemanden gedingt. Solltest du aber nicht vorgehabt haben, ihn zu unterschreiben, hättest du mit deinem Kommen nur unser aller Zeit vergeudet.«
      »Und die würde ich noch mehr vergeuden, wenn ich diesen Vertrag unterschriebe, der nicht rechtskräftig wäre«, murmelte Coelli und wandte sich wieder den Klauseln zu, die sie bereits ihren ganzen ersten Morgen in dieser Burg gekostet hatten. Diese Verträge, die da im Sonnenlicht lagen, das durch die hohen, schmalen Fenster einfiel, waren so sauber und schön geschrieben - wie von ihr oder ihresgleichen! Meule hatte ihr aber erzählt, daß sonst niemand aus ihrem Orden hier tätig sei. Vielleicht hatte er doch die Wahrheit gesagt ... vielleicht konnte ja der Herr dieses Hauses tatsächlich lesen und schreiben.
      Aber warum ließ man dann ihre Dienstdauer und ihre Löhnung so im unklaren? Sie studierte die Dokumente von neuem, und da stach ihr eine Formulierung in die Augen, die sie bisher offenbar übersehen hatte.
      »>Für die Lebenszeit der Katze<«, las sie mit lauter Stimme vor. 
      »Welcher Katze?«
      »Dieser da«, erwiderte Meule und hob eine rötliche Fellkugel aus seinem Weidenkorb. Coelli nahm das kleine Wesen ganz automatisch in ihre hohlen Hände, und da sah es mit seinen noch kätzchenhaft blauen Augen ganz unnahbar eulenhaft zu ihr auf. »Meule, du bist wohl wahnsinnig?« knurrte Coelli belustigt. »Gib mir deine Feder, oder soll ich meine nehmen?« Aber seine Feder aus Feinsilber hatte eine so rasiermesserscharfe Spitze, und er preßte ihr beide Finger so fest darum, daß sie ihr ins Fleisch fuhr und Blut daraus quoll - das ihr als Tinte dienen sollte. Sie fluchte leise, da es weh tat, aber als Meisterin aus Harkady hatte sie gegen Hexerei ebensowenig einzuwenden wie gegen guten Lohn, und so unterschrieb sie diese drei Ausfertigungen mit der hellroten Tinte, die ihre Farbe wohl so lange behält wie jede andere.
      Dann nahm Meule das rötliche Katerchen in die eine Hand und ihre Finger in die andere und zwang dem Tierchen das Maul auf, so daß ihm ihre Blutstropfen auf die Zunge fallen konnten. Darauf sprach er aber ein Wort, das die Sonne erbleichen und die Silberfeder in Coellis Hand rauchen und jäh verglühen ließ. Das Katerchen setzte sich mißmutig auf, um sich einer Katzenwäsche zu unterziehen, und Coelli wünschte sich, weil es jetzt leider viel zu spät war, noch etwas zu ändern, daß sie mehr Angst empfunden -und ihrer inneren Stimme Gehör geschenkt hätte. »Meule, was hast du da getan?« fragte sie nur, und da lächelte er -zum erstenmal, seit sie ihn kannte.
      Am Ende des ersten Jahres versuchte sie, sich freizukaufen. Am Ende des dritten Jahres versuchte sie zu fliehen. Aber jetzt war sie schon sieben Jahre in Windwalls.
      Als Coelli pünktlich zu Dienstbeginn die Schreibstube betrat, saß Cheyne wie üblich auf dem Fenstersims. Er sonnte sich und zuckte nur schläfrig mit

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